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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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seinen Weg fort, während ich die Toilette aufsuchte. Ich ging hinein und sah, daß Bill Brandow an einem Urinal stand. Ich stellte mich neben ihn.
    »Heute ist ein harter Tag für Sie«, sagte er, ohne mich anzusehen.
    »Bill, was geht hier vor sich?«
    »Was meinen Sie?« Er sah mich immer noch nicht an.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht. Maven benimmt sich komisch. Sie benehmen sich komisch.«
    »Mir war nicht bewußt, daß ich mich komisch benehme«, sagte er. »Es ist auch nicht der richtige Tag, um sich komisch zu benehmen.«
    Ich wußte nichts mehr zu sagen. Ich verrichtete mein Geschäft, er verrichtete sein Geschäft, dann wusch er sich die Hände und ging.
    Ich ging in die Eingangshalle zurück und sah aus den vorderen Fenstern in den Schnee. Er fiel jetzt in Flocken so groß wie Wattebällchen. Als ich mich schließlich umdrehte, führte Prudell Vinnie gerade durch die Tür, hinter der die Arrestzellen lagen. Ich bemerkte einen schönen violetten Bluterguß auf Vinnies rechter Wange, der mir vorher nicht aufgefallen war.
    »Der Prozeß ist in sieben Tagen«, sagte Prudell. »Ich verlaß mich drauf, daß Sie dann vor Gericht erscheinen.«
    Vinnie sah ihn an, ohne irgend etwas zu sagen.
    »Lassen Sie es bitte nicht darauf ankommen, daß ich Sie suchen muß«, setzte Prudell hinzu.
    »Er wird hier sein«, sage ich. »Machen Sie sich da man keine Sorgen.«
    »Das genügt mir, Alex. Ich lasse ihn in Ihren Händen.«
    »Hast du das gehört, Vinnie?« sagte ich. »Du bist jetzt in meinen Händen.«
    Vinnie stand nur da, ein Häufchen Elend.
    »Okay, Partner«, sagte Prudell. »Was jetzt?«
    »Was meinen Sie mit ›Was jetzt‹?«
    »Wir haben ’ne Menge Arbeit vor uns. Uns bleiben sieben Tage, um seine Unschuld zu beweisen.«
    »Er ist nicht unschuldig«, sagte ich. »Er hat ’nen Hockeyknüppel auf der Nase eines Beamten kaputtgeschlagen.«
    Prudell sah sich in der Halle um und beugte sich vertraulich vor. »Um Gottes willen, Alex. Sprechen Sie leise.«
    »Das ist kein Geheimnis«, sagte ich. »Fragen Sie ihn doch.«
    Prudell sah Vinnie an und wartete auf dessen Reaktion. Sie erfolgte nicht.
    »Okay«, sagte er, »okay. Aber trotzdem. Es muß mildernde Umstände geben. Haben wir Zeugen?«
    »Können wir vielleicht damit aufhören, über mich zu verhandeln, als gäbe es mich nicht?« sagte Vinnie endlich. »Und können wir nicht endlich hier raus?«
    Wir gingen hinaus in die Schneeflocken. Der Schnee lag schon über fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Ich führte Vinnie zu meinem Wagen und wirbelte bei jedem Schritt Wolken weißen Puders auf. Leon folgte uns. »Was steht jetzt an, Alex?« fragte er. »Geben Sie mir was zu tun.«
    Ich blieb neben dem Wagen stehen und dachte an all das, was Prudell meines Erachtens jetzt wohl tun könnte. Aber dann plagte mich mein schlechtes Gewissen: schließlich hatte der Mann mir gerade einen Gefallen getan. »Sie wollen in der Sache was tun?«
    »Alles, Alex. Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    »Es gibt da einen gewissen Lonnie Bruckman«, sagte ich und gab ihm eine knappe Fünf-Minuten-Version des bisher Geschehenen. Das Hockeyspiel. Das Wiedersehen in der Kneipe. Wie Dorothy mich um Hilfe gebeten hatte. Und wie Bruckman sie in der Nacht geholt hatte. »Ich glaube, er wohnt hier in Sault Ste. Marie«, sagte ich. »Zumindest hat er hier gewohnt. Ich bin sicher, daß er jetzt auf und davon ist. Aber wenn Sie rauskriegten, wo er gewohnt hat, wäre das eine große Hilfe.«
    »So gut wie erledigt, Alex. Ich arbeite an unserem Fall.«
    »Okay, ist schon in Ordnung.«
    »Ich melde mich dann mit meinem Bericht.«
    »Schon gut«, sagte ich.
    »Ich finde die Wohnung«, sagte er. »Sie können sich drauf verlassen.«
    »Okay«, sagte ich, »dann finden Sie sie.«
    Er wandte sich endlich zum Gehen.
    »Und übrigens noch vielen Dank«, sage ich. »Für die Kaution.«
    »Wozu hat man denn Partner?« sagte er. Und dann schob er sich durch den Schnee zu seinem Wagen.
    Vinnie und ich stiegen in den Lastwagen und warteten darauf, daß die Heizung alles ein wenig wärmer machte. Unser Atem ließ die Windschutzscheibe beschlagen.
    »Warum hast du dem Kerl alles erzählt, was passiert ist?« fragte Vinnie. »Das ist doch ein Idiot.«
    »Dieser Idiot hat dich gerade mit einer Kaution aus dem Knast geholt«, sagte ich. »Und was haben wir schon zu verlieren? Der findet tatsächlich noch raus, wo Bruckman gelebt hat, und wenn er dabei der ganzen Stadt auf den Wecker fallen muß.«
    Vinnie schüttelte

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