Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
jedoch mit einem Arm weiter festhielt. Schniefend wischte sich Milo mit dem Unterarm über das Gesicht. Er wollte wohl nicht zeigen, dass er geweint hatte.
» Jack, geh zum Medizinschrank im großen Badezimmer « , sagte Mae und deutete in den Flur. » Da müsstest du Eisen und Vitamin B12 finden. « Er nickte, ohne mich anzusehen, und verschwand in den Flur. » Milo, könntest du etwas holen, mit dem sie es einnehmen kann? Es sollte Zucker drin sein. Wir haben doch noch etwas Limonade, oder? «
» Ich sehe mal nach. « Als Milo sich auf den Weg machen wollte, hielt Ezra ihn fest.
» Kann ich dir vertrauen? « Ezra sah ihm in die Augen, und Milo nickte verlegen. » Gut. « Ezra ließ ihn los, und Milo ging eilig zum Kühlschrank, um mir etwas zu trinken zu besorgen.
Jack kehrte mit den Vitaminen zurück, reichte sie Mae und trat gleich wieder mehrere Schritte zurück. Er stellte sich auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, die Arme vor der Brust verschränkt, und starrte auf den Boden.
Milo kam mit der Limonade zurück. Während er sie mir reichte, starrte er Jack böse an. Ich war zu schwach, um die Dose aufzumachen, deshalb öffnete Mae sie für mich.
Mae kniete sich neben mich, stützte mir den Rücken und reichte mir ein paar Pillen. Ich trank gierig die Limonade.
» Geht es dir ein bisschen besser? « Mae steckte mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah mich eindringlich an.
» Glaub schon « , sagte ich achselzuckend, obwohl ich kaum wacher war als zuvor. » Warum habt ihr überhaupt Vitamine im Haus? Ihr braucht die doch gar nicht. «
» Ich habe sie für dich gekauft « , erwiderte Mae. » Wir wussten ja alle, dass das passieren könnte. «
» Seid ihr sicher, dass es ihr gut geht? « Milo stand neben Ezra und sah mich nervös und unruhig an. » Sie ist so schrecklich blass. «
» Das wird schon wieder « , versicherte ihm Mae. » Hörst du ihr Herz? « Milo neigte den Kopf und lauschte. » Es ist ein bisschen schnell, aber es ist stark. Der Klang sagt uns, dass sie bald wieder auf die Beine kommt. «
» Wir sollten sie vom Fußboden wegholen « , sagte Ezra.
Mae nahm mir die leere Dose ab. Ezra beugte sich zu mir herunter, ich schlang die Arme um seinen Hals, und er hob mich hoch. Da ich ihm noch nie so nahe gekommen war, war es mir ein wenig peinlich, doch ich kam nicht umhin, seinen wunderbar männlichen Duft wahrzunehmen, eine Mischung aus Sandelholz und Gewürzen.
Er brachte mich ins Wohnzimmer, gefolgt von Mae, die eine Decke mitbrachte. Als er mich auf dem Wohnzimmersofa abgesetzt hatte, blieb Ezra noch einen Augenblick neben mir knien. Er seufzte tief, wandte dann fast traurig den Blick ab und stand auf. Mae schlang mir die Decke um die Schultern, setzte sich neben mich und nahm mich in die Arme.
Ezra stand vor uns, das Kinn in die Hand gestützt, und betrachtete mich stumm. Milo und Jack warteten in einigem Abstand. Ich spürte, dass sie Ezra gespannt ansahen. Eine Entscheidung wurde gefällt, eine, die ich nicht verstand.
Kapitel 22
» Leute, mir g eht es prächtig « , sagte ich schwach, in dem Bestreben, die gespannte Atmosphäre im Raum zu lösen.
» Das wissen wir, Liebes « , flüsterte Mae und drückte mir kurz die Hand, doch auch sie hatte den Blick fest auf Ezra gerichtet.
» Ja. « Er nickte mit einem Bedauern im Gesicht. » Man riecht ihn an ihr. «
» Scheiße « , zischte Jack zwischen den Zähnen hervor und drehte uns den Rücken zu.
Mae stieß einen tiefen Seufzer aus und legte ihre Stirn an meine Schulter. Ich verstand gleich, was Ezra meinte, schüttelte aber ungläubig den Kopf.
» Ich trage seine Kleider. « Ich zeigte auf das T-Shirt. » Und was macht das überhaupt aus? Was soll sein, wenn ich rieche wie Jack? « Ich sah zu Jack hinüber, doch der stand immer noch mit dem Rücken zu uns. » Was spielt das schon für eine Rolle? «
» Es spielt eine Rolle. « Mae hob den Kopf und sah zu Ezra hinauf. » Aber wir können etwas tun. Oder nicht? « Er starrte sie an, so lange, dass mir unbehaglich wurde, antwortete aber nicht. » Ezra? «
» Mae … « Ezra schüttelte den Kopf.
» Was hat das zu bedeuten? « , fragte Milo mit hoher, zittriger Stimme. » Was meinst du? «
» Das einzig Gute ist, dass Peter nicht hier ist. « Ezra legte die Hände aufeinander, als betete er. Dann breitete er die Arme aus, sah Milo an und versuchte zu lächeln. » Er ist nicht hier. Er kann ihnen nichts tun. Das ist alles, was wir im Moment haben. «
» Das ist unsere
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