Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
konnte.
» Ich bin bei Dan Kelly « , antwortete sie zögernd. » Wenn du kommen willst, findest du mich hier. « Damit beendete sie das Gespräch.
Mit Dan Kelly war Jane gegangen, als sie vierzehn war. Er wohnte nur wenige Straßen von mir entfernt.
Ich zog mir eine Jeans und ein lila Top an und fuhr mit der Bürste durchs Haar, um den letzten Staub herauszubekommen. Dann steckte ich mir Handy und Schlüssel in die Tasche und stürzte aus der Wohnung.
Der Regen vom Morgen hatte sich in der Abenddämmerung in einen dichten Nebel verwandelt. Im unheimlichen Schimmer der Straßenlaternen wirkte die Umgebung schattenhaft. Die Luft war so kühl, dass ich wünschte, ich hätte ein Sweatshirt oder eine Jacke mitgenommen. Doch wenn ich schnell genug ging, so hoffte ich, konnte ich mich trotzdem warm halten.
Ich hörte die Party, ehe ich das Haus sah, doch das war auch in klaren Nächten nichts Ungewöhnliches. Jane stand vor dem Haus und rauchte eine Zigarette. Das Handy hatte sie am Ohr. Da sie etwas davon quasselte, dass sie die heißeste Braut weit und breit sei, nahm ich an, dass sie mit Milo telefonierte.
» Jane « , sagte ich und ging über den Rasen auf sie zu. Sie schüttelte den Kopf und scheuchte mich mit einer Handbewegung weg. Ich ließ mich nicht beeindrucken. » Jane, was machst du da? «
» Geh an das blöde Telefon! « , kreischte Jane in ihr Handy. » Ich weiß, dass du da bist! «
» Jane, das ist die Sprachbox. Er kann dich nicht hören. «
» Die haben dich geschickt. « Sie klappte ihr Handy zu. Mascara und Eyeliner liefen ihr über die Wangen, und den grellroten Lipgloss hatte sie über das ganze Gesicht verschmiert. » Genau, wie ich es gesagt habe. «
» Niemand hat mich geschickt. Du hast schrecklich geklungen am Telefon. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. « Ich streckte die Hand aus, doch sie wich vor mir zurück und schüttelte den Kopf.
» Ich brauche dein blödes Mitleid nicht. « Da die Zigarette bis zum Filter abgebrannt war, warf sie sie ins Gras und zog sich eine neue aus dem BH .
» Ich bemitleide dich nicht. « Ich verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein möglichst trotziges Gesicht auf.
» Dann bist du wohl gekommen, um dich an meinem Unglück zu weiden? « Sie pustete mir den Qualm ins Gesicht.
» So ein Quatsch. « Ich hustete und wedelte den Rauch weg. » Ich wollte nur nach dir sehen. «
» Du hast ja keine Ahnung, wie das ist. « Sie biss sich auf die Lippen. » Es ist, als könne ich ihn noch in mir fühlen. So etwas habe ich noch nie erlebt. Er ist unter meiner Haut, ich kann ihn nicht abschütteln. Aber er will nichts mit mir zu tun haben. «
» Ich weiß genau, wie sich das anfühlt « , verbesserte ich sie. » Ganz genau. «
» Wie meinst du das? « Ihr Gesichtsausdruck war noch skeptisch, doch sie sah mich neugierig an.
» Ich will das jetzt wirklich nicht näher erklären, aber … es ist Samstagabend, und ich weiß nicht, wohin mit mir. Kein Mensch hat mich angerufen. « Ich versuchte, es mit einem Achselzucken abzutun, aber als ich es laut aussprach, tat es doch richtig weh. Fast eine Woche war vergangen, seit ich das letzte Mal mit Jack gesprochen hatte.
» Warum siehst du dann besser aus als ich? « Jane musterte mich von oben bis unten.
» Ehrlich, ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich nichts getrunken habe. «
» Das lässt sich ändern. « Sie lächelte mich verschmitzt an und nickte zum Haus hin. » Und ich bin mir sicher, da drin gibt es einen betrunkenen Typen, der alles darum geben würde, bei dir anzudocken. «
» Das kann schon sein, aber für mich ist das keine Lösung. Komm schon. « Ich ging einen Schritt zurück und wies in die andere Richtung. » Gehen wir doch zu mir. Wir können die ganze Nacht schlechte Filme gucken. Das ist eine viel bessere Therapie als Alkohol. «
» Ich würde viel lieber die Flasche Wodka leeren und mal nach Dan sehen. « Sie warf einen sehnsüchtigen Blick zum Haus. » Du darfst gerne mitgehen. «
» Nein, danke. Komm schon, Jane. « Am liebsten hätte ich sie am Arm gepackt und hinter mir hergezerrt, doch stattdessen blieb ich stehen und dachte mir ein überzeugendes Argument aus. » Hast du denn davon nie genug? «
» Du brauchst es ja nicht gut finden. Es ist mein Leben, okay? « , sagte Jane barsch. » Ich weiß ja nicht, was du verdammt noch mal so anstellst, um durch die Nacht zu kommen, aber das hier ist meine Methode. Und ich werde sie nicht ändern, nur weil du nichts damit
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