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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zug, der natürlich die Aufmerksamkeit der übrigen Städter erregte, ging es sofort zum Kalisstra-Tempel.
    Kiurikka erschien an der Spitze der Freitreppe und lauschte den Schilderungen der aufgeregten Waljäger.
    »Nun, das ist eine Tat, die schwere, schwere Folgen für unsere Stadt haben kann«, mutmaßte sie langsam, ihre grünen Augen ruhten auf dem verängstigten Knaben, dessen Zähneklappern weithin hörbar war. »Seinen Tod kann und will ich nicht verlangen, es würde die Göttin ohnehin nicht milde stimmen. Der Wal aber muss zurück in die See. Ihr werdet ihn noch heute zurückschleppen und bewachen. Wenn sich kein Gamur mehr sehen lässt, hat die Göttin uns nicht verziehen und wir werden alles ertragen müssen, was sie uns schickt. Wer hat den Fremdländler überhaupt mitgenommen?« Blafjoll trat vor. »Das hätte ich mir denken können. Nun, auch deine Schuld lässt sich nicht verleugnen. Hiermit verstoße ich dich für ein Jahr, einen Monat und einen Tag aus der Gemeinschaft der Gläubigen. Dreißig Tage sollst du dem Tempel und den Heiligtümern fernbleiben, dreißig Tage lang hast du dich in das Büßergewand zu hüllen.«
    »Aber ich habe ihn darum gebeten«, versuchte Lorin seinem Freund zu helfen. Sofort erhielt er eine Ohrfeige von einem der Fischer.
    »Auch das ändert nichts an der Tatsache«, meinte die Hohepriesterin kalt und wandte sich um. »Ich werde nun Gebetszirkel einrichten, um die Bleiche Göttin durch Lobpreisungen um Gnade zu bitten.«
    Das Stabende krachte wie ein Richterhammer herab, als es auf den Marmor aufgestoßen wurde. Die Frau ging zurück in den Tempel, die Menge verteilte sich. Zurück blieben Lorin und Blafjoll.
    »Wenn wegen dir die Zobel ausbleiben«, sagte eine Stimme erbost hinter dem Jungen, »ziehe ich dir persönlich bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren.«
    »Sei still, Soini«, meinte der Waljäger ruhig. »Der Junge hat heute schon genug mitgemacht. Da braucht es nicht noch einen glücklosen Fallensteller und Pelzhändler.«
    Der Mann, der von Kopf bis Fuß in die unterschiedlichsten Pelze und Tierhäute gehüllt war, beugte sich hinab und zückte ein kleines schmales Messer. »Damit löse ich dir das Fleisch von den Knochen, Fremdländler, wenn Kalisstra uns bestraft.« Lorin wich zurück. Etwas in den Augen des Kalisstronen verunsicherte ihn. »Nun hast du Angst, was? Und das ist gut so. Ich mache keine Späße. Dafür ist mir mein Geschäft viel zu ernst.« Soini steckte das Messer weg, spuckte vor ihm aus und verließ den Platz.
    »Verzeih mir«, schluchzte der bibbernde Junge und legte die Arme um Blafjoll. »Ich werde von morgens bis abends zur Göttin beten. Und es ist nicht gerecht, dass man dich bestraft. Ich wollte das alles nicht.«
    »Ich weiß das«, erwiderte der Mann. »Und ich hoffe inständig, Kalisstra weiß das auch. Komm, ich bringe dich nach Hause und erkläre Matuc, weshalb du so lange weg warst.« Er reichte dem Jungen die Hand, und zusammen schritten sie durch die Straßen von Bardhasdronda.
    Drei Gassen von der Unterkunft des Knaben entfernt erschien Byrgtens Kopf hinter einem Mauervorsprung. »Ho, da hast du ja einen schön Fang getan, Fremdländler. Und jetzt schaut euch das Muttersöhnchen an, hängt an der Hand von Blafjoll wie ein Kind am Rockzipfel seiner Mama!« Vielstimmiges Gelächter zeigte, dass der Fischersohn nicht alleine sein Unwesen trieb.
    Doch diese Häme brachte bei Lorin das Fass zum Überlaufen.
    Mit einem wütenden Schrei ließ er die Finger seines Freundes fahren und rannte auf Byrgten zu. Ein Sprung katapultierte ihn gegen seinen Kontrahenten und warf den größeren Jungen zu Boden.
    Lorin hockte sich auf die Oberarme, wie es ihm Waljakov gezeigt hatte, und drosch in schneller Abfolge auf das Gesicht Byrgtens ein, der sich dem rasenden Knaben nicht widersetzen konnte. »Das ist für die vielen Überfälle auf mich, der ist für die Beleidigungen, der ist für meinen Landsegler, der ist für die Verspottung«, zählte er dabei laut auf.
    Als ein Kumpan Byrgtens den ungestümen Angreifer wegreißen wollte, schien er wenige Handbreit vor Lorin gegen eine Mauer zu laufen. So sehr er sich anstrengte, seine Hand erreichte den Kragen des Fremdländlers nicht, der seine Wut noch immer an dem Fischersohn ausließ. Bei einem besonders kraftvollen Schlag blitzten die Knöchel seiner Rechten in einem bläulichen Schimmern auf.
    »Lorin!«, rief Blafjoll laut, und tatsächlich stellte er die Prügelei ein.
    Blut lief

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