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Unter Den Augen Tzulans

Unter Den Augen Tzulans

Titel: Unter Den Augen Tzulans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sturz zu bewahren, seine Hände schlossen sich um ein herabhängendes Seil. Als er es mit seinem Gewicht belastete, ertönte von weiter oben ein Knirschen im Gerüst. Während er noch am Strick hing und versuchte, die verhedderten Beine unter den Körper zu schieben, lösten sich über ihm Bauteile des Gestells und rauschten in die Tiefe.
    Eine Gestalt flog aus dem Schatten der Säule rasend schnell auf ihn zu, Pashtak atmete ihren ungewöhnlichen Geruch ein, dann prallte der Unbekannte gegen ihn, hakte ihn unter und riss ihn von der Stelle, an der einen Augenblick später massive Holzbretter herabregneten.
    Alarmierte Rufe aus der Umgebung wurden laut, die Nimmersatten eilten herbei. Noch etwas benommen schaute sich das Ratsmitglied in dem Oktagonfeld um, aber von seinem Lebensretter fehlte jede Spur.
    Er beruhigte die Wächter und gab ihnen Anweisung, zurück auf die Posten zu gehen. Die Witterung des Wesens, das seiner Meinung nach ein Weibchen gewesen war, war jedoch nicht verloren, also musste sie in seiner Nähe sein. Obwohl die Schwärze der Nacht für seine Augen keine Schwierigkeit darstellte, entdeckte er sie nicht. »Komm heraus«, wiederholte er noch einmal in der Dunklen Sprache.
    »Ich verstehe das nicht«, kam die Antwort von oben auf Ulldart herab. »Ich spreche dieses Kauderwelsch nicht.«
    »Ich kann auch Ulldart.« Pashtak entdeckte die Silhouette des Weibchens auf einer unteren Gerüstplattform. Er hob die Hand zum Gruß. »Du hast mir das Leben gerettet. Dafür schulde ich dir einiges.« Neugierig witterte er in ihre Richtung. Irgendeine Nuance an ihrem Duft gefiel ihm nicht, ohne dass er diese Feinheit genauer einordnen konnte. »Du bist neu in der Stadt. Ich kenne deinen Geruch nicht.«
    Elegant sprang sie von ihrem Versteck herab und landete vor ihm. »Ganz recht. Ich kam eben an und wollte mich zunächst einmal in aller Ruhe umsehen, bevor ich mich entscheide zu bleiben.«
    Im fahlen Mondenlicht musterte er das Weibchen, das ein wenig größer war als er. Die sandfarbene Haut ihres Gesichts wirkte blass, ihre Iris leuchtete grellgelb, und wenn er es richtig beobachtete, verfügte sie über lange, spitze Eckzähne. Ihr wildes Antlitz machte einen recht aggressiven Eindruck. Am Beeindruckendsten fand er ihre schwarzen, fülligen Haare, die im Moment reichlich ungepflegt wirkten. Ihre Statur wurde von einer zerschlissenen Bauerntracht verhüllt. Die Haltung vermittelte Aufmerksamkeit und ständige Reaktionsbereitschaft.
    »Die Nackthäute sind feindselig genug. Da tut es gut, einen Platz zu haben, an dem man sich ausruhen kann. Dir droht hier nichts. Entspanne dich«, sagte Pashtak freundlich und stellte sich vor. »Und du bist?«
    Sie lächelte beinahe boshaft. »Nenn mich Lakastre. Ich komme von weit her und bin sehr müde. Und hungrig.« Sie machte einen Schritt auf das Ratsmitglied zu. »Gibt es etwas zu essen, oder muss ich mir selbst etwas jagen?«
    »Wir werden irgendwo noch ein Stück Brot haben.« Noch immer war er nicht in der Lage, ihre Art und ihren Geruch einzuordnen.
    Das Weibchen verzog angewidert das Gesicht. »Nein. Ich brauche Fleisch. Viel Fleisch.« Ihre Nasenflügel bebten. »Du hast mit Menschen gesprochen. Sind noch welche hier?«, fragte sie gierig.
    »Sie sind gegangen.« Pashtak schüttelte den Kopf. »Aber sie haben uns noch keine Vorräte gebracht. Du wirst dich ein wenig gedulden und mit Brot Vorlieb nehmen müssen.«
    Das Weibchen knurrte unwirsch. »So lange will ich nicht warten. Ich habe jetzt Hunger.« Ihre Augen glühten giftgelb auf. »Ich komme morgen wieder. In den Wäldern werde ich schon etwas finden.« Sie trabte in Richtung der breiten Prachtstraße.
    »Das ist kein guter Gedanke«, rief das Ratsmitglied ihr nach. »Es könnten Nackthäute unterwegs sein, Lakastre.«
    »Ich hoffe es«, rief sie fröhlich zurück und war in der Dunkelheit verschwunden.
    Pashtak hatte kaum den Kopf auf die Kissen gelegt und sich an Shui geschmiegt, da trommelte es gegen die Tür ihrer Hütte. Erschrocken weinte eines seiner Kinder. Ärgerlich machte sich seine Gefährtin an das Beruhigen des Nachwuchses, und das Ratsmitglied stapfte genervt zum Eingang.
    Als er die Tür öffnete, stand ein aufgeregter Nimmersatt davor und bedrängte ihn, sofort mitzukommen. Die Versammlung der Wahren würde im Palast Sinureds zusammenkommen.
    Unruhig machte er sich auf den Weg, lief neben dem Wächter her und kam in den hell erleuchteten Saal.
    Dort hatte sich ein Großteil des Gremiums

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