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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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angewiesen, die Siedlungen in Ruhe zu lassen«, erkundigte sich das Ratsmitglied neugierig.
    »Ja, ja«, sagte Bundgast. »Das stimmt. Die Überfälle sind gesunken.«
    »Seht es als Zeichen von guter Nachbarschaft, die wir mit Euch allen pflegen wollen«, verkündete Pashtak, dem der Verlauf der Unterhaltung gefiel. »Und wir würden gerne Handel mit Euch treiben. Wir brauchen Lebensmittel. Vorzugsweise Fleisch, wenn Ihr welches hättet, dann natürlich Getreide und solche Sachen. Nicht alle von uns ernähren sich von Fleisch, die wenigsten von Menschenfleisch.«
    Diesmal lachten die drei Männer. »Ein gelungener Scherz«, meinte Lebhart und nahm einen Mund voll Wein.
    »Kein Scherz«, antwortete die Kreatur ehrlich, und der Mann spuckte den Alkohol prustend aus. »Aber wir haben sie im Griff, keine Bange. Sie sind harmlos. Aber wenn Ihr irgendwo Verbrecher hättet, die gehängt wurden, Ihr wisst, wo Ihr Eure Toten lassen könnt.«
    »Danke für das Angebot«, sagte Kernfried ein wenig pikiert. »Belassen wir es zunächst beim Austausch von herkömmlichen Waren. Was könnt ihr bieten?«
    »Wir sind sehr gute Handarbeiter, einige kennen sich sehr gut mit Kräutern aus. Mit deren Hilfe stellen sie Heilsalben und Tinkturen her, wie unsere Freunde in Aldoreel. Die Qualität ist einmalig«, pries Pashtak das eigene Sortiment an. »Es beginnt bei duftenden Minzölen, die bei Schnupfen Wunder wirken, und endet bei Salben für entzündete Wunden.«
    »Das ist wahr. Ich habe von den Waren schon gehört«, bestätigte Bundgast sofort, der damit seine Zustimmung zeigte. »Und das ist meiner Meinung nach ein lohnendes Geschäft. Ihr liefert mir die Fässer mit den Salben und dem Zeug, ich gebe euch Nahrung. Ich bin prinzipiell dabei.«
    Auch Karnfried und Lebhart sagten zu, nun begannen die zähen Verhandlungen über Preise, Lieferungsumfang und die benötigte Zeit. Bis in den späten Abend hinein feilschten sie, leerten manche Karaffe Wein, bis man sich zur allgemeinen Zufriedenheit geeinigt hatte. Die Grundversorgung der Stadt war somit gesichert, einer eigenen Viehzucht und dem Bestellen von Feldern stand fast nichts mehr im Wege.
    Bei allem geschäftlichen Gebaren und manchem Lachen, das die Händler von sich gaben, Pashtak spürte die Distanz, auf der die drei Menschen blieben. Was er ihnen, bei nüchterner Betrachtung der Vergangenheit, nicht anlasten wollte. Auch in den eigenen Reihen gab es Kreaturen, die sich gegen die Kontakte zu den Nackthäuten ausgesprochen hatten. Man fürchtete Verrat und heimtückische Angriffe.
    »Wenn Ihr unsere Stadt einmal in aller Ruhe besichtigen wollt, kommt einfach vorbei«, lud er sie ein, als er sie zum Ausgang des Palastes geleitete und mit ihnen über den von Lagerfeuern und Fackeln beleuchteten Platz schlenderte. »Die Menschen sind uns jederzeit willkommen, wenn sie friedlich erscheinen.«
    »Euer Angebot ist sehr freundlich«, bedankte sich Karnfried. »Um ehrlich zu sein, an eurer Stelle würde ich mich nicht in eine Stadt wagen. Noch nicht. Der Kabcar sitzt weit weg, seine Leute und Beamte sind zwar vereinzelt schon in Tûris angekommen, aber …« Er stockte.
    »Was mein geschätzter Zunftbruder sagen möchte«, ergänzte Bundgast, »ist, dass wenn einige Bestien … ich meine, einige eurer Art zu Tode kämen, dann würde sich vermutlich nicht viel tun. Die Menschen halten nach wie vor wenig von euch.«
    »Und Ihr macht da eine löbliche Ausnahme«, lobte Pashtak und winkte im Vorbeigehen zwei der »Nimmersatte« herbei. Die Nimmersatte waren die größten der Sumpfwesen, erschreckend im Anblick, stark und von einer Unerschütterlichkeit, die sie zu gefährlichen Kämpfern machte. Dafür verschlangen sie das Dreifache. Das Ratsmitglied gab ihnen in der Dunklen Sprache Anweisung, für ein sicheres Geleit der Menschen zu sorgen, was sie mit einem zustimmenden Grunzen quittierten.
    »Du … Ihr überschätzt uns vermutlich«, gab Karnfried zurück. »Uns trieb das Geld hierher, nicht die Hoffnung, Freundschaft mit Euch zu schließen.«
    »Das eine muss das andere nicht ausschließen, Mensch. Aus manchen Handelbeziehungen entstanden Sympathien. Und wenn Ihr Verständnis für unsere Art, unsere Kultur entwickelt, werden sich manche Schwellen wie von selbst beseitigen«, meinte Pashtak zuversichtlich. »Beide Seiten haben über Jahrhunderte Fehler gemacht und in Feindschaft gelebt. Das lässt sich nicht durch einen Erlass zur Seite legen. Aber es wurde ein Waffenstillstand

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