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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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der Eingangshalle und sah mir den Titel einer Zeitschrift an. Natur erleben in Michigan, etwa zwei Jahre alt. Ich griff nach einer anderen, Jagen und Fischen, bloß anderthalb Jahre. Nicht daß ich in der Stimmung gewesen wäre zu lesen. Ich stand auf und ging nach draußen. Ich zog meinen Mantel enger um mich, als ich auf den Parkplatz hinaustrat. Es war die Art grimmiger Kälte, die einem bis auf die Knochen geht und in einem den Wunsch erweckt, bis April zu schlafen. Der Schnee fiel jetzt richtig dicht. Bestimmt zwanzig Zentimeter seit dem Morgen.
    Ich stand da, sah dem Schnee beim Fallen zu und wartete, daß Prudell mit der Kaution auftauchte.
    »Entschuldigen Sie, Mr.   MacKnight?«
    Ich drehte mich um. Es war ein Polizist vom Soo, der die Tür aufhielt.
    »Würden Sie bitte einen Moment hereinkommen? Chief Maven möchte Sie sprechen.«
    »Sagen Sie ihm, wenn er mich sprechen will, kann er hier raus kommen.«
    Der Polizist antwortete nicht. Er stand nur da und hielt die Tür offen. Jeder seiner Atemzüge wurde zur weißen Wolke. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet mir, daß er bei weitem nicht gut genug bezahlt wurde, um sich so was anhören zu müssen.
    »Ich komme«, sagte ich schließlich. »Ich möchte Chief Maven doch nicht enttäuschen.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte er, als ich an ihm vorbei nach drinnen ging.
    »Wie ist es denn so, wenn man unter ihm arbeitet?«
    »Fragen Sie lieber nicht«, antwortete er. Er führte mich zu den Büros der Stadt tief im Inneren des Gebäudes.
    Vor seinem Büro gab es einen kleinen Vorraum mit vier Plastikstühlen. Wenn sie kaputt und wacklig genug waren, wurden die Stühle aus der vorderen Eingangshalle offensichtlich hierhin geschafft. Und die Zeitschriften ebenfalls, wenn sie um mindestens drei Jahre gealtert waren. Es war die Art von Raum, in der man mit dem Rauchen anfangen möchte.
    Der Beamte ließ mich hier allein. Ich setzte mich für ein paar Minuten auf einen der Stühle. Du warst schon einmal hier, sagte ich mir, und du weißt, wie das geht. Drinnen in seinem Büro sitzt Chief Maven jetzt, hat vermutlich die Beine auf den Schreibtisch gelegt und liest Zeitung. Und du wartest hier eine Stunde, während er seinen Machtrausch genießt. Und wenn du schön durchgebraten bist, ruft er dich rein und verspeist dich zu Mittag.
    Aber heute nicht. Nicht nach dem, was ich die beiden letzten Tage durchgemacht habe.
    Ich stand auf, ging zu seiner Tür und öffnete sie. Maven war am Telefon. Er blickte auf und sah mich an, als hätte ich ihm soeben einen Speer durch die Brust gerammt.
    »Sie wollten mich sprechen, Chief?« sagte ich.
    »Verdammt noch mal, McKnight, bei Ihnen piept’s wohl?« Er hatte sich seit unserer letzten Begegnung nicht verändert. Er war ein zäher alter Bulle wie tausend andere. Schütteres Haar, Schnauzbart, ein wettergegerbtes Gesicht, das zu viele harte Winter erlebt hatte. Er war ein potthäßliches Exemplar, aber das wurde wettgemacht durch seine gewinnende Persönlichkeit.
    Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Ich bin in Eile«, sagte ich. »Ich gebe Ihnen fünf Minuten.«
    »Ich kann’s nicht glauben«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte«, sprach er in den Hörer. »Ich bin gerade in unverschämtester Weise unterbrochen wurden. Ich werde Sie zurückrufen … Ja … Ja, werde ich. Ja. Wie ich schon sagte, ja. Okay, bis bald.« Er knallte den Hörer auf und sah mich an. »Hat Ihnen jemand gesagt, Sie sollten hier reinkommen, ohne anzuklopfen?«
    »Wissen Sie, ich glaube, ich weiß jetzt, warum Sie immer so schlecht gelaunt sind«, sagte ich.
    Er sagte kein Wort. Er bewegte nicht einmal die Lider.
    »Schauen Sie sich doch nur mal um«, sagte ich. Sein Büro bestand aus vier Betonwänden. Kein Fenster. Kein einziges Bild oder irgendwas Persönliches auf seinem Tisch. »Ich war gerade ein paar Minuten im Gefängnis. Und das muß ich Ihnen schon sagen, da ist es erheblich gemütlicher als hier.«
    »Deshalb wollte ich Sie auch sprechen. Was haben Sie im Gefängnis gemacht?«
    »Einen Freund besucht.«
    »Dieser Freund ist nicht zufällig Vinnie LeBlanc?«
    »Doch, das ist er.«
    »Wer hat Ihnen die Besuchserlaubnis erteilt? Er ist in städtischem Gewahrsam.«
    »Ja«, sagte ich. »Aber er sitzt im Gefängnis des County.«
    »Das bedeutet einen Scheiß, McKnight. Wenn Sie noch mal jemanden in meinem Gewahrsam aufsuchen, ohne mich vorher zu fragen, schmeiße ich Sie in die Zelle daneben. Haben Sie mich

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