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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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nur den Kopf. Ich fuhr vom Parkplatz herunter und nach Süden zur M-28. Das Mittagslicht war gedämpft von den schweren Wolken und dem Schnee und ließ alles traumhaft unwirklich wirken. An einem anderen Tag hätte alles friedlich gewirkt.
    »Wann läßt du endlich dein Fenster reparieren«, sagte Vinnie. Er wickelte sich fester in seinen Mantel, als der Wind die durchsichtige Plastikfolie peitschte.
    »Für jemanden, den man gerade per Kaution aus dem Knast geholt hat, hast du ganz schön viel rumzumäkeln.«
    »Ich habe nicht um die Kaution gebeten«, sagte er. »Du hättest mich ruhig dalassen können.«
    »Nun fang nicht schon wieder damit an«, sagte ich. »Fang lieber an zu erzählen. Was weißt du sonst noch über Dorothy Parish?«
    »Ich habe dir alles erzählt.«
    »Wie steht es mit Verwandten? Ich habe im Telefonbuch nachgesehen. Im Reservat muß es mindestens dreißig Parrishs geben.«
    »Das ist ihre Familie«, sagte er. »Alle gehören dazu.«
    »Das weiß ich«, sage ich. »Aber wie steht es mit engen Verwandten? Was ist mit ihren Eltern? Kennst du ihre Eltern?«
    Vinnie zögerte. Er sah aus dem Folienfenster auf den Schnee, durch den wir uns kämpften. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich kenne ihre Eltern.«
    »Leben sie noch im Reservat?«
    »Ja«, antwortete er.
    »Gut, dann fangen wir da an.«
    Er nickte langsam mit dem Kopf. »Okay, fangen wir damit an.«
    Wir fuhren nach Westen, Richtung Reservat. Bei dem Schnee konnte ich nicht schneller als fünfzig fahren. Es waren nicht viele Autos auf der Straße, aber eines fiel mir auf, das uns die ganze M-28 über folgte. Wieder einmal fragte ich mich einen Moment, ob mir jemand folgte. Und wieder einmal verfluchte ich mich, daß ich blöd genug war, mich zu fragen.
    Als wir nach Norden abbogen, um zum Reservat zu fahren, fuhr der Wagen weiter nach Westen. Siehst du, Alex, sagte ich zu mir, du machst dich noch verrückt, wenn du weiter so denkst. Warum um alles in der Welt sollte dir jemand folgen?

Kapitel 8
    Die Bay Mills Reservation liegt direkt im Norden der Stadt Brimley, an den Ufern der Whitefish Bay, da, wo sie in den St.   Marys River übergeht. Der Stamm ist nur einer der verschiedenen Stämme der Ojibwas oder der Chippewas, wie die Bleichgesichter sie nennen. Es gab eine Zeit, da sah man in dem Reservat nichts als heruntergekommene Hütten. Jetzt, wo mit dem Bay Mills Casino viel Geld verdient wird, sind diese Hütten verschwunden. Jetzt besteht das Reservat nur noch aus Häusern im Ranch-Stil, mit Höfen, gepflasterten Auffahrten und aufgemotzten Briefkästen. Wenn man das Schild am Weg dorthin übersehen würde, wüßte man gar nicht, daß man in einem Reservat ist. Man würde denken, man sei in einer weiteren von einem Makler erschlossenen Neubausiedlung.
    »Wo ist das Haus?« fragte ich.
    Vinnie war die meiste Zeit der Fahrt still gewesen und hatte, den Kopf an die Tür gelehnt, trotz der rasselnden Folie gedöst. Jetzt rührte er sich und sagte mir, ich solle bis zum nördlichen Ende des Reservats auf der Hauptstraße bleiben.
    Wir fuhren am Bay Mills Casino vorbei, dem größeren und neueren der beiden Kasinos im Reservat, vorbei am Gesundheitszentrum und dann an dem ursprünglichen Kings Club Casino. Dahinter die Sporthalle und das Community College, weitere Früchte des Geschäfts mit dem Glücksspiel. Ein kleines Stück die Straße runter sahen wir ein paar Kinder auf dem Weg, der zum Friedhof auf Mission Hill hochführt, Schlitten fahren.
    Vinnie zeigte auf ein Haus zu unserer Linken. Ich fuhr in die frisch vom Schnee befreite Einfahrt. Ein Schneegebläse stand in der offenen Garage; nur langsam schmelzender Schnee klebte noch an ihm. Vinnie ging zur Eingangstür und klopfte. Ich stand hinter ihm auf der Veranda, als Mr.   Parrish die Tür öffnete. »Mr.   Parrish, schön, Sie zu sehen«, sagte Vinnie. »Erinnern Sie sich noch an mich? Ich heiße Vinnie LeBlanc.«
    »Vinnie«, sagte der Mann. »Ja natürlich. Ich kenne viele Ihrer Vettern. Ich treffe sie auf dem College.«
    »Mr.   Parrish, das hier ist Alex McKnight. Dürfte er Ihnen wohl ein paar Fragen stellen? Es geht um Dorothy.«
    Jetzt erst sah mich Mr.   Parrish bedächtig und sorgsam an. Er sagte nichts.
    »Bitte, Mr.   Parrish«, sagte ich. »Es wird nicht lange dauern. Es ist sehr wichtig.«
    »Ist in Ordnung«, sagte er. Er öffnete die Tür nun ganz und bat uns hinein. Wir gingen ins Haus, nachdem wir uns den Schnee von den Schuhen geklopft hatten. Es war eine

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