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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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versuchte. Aber Fatja schien sich anders entschieden zu haben, was Lorin außerordentlich bedauerte. Er selbst warf die Harpune auch recht gut, nur die Kraft fehlte noch.
    Er sprang ins Boot und kauerte sich beim Steuermann am Heck zusammen, um niemanden zu stören.
    »Was will der kleine Fremdländler hier?«, murrte einer der Männer. »Er bringt uns Unglück.«
    »Unsinn. Er fährt mit uns, um zu lernen. Ihr werdet sehen, durch ihn machen wir fette Beute.« Sein Freund fuhr ihm ermutigend über den Kopf und begab sich an den Bug, die Meeresstern legte ab. »Spar dir die Luft zum Rudern. Und nun legt euch in die Riemen, bevor Kalisstra ihre Gnade von uns nimmt und den Wal tauchen lässt.«
    Die eingespielte Rudermannschaft bewegte die hölzernen Schäfte in unglaublichem Takt vor und zurück, bald schloss das Dingi zu den anderen Jagdbooten auf. Insgesamt beteiligten sich sieben von ihnen am Walfang, zwei davon würden den gewaltigen Fisch direkt jagen. Lorin spürte die Aufregung in jeder Faser seines Körpers.
    »Der Feuerturm hat einen Hügelwal etwa eine halbe Meile von hier gesichtet«, erklärte ihm der Steuermann. »Vermutlich ein Einzelgänger, der sich kurz vor dem Winter nach Süden absetzen möchte. Nicht ungefährlich.«
    Auf der Backbordseite entstand ein zischendes Geräusch, eine Wasserfontäne stieg in den Himmel.
    »Wal!«, brüllte Blafjoll den anderen Booten zu, um sie aufmerksam zu machen. »Wal! Da bläst er!«
    Die Richtung wurden geändert, und die kleine Flotte der wagemutigen Boote machte sich an die Verfolgung der Beute, die vermutlich einem Großteil der armen Familien in Bardhasdronda zu Gute kommen würde.
    Die Meeresstern ließ sich etwas zurückfallen, um beide Jagdboote nicht in ihrer Manövrierfähigkeit zu behindern. Dort machten sich die Harpunisten im Bug bereit, die geschliffenen, mit Widerhaken besetzten Metalllanzen in den Leib des Wals zu schleudern. Die Kunst bestand darin, die Lunge des riesigen Tieres zu treffen und es gleich mit der ersten Eisenspitze so zu verletzen, dass es nicht mehr abtauchen und verschwinden konnte. Die Seile am Ende der Harpune verbanden Boot und Wal miteinander. Nur an welchem Ende das Opfer hing, war nicht immer genau abzusehen.
    Der Wal hatte bemerkt, dass die Verfolger näher rückten. Doch war die erste Harpune bereits auf dem Weg und bohrte sich tief ins Fett und Fleisch des Tieres. Die Schwanzflosse durchschlug fast gleichzeitig die Wasseroberfläche und zertrümmerte die Planken des Dingis mit müheloser Leichtigkeit.
    Die Jäger flogen durch die Luft, das Boot versank in den Fluten, die sich hinter dem Meeresgiganten rot färbten. Bereits das erste Wurfgeschoss musste das Tier gehörig verletzt haben.
    Mit großen Augen verfolgte Lorin das Geschehen. Ein vielfacher Entsetzensschrei erscholl, als das zweite Boot dem wütenden Wal zum Opfer fiel. Wie ein gewaltiger Gott wuchtete er seinen Körper aus dem Wasser und warf ihn auf das Dingi, das unter den Tonnen zerbarst.
    »Bete zu Kalisstra«, empfahl der Steuermann. »Das ist ein Walbulle, der keinen Spaß versteht.«
    Nun würde es doch gefährlich werden. So etwas hatte selbst Waljakov bestimmt noch nie gemacht.
    Die Ruderer legten an Geschwindigkeit zu, die Meeresstern übernahm die Spitze der Jagdgemeinschaft.
    Blafjoll stand am Bug, die Harpune zum Wurf bereit und aufmerksam auf die Wogen blickend, die sich nach dem Sprung des Wals wieder glätteten.
    Auf der windabgewandten Seite schoss eine rote Springquelle in die Luft, und Lorins Freund schleuderte die Waffe, die sich knapp neben dem ersten Eisen in den Leib fraß. Das daran befestigte Seil straffte sich, und ein Ruck ging durch den Rumpf. Die Meeresstern wurde von dem Wal übers Wasser gezogen.
    Blafjoll rammte keuchend vor Anstrengung eine Harpune nach der anderen in das Tier. Doch der Walbulle wollte nicht aufgeben und versuchte zu fliehen. Einer der Männer stand mit der Axt bereit, um die Taue zu kappen, sollte der Gigant abtauchen und das Boot mit sich in die Tiefe ziehen wollen. Der wilde Ritt ging eine ganze Weile, und die anderen Dingis waren plötzlich weit abgeschlagen.
    »Bring ihm die Ersatzharpunen nach vorne«, befahl ihm der Steuermann und nickte auf die Waffen, die zu Lorins Füßen lagerten. »Vielleicht braucht er sie.«
    Gehorsam folgte der Knabe der Anweisung. Aber als er mit seiner Last am Bug ankam, schüttelte sein Freund nur den Kopf. Das Kampf war gewonnen.
    Das Meer färbte sich vor ihnen dunkelrot, der Wal

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