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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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als das Wesen zu ihm an Bord ging. Fatjas besorgtes Gesicht sagte ihm, dass sie ähnliche Sorgen plagten.
    Der Geschichtenerzähler lächelte zufrieden und nippte an seinem Njoss. »Ich sehe schon, dieses Schauermärchen wird im kommenden Winter in ganz Bardhasdronda von den Leuten verlangt werden. Die Wirkung ist ja ganz enorm.«
    »Das war wunderbar«, lobte Blafjoll anerkennend. »Ich habe von der Geschichte nur andeutungsweise gehört, aber du hast sie vollendet umgearbeitet.« Er langte in die Tasche, um eine Münze herauszunehmen, aber Arnarvaten lehnte ab.
    »Nein, Blafjoll, das ist nicht notwendig. Ihr wart sozusagen mein Versuchsauditorium, und dafür verlange ich nichts. Ich weiß nun, dass diese Erzählung meinen Beutel füllen wird, sobald die Tage länger werden. Die Wirte der Gasthäuser werden sich um mich reißen, damit ich bei ihnen erscheine.«
    Lorin blieb verdächtig ruhig und beobachtete die Ker­ze. »Heißt das, da ist etwas Wahres dran?«, erkundigte er sich ein wenig gedrückt. »Läuft diese Wesen nun hier herum?«
    »Da siehst du, was du angerichtet hast«, schimpfte Fatja mit ihrem Verlobten. »Du machst meinem Bruder Angst.« Sie legte dem Knaben einen Arm um.
    »Ha! Er hat doch gesagt, er könne sich seiner Haut wehren«, verteidigte der Angegriffene sich. »Eigentlich müsste er zu alt sein, um an diese Spukmärchen zu glauben.« Er beugte sich zu Lorin hinab. »Sei unbesorgt.«
    »Was«, sagte Matuc und musste seine belegte Stimme erst räuspern, »was genau hast du denn erfunden, und was ist die Wahrheit?«
    Arnarvaten lehnte sich auf dem Stuhl zurück und strich sich eine Strähne des schwarzen Haars aus dem Gesicht. »Ich war vor kurzem in Vekhlathi unterwegs, und da traf ich auf einen Fischer, den ich später in meiner Geschichte Valtolin genannt habe. Er berichtete mir bei einem Glas Sud in knappen Worten das, was ihr eben gehört habt. Ich hatte den Eindruck, er schien froh, dass ihm jemand zuhört. Die Städter dort halten ihn für verrückt und nehmen an, er hat seinen Sohn über Bord geworfen, weil er sich noch nie gut mit ihm verstanden hat. Aber beweisen können sie ihm natürlich nichts.«
    »Bist du dir sicher, dass diese Frau diese Worte gesagt hat?«, wollte der Geistliche wissen. »Und was soll dieser Ptulam sein?«
    »Das weiß ich auch nicht genau, der Fischer hat ziemlich genuschelt. Ich dachte zunächst, es sollte Tzulan heißen, aber das machte noch weniger Sinn.« Der Märchenerzähler zuckte mit den Achseln. »Ich denke, er hat Trugbilder gesehen. Aber was er und anschließend ich daraus gemacht haben, hat das Zeug, einmal als eine große Legende Ruhm zu erringen, findet ihr nicht auch?«
    »Ich bin schon überzeugt«, stimmte Blafjoll zu.
    Das Kind Tzulans. Sie ist Paktaï, eine der Zweiten Götter. Matuc erhob sich und verschwand hinter dem Vorhang, wo sich das Standbild Ulldraels befand. Bald darauf klangen seine leisen Gebete durch die Kate.
    »Was hat er?«, fragte Arnarvaten befremdet. »Es ist doch nur eine Geschichte.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Fatja zögerlich. Aufgeregt erzählte sie, was damals an Bord der Kogge geschehen war, bevor sie sank und wer schuld an dem Untergang war. Auch Lorin hörte von den Ereignissen, die er nur als Säugling miterlebt hatte, zum ersten Mal. »Und nun versteht ihr, warum Matuc den Gerechten um seinen Beistand bittet.« Sie stand auf und entzündete noch ein paar Kerzen, um den Schrecken mit Licht zu vertreiben.
    »Soll das heißen, dass dieses Weib auf der Suche nach euch ist?« Das aschfahle Gesicht des Geschichtenerzählers wandte sich seiner Verlobten zu. »Was können wir gegen eine solche Kreatur unternehmen, die mehr als zwölf Jahre auf dem Meeresgrund überdauert?«
    »Vielleicht weiß Waljakov einen Rat«, empfahl der Junge eingeschüchtert. »Er ist ein großer Krieger, er wird sich schon etwas einfallen lassen.«
    »Guter Vorschlag, kleiner Bruder«, meinte die Schicksalsleserin. Sie warf sich eine Stola über und marschierte zusammen mit den anderen zum Haus des Leibwächters. Matuc folgte nach einer Weile ebenfalls. Jetzt war nicht die Zeit, dem Hünen seine Missbilligung zu zeigen.
    Lorin beschäftigte sich ausgiebig mit dem Gehörten. Ein übernatürliches Wesen stieg aus den Fluten, um sie zu suchen. Noch war er nicht in der Lage, sich einen Reim aus der Angelegenheit zu machen.
    Als er seine Fragen laut äußerte, wichen ihm Matuc und seine Schwester aus. Anscheinend hingen die Ereignisse, die

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