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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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dunkel, und ich war allein. Weit und breit kein Mann in Sicht.
     
    Ich wartete.
     
    Alle anderen Fahrgäste waren lange verschwunden.
    Es wurde halb sechs.
    Nach einer weiteren halben Stunde kam ein Mann auf mich zu und sprach mich an.
    Ich verstand kein Wort.
    Er zog mein Foto aus der Tasche und deutet darauf. Mit Händen und Füßen versuchten wir uns zu verständigen.
    Es war der Antiquitätenhändler.
     
    Der Mann hatte lange, blonde Haare. Und er war alt – viel älter, als ich ihn mir vorgestellt hatte.
    »Er sieht aus wie die blonde Version des fiesen Zauberers Gargamel von den Schlümpfen!«, fuhr es mir durch den Kopf.
    Bis heute nenne ich ihn »Gargamel«, wenn ich von ihm erzähle.
    Aber ich war ja nicht hier, um einen Mann zu treffen, der mir gefällt, sondern um spannende Erfahrungen zu machen. Und da passte Gargamel durchaus ins Konzept.
     
    Wir stiegen in ein Taxi. Ich wunderte mich noch, dass Gargamel kein Auto hatte, aber vielleicht machte man das ja so in Deutschland.
    Es war immer noch dunkel, und so konnte ich von der Stadt nicht viel sehen.
    Mir fiel nur auf, dass alles so neu und gut in Schuss war. Die Fassaden der Häuser waren sauber, die Straßen ohne Löcher. Überall Pflanzen und Beete. Die Autos vor den Häusern waren teuer und sahen aus wie neu.
    Aber als wir uns meinem neuen Zuhause näherten, fuhr mir der Schrecken in alle Glieder: Es war ein Geisterhaus!
     
    Der Altbau sah aus wie ein Spukschloss. Als trieben dort nachts die Seelen mehrerer Generationen ihr Unwesen. Und es kam noch schlimmer: Innen waren die Wände blutrot gestrichen, überall hingen alte Porträts von Menschen, die schon lange tot sein mussten. Die Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt, die Treppen knarrten, und das Geländer war morsch. Ich gruselte mich zu Tode.
    Aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich wollte tapfer sein. Ich hatte ja gewusst, dass ich völlig Neues erleben würde. Da musste ich jetzt durch.
     
    Heute weiß ich, dass ich in der reichsten Gegend von Offenbach angekommen war; im sogenannten Westend, wo die Stadt quasi lückenlos in Frankfurt übergeht. Da gibt es viele dieser Geistervillen.
    Heute möchte ich nie mehr in einem Altbau leben. Für mich kommt seitdem nur noch Neubau in Frage.
    Aber das ist heute und das war damals.
     
    Nachdem ich meine Koffer abgestellt hatte, gingen wir in die Küche und setzten uns an einen wackeligen Tisch. Gargamel redete auf mich ein. Dabei fiel immer wieder der Name »Magdalena«, und mir wurde klar, dass das der Name der Polin war, die mich hierher vermittelt hatte.
    Ich nickte immer nur zu allem, was er sagte.
    Dann zeigte er mir mein Zimmer im Dachgeschoss. Zum ersten Mal seit Stunden spürte ich Erleichterung: Es war gemütlich.
    Er fragte mich, ob ich schlafen wolle, indem er seine Hände faltete, sie sich neben die Schläfen hielt und den Kopf schief legte. Das internationale Zeichen für Schlafen. Und diesmal konnte ich auf Deutsch antworten.
    Ich sagte begeistert: »JA!«
    Das Zimmer hatte ein ausreichend großes Bad und bildete mit einer kleinen Küche, die aber nie benutzt wurde, eine eigene Wohnung unter dem Dach.
    Hier konnte ich mir gut vorstellen, ein Jahr lang zu wohnen, obwohl mich das Haus ansonsten sehr ängstigte. Mit gemischten Gefühlen schlief ich ein.

Erwachen
    G egen Mittag wachte ich auf und ging hinunter.
    Gargamel saß schon am Küchentisch. Mit wildem Fuchteln gab er mir zu verstehen, dass seine Frau heute Geburtstag habe.
    Mich wunderte, dass sie dann nicht da war; bei uns zu Hause feierten die Ehepartner ihre Geburtstage gemeinsam mit Familie und Freunden. Aber vielleicht ist das in Deutschland anders, dachte ich.
    Gargamel redete weiterhin auf mich ein. Er wollte mir etwas erklären. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, seine Gesten und den Ton seiner Stimme zu interpretieren.
     
    Irgendwann fiel bei mir der Groschen: Seine Frau lebte nicht mehr mit ihm zusammen. Sie war mit dem gemeinsamen Kind in eine eigene Wohnung gezogen.
    Beide hatten sich vor einigen Jahren getrennt.
    Ich war verwirrt.
    Magdalena hatte mir doch von einer Familie erzählt. Darunter hatte ich mir alles andere vorgestellt als einen kauzigen Ehe-Single in einem Geisterschloss. Ich hoffte, ich hätte alles missverstanden, und hörte noch genauer hin.
     
    Die Angst, in einem fremden Land gestrandet zu sein, kroch langsam in mir hoch. Ich hatte so viele schlimme Geschichten gehört von Frauen, die unter Drogen gesetzt und zur Prostitution

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