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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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Wochen auf eine Antwort warten.
    Es war eine bange Zeit. Ich dachte viel darüber nach, ob ich gut genug bin für den Job, ob man mich haben wollte und wie es wohl sein würde. Aber nie darüber, ob meine Entscheidung wegzugehen die richtige war. Das war mir immer klar.
    Bis heute.
    In der dritten Woche kam die Nachricht: Die Familie war einverstanden.
     
    Die Polin rief mich persönlich an und überbrachte mir die freudige Botschaft.
    Dann erklärte sie mir die Familie: Die Frau war Stewardess, der Mann Antiquitätenhändler. Gemeinsam hatten sie eine Tochter. Ich freute mich sehr und war unglaublich aufgeregt.
    Endlich raus aus Polen!
     
    Deutschland!
    Dieses saubere, ordentliche Land, in dem man so modern lebte. Mit Freiheit und Perspektiven. Wo mir die Welt offenstand.
    Die Mauern des elterlichen Bekleidungsgeschäftes lösten sich in Luft auf. Ich stand im Freien, und vor mir erstreckte sich ein langer, weiter Weg, der sich in der Unendlichkeit verlor.
    Es war ein wunderbares Gefühl. Ich konnte es nicht erwarten loszulaufen.
     
    Aber ich hatte auch Angst. Denn ich wusste, dass viele Frauen aus Polen nach Deutschland verfrachtet wurden, um dann in einem Bordell wie Sklavinnen gehalten zu werden.
    Ohne Pässe im fremden Land. Ohne Freiheit. Ohne Zukunft. Ausgeliefert.
    Ich versuchte mich zu beruhigen. Die Polin, deren Namen ich bis dahin noch nicht kannte, machte einen guten Eindruck. Sie war freundlich und bemüht. Wenn sie etwas versprach, hatte sie es bisher auch gehalten.
    Ich hatte keinen Grund, misstrauisch zu sein. Mein Bauch sagte mir, das Risiko sei klein genug, um es zu versuchen. Aber wirklich los wurde ich meine Angst nicht.
     
    Im Nachhinein bin ich froh darüber, denn die kleine Schwester der Angst heißt Vorsicht.
    Und die bewahrt einen vor Verletzung und Gefahr.
     
    Eine Tugend, die mir noch sehr willkommen sein sollte.

Gargamel und die Schlümpfe
    A m 3. Oktober 1998 machte ich mich auf den Weg nach Deutschland.
    Zu Hause hatte ich meine Tasche gepackt. Da hinein legte ich auch einen Liebesbrief von meinem Freund. Der Abschied war unspektakulär. Wir hatten uns ganz ohne Tränen umarmt und ausgemacht, dass wir uns Briefe schreiben und oft telefonieren würden.
    Neben dem Liebesbrief hatte ich alle Winterklamotten in den Koffer gestopft, die hineinpassten.
    Deutschland war ein kaltes Land.
     
    Am Abend musste ich mit dem Zug zunächst nach Breslau fahren.
    Der Abschied am Bahnhof fiel mir nicht schwer. Nur meine kleine Schwester würde ich sehr vermissen.
    Sie ist neun Jahre jünger als ich.
    Wir standen uns sehr nah und tun es bis heute.
    Mein Vater bat mich noch, sofort anzurufen, wenn ich ankäme. Dann schlossen sich die Türen, der Zug setzte sich in Bewegung. Meine Familie winkte mir nach, bis ich sie aus dem Blick verlor.
    Ich drehte mich um und schaute nicht mehr zurück.
    Mein Ziel lag vor mir: Deutschland!
    Ich fuhr ins Ungewisse. Und ich war neugierig. Was würde mich erwarten? Wie würde meine neue Familie sein? Wie lebten sie? Würden sie mich mögen? Was sollte ich sagen, wenn wir uns treffen? Würden sie mich mögen? Immer wieder dieselben Fragen ohne Antwort.
    Ich würde es einfach auf mich zukommen lassen müssen. »Wie es ist, so ist es eben«, sagte ich mir und beschloss, die ungewisse Endlosschleife damit zu beenden. Ich kann das ganz gut. Diese Willensstärke hat mir bis jetzt im Leben immer wieder gute Dienste geleistet, und ich bin dankbar dafür; sie erspart Energievergeudung.
     
    Von Breslau fuhr ein Bus direkt nach Offenbach. Das sind zwar nur 730 km – aber für mich bedeutete es eine Weltreise.
    Der Bus war ziemlich leer, so hatte ich zwei Plätze für mich alleine. Schlafen konnte ich nicht, aber meine Erinnerung an die Fahrt ist verblasst.
     
    Um fünf Uhr früh kamen wir am Busbahnhof in Offenbach an.
     
    Es war ausgemacht, dass mich dort »ein Mann« abholen würde, der meine Papiere mit Foto bei sich hätte. Mehr wusste ich nicht.
    Würde ich heute dieselbe Reise unternehmen, hätte ich mich auf die Ungenauigkeit der Absprachen nicht eingelassen. Ich hätte zumindest sichergestellt, den Namen der polnischen Vermittlerin und meines Empfängers zu kennen. Und seine Adresse und Telefonnummer, falls wir uns verpassten.
    Aber damals fiel mir gar nicht auf, dass ich all das nicht wusste. Ich war so naiv. Und nun stand ich am Busbahnhof in einer Stadt, die ich nicht kannte, in einem Land, dessen Sprache ich nicht sprach. Zum ersten Mal weg von zu Hause. Es war

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