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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Abstand von etwa einem Drittel Warst.« Der Goldene richtete die Anweisung seinen Bediensteten aus. »Damit können wir einen flacheren Abschusswinkel einstellen und verlieren weniger an Durchschlagskraft. Die Mauern werden nicht lange stehen.«
    »Wie schnell kann sie feuern?«, erkundigte sich Varesz, begierig in die Ruinen der Befestigung einzureiten und Hetrál im Zweikampf zu töten.
    Der Goldene wackelte mit dem Kopf hin und her. »Ich muss aufpassen, damit ich das Metall des Rohrs nicht zerstöre. Bei diesen Temperaturen werde ich den Lauf erst langsam vorheizen, damit es mir das Geschütz beim ersten Schuss nicht zerreißt. Wenn es seine richtige Gradzahl erreicht hat, sind pro Tag zehn bis elf Schuss möglich. Alles andere ist gefährlich.« Er deutete auf die Steilhänge der Umgebung. »Ich vermute, die Schrägen sind frei von Schutt? Andernfalls müssten das ein paar Eurer Männer besorgen. Das Echo, das widerhallt, wird immens sein, denn immerhin zünden wir zwei Zentner Pulver, um diese unverdaulichen Graniteier von vierzehnhundert Pfund durch die Luft zu schleudern. Wenn Tzulans Stimme zum ersten Mal zu hören ist, möchte ich nicht, dass meine Gehilfen von Steinen erschlagen werden. Was in der Festung passiert, ist mir ziemlich gleichgültig.«
    Fasziniert beobachtete der Stratege, wie die Knechte routiniert damit begannen, die verschiedenen Teile von »Tzulans Stimme« zusammenzusetzen. Absichtlich ließ er die Vorbereitungen in aller Offenheit treffen, denn er hoffte, die Belagerten damit in ihrer Moral zu beeinträchtigen. »Wo lassen wir den Wagen mit dem Pulver?«
    »Bitte, Herr?«
    »Pulver!«, schrie er den Mann an. »Wohin?«
    »Er wird keinesfalls in der Nähe des Lagers aufgestellt«, riet der Goldene ab. »Es handelt sich dabei um eine neue Mischung, die explosiver als alles andere ist, was wir beim Beschuss benutzten. Wenn die Ladung hochgeht, werden die Berge um uns zusammenstürzen. Stellt die besten Wachen ab und lasst den Karren in einem Warst Entfernung stehen.«
    »Einverstanden.« Er legte dem Geschützmeister seine Hand auf die Schulter. »Übrigens, ich habe mein Versprechen an dich von damals nicht vergessen, was den Verbleib deiner Trophäe und deines Kopfes angeht.« Rau lachend klopfte er ihm auf den Rücken, warf Windtrutz voller Vorfreude einen Blick zu und wies Widock an, die Wachen für den Pulverwagen einzuteilen »Was hat er gesagt?«, erkundigte sich der Bombardier ein wenig ratlos.
    Natürlich bemerkte man die Ankunft der Bombarde von den zahlreichen Türmen der Burg aus. Und die Stimmung sank daher von Minute zu Minute.
    Hetrál stand auf dem höchsten der Bergfriede und besah sich das Monstrum von Geschütz, dessen Ankunft er als ausgesprochen bedrohlich empfand. Dieses Ding müsste so schnell wie möglich außer Gefecht gesetzt werden. Da auf Grund der knappen Zeit keine eigenen Bombarden geliefert wurden, musste er improvisieren.
    Während der eisige Wind im beinahe das Gesicht gefrieren ließ, entstand in seinen Gedanken ein kühner Plan, den er morgen in die Tat umsetzen wollte, wenn der erste nicht greifen sollte. Behilflich würden ihm dabei die kensustrianischen Verbündeten sein, die auf ihren Einsatz warteten. Aber zunächst wollte er es mit gebräuchlicheren Mitteln versuchen.
    Er hob die Hand und winkte hinab in den Burghof. Die erste der drei imposanten Maschinen erwachte zum ersten Mal seit einem halben Jahr zum Leben. Der hölzerne, zwanzig Schritt lange Wurfarm der kensustrianischen Erfindung schnellte mit einem Knarren nach oben, beschleunigt durch das Gegengewicht eines 24.000 Pfund wiegenden Steinbrockens und der zusätzlichen Kraft von hundert Männern, die an Seilen zogen, die an den Gegengewichten befestigt waren.
    Der Hebel beschrieb einen Halbkreis, während der übergroße Korb mit den Steinen zwischen den Stützbeinen hindurchpendelte. Das am Wurfarmende befestigte Netz gab den Felsquader nach Überschreiten des Höhepunkts der Bewegung frei und schickte ihn rauschend gegen die »Stimme Tzulans«.
    Im Lager des Gegners wurden nur ein paar wenige auf das lautlos herannahende Unheil aus der Luft aufmerksam, die Warnungen erreichten die Knechte, die in den Aufbau vertieft waren, zu spät. Das achtzehnhundert Pfund schwere, massive Geschoss krachte in den Wagen, auf dem die Einzelteile der Wiege ruhten, und verwandelte ein Stück der Halterung zu Holzmehl.
    Hetrál gab ein weiteres Handzeichen, und die anderen Schleudern setzten sich in Bewegung,

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