Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung

einzige Hoffnung? « Milo biss sich auf die Lippen. Er stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    » Milo, es ist okay. « Ich brachte es in einem überraschend ruhigen und sachlichen Ton heraus. Vielleicht war ich zu müde für Angst oder Traurigkeit. » Mir geht es gut. Wir brauchen uns keine Sorgen machen. Im Moment jedenfalls nicht. «
    Ich weiß nicht, warum, aber da hatte Jack genug. Abrupt stürmte er aus dem Raum, und ich hörte ihn die Treppe hinaufstampfen. Matilda lief hinter ihm her, doch offenbar knallte er ihr die Tür vor der Nase zu, denn wir hörten sie bellen und an der Tür kratzen.
    » Matilda! « , rief Ezra. Da hörte sie auf.
    » Milo, kannst du mir mein Handy holen? « , fragte ich. » Ich glaube, es ist bei Mae und Ezra. «
    » Schau mal im Badezimmer nach « , schlug Mae vor.
    » Klar. « Milo klang erleichtert – er hatte eine Aufgabe, statt nur untätig herumzustehen.
    Als er das Zimmer verlassen hatte, wandte ich mich an Ezra. Ich war ein wenig überrascht, als ich merkte, dass mir die Tränen in den Augen standen, aber immerhin war ich nicht nur unglaublich müde, sondern erstickte auch förmlich in Jacks Schuldgefühlen.
    » Sag ihm, er soll nicht mehr zurückkommen « , erklärte ich Ezra. Ein dicker Klumpen bildete sich in meiner Kehle.
    Einerseits machte es mich unendlich traurig zu wissen, dass ich Peter nie wiedersehen würde. Doch was blieb mir anderes übrig? Er würde mich töten, sobald er mich sah.
    Ich fühlte mich Jack verbunden, mehr denn je. Obwohl er nicht im selben Raum war, spürte ich sein Entsetzen und seine Scham. Gleichzeitig fühlte ich mich noch zu Peter hingezogen und wusste nicht, wie ich ohne ihn überleben sollte.
    » Willst du das wirklich? « , fragte Ezra.
    » Habe ich denn überhaupt eine Wahl? « Ich schluckte. » Er wird mich und Jack umbringen. « Ich starrte die Decke an und zerknautschte eine Ecke davon in meinen Händen. » Ich weiß, dass ihr noch miteinander redet. Mach ihm klar, dass er nicht zurückkehren darf. « Dann wurde mir klar, wie egoistisch ich war. Ich schüttelte den Kopf. » Nein, das ist nicht fair. Ich muss gehen. Wenn Peter es nie erfährt, hat er auch keinen Grund, Jack etwas anzutun. «
    » Niemand will, dass du gehst, Liebes. « Mae streichelte mir das Haar. » Insbesondere nicht nach der letzten Nacht. «
    Ich wollte schon fragen, was Jacks Biss damit zu tun hatte, als mir klar wurde, dass sie den Kampf in der Disco meinte. Als gäbe es nicht schon Ärger genug, waren auch noch fremde Vampire hinter mir her.
    » Ich weiß nicht, was ich tun soll. « Ich musste einmal tief Luft holen, um nicht gleich wieder in Tränen auszubre chen. Ezra trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    » Wir werden dich beschützen, Alice « , sagte Ezra. » Wir haben nur noch nicht beschlossen, wie genau wir vorgehen. «
    » Habt ihr überhaupt etwas beschlossen? « , fragte ich spitz.
    » Das kommt noch « , erwiderte Ezra entschieden.
    » Ich habe dein Handy gefunden. « Milo stand in der Tür und hielt es mir unsicher entgegen. Als er gegangen war, hatte ich einen erholten Eindruck auf ihn gemacht, doch nun saß ich da, in Tränen aufgelöst, zusammengekauert und die Arme um mich geschlungen.
    Als ich das Handy von Milo entgegennahm, war ich überrascht, dass keine Nachrichten oder Anrufe von Jane verzeichnet waren. Doch es war noch recht früh am Morgen, und immerhin hatte Milo ihr in der Nacht zuvor komplett das Licht ausgeknipst.
    » Ich muss nach Hause. Morgen habe ich wieder Schule, und ich muss auch noch mit Jane reden. Ich weiß ja noch gar nicht, was ich ihr sagen soll. «
    » Es ist doch noch sehr früh, und du hast kaum ein Auge zugemacht. Du kannst dir später noch Gedanken darüber machen. Wie wäre es, wenn du hierbleibst und dich ein wenig ausruhst? Dann bringen wir dich am Morgen nach Hause, damit du dich für die Schule fertig machen kannst « , schlug Mae vor.
    » Warum am Morgen? « , fragte ich. » Warum nicht heute Abend? «
    » Uns wäre ein wenig wohler, wenn du heute Abend hier wärst. « Sie streichelte mir übers Haar.
    Jack war wahrscheinlich mein geringstes Problem. Mein Blut trug schon seinen Geschmack. Etwas Schlimmeres als das, was geschehen war, konnte nicht passieren.
    Außerhalb dieses Hauses jedoch lauerten Lucian und Violet, von Peter einmal ganz zu schweigen. Dazu kam, dass ich unglaublich schwach war, und so konnte es nicht schaden, noch eine Weile unter Beobachtung zu bleiben.
    » Du kannst bei Mae