Unter deutschen Betten
öffnen, meine Hand bis zum Ellbogen in die Toilette stecken, hinter Schränke schauen, in die Ecken greifen und unter Betten kriechen.
Ich bin Putzfrau.
Und das ist sehr spannend …
In deutschen Schubladen findet man so ziemlich alles. Von Essensresten bis zum Sexspielzeug. In Wohnzimmerschubladen liegen meistens Mischungen aus Schrauben, Nägeln, Hammer und Zangen, Dreifachsteckdosen, zusammengeknülltem Papier, Fernbedienungen, Bücher oder Weihnachtsdekoration.
Pornofilme sind immer »gut« versteckt und in der Nähe des Ortes des Geschehens. Also meistens unter dem Bett, im Kleiderschrank oder in der Nachttischschublade. Neben Gleitcreme, Spanischer Fliege und Kondomen. Oft auch benutztes Geschirr. Und Küchentücher.
Auch hier gibt es viel abzuwischen.
Unter dem Bett findet man bei manchen Leuten mehr als im Schrank. Hier ist meine persönliche Top-Ten-Liste von Dingen, die ich unter deutschen Betten gefunden habe:
Platz 10
Zwei Milchpackungen.
Die eine leer, die andere halbvoll und vergoren.
Platz 9
Ein Viertel verschimmelte Pizza.
Platz 8
Ein halbes Hähnchen.
Platz 7
Benutzte Tampons mit Zeichen der Verrottung.
Platz 6
Ein Kondom – benutzt.
Platz 5
Ein Häufchen Hundekotze.
Platz 4
Ein ganzer abgefallener Nagel des großen Zehs.
Platz 3
Zwei frisch entfernte Weisheitszähne. Vom Vortag.
Platz 2
Eine lebende Natter. Die war entkommen …
Platz 1
Die mumifizierten Überreste eines schon seit Wochen vermissten Hamsters.
Ansonsten finde ich unter dem Bett das Übliche: alte Socken, benutzte Unterhosen, verklebte Gläser, halbvolle Flaschen, verschmierte Teller, Pizzaschachteln, belegte Brötchen, Kondomverpackungen, DVDs, Magazine, Bücher und Zeitschriften.
Manchmal schaue ich lieber unters Bett als hinein.
Wie bei den Schimmelpfennigs.
Er ist Architekt, sie unterrichtet Deutsch und Französisch am Gymnasium.
Er fährt einen metallic-schwarzen CLK, sie einen cremefarbenen Mini mit schwarzen Ledersitzen. Beide tragen nur Markenklamotten von Armani bis Zegna. Meistens schwarz.
Aber ihr Haushalt ist die schlimmste Müllhalde.
Wenn ich ins Schlafzimmer gehe, muss ich immer die Luft anhalten und erst einmal die Fenster weit aufreißen. So stinkt der Raum.
Die Bettwäsche ist voller Sperma- und Blutflecken. Kondome liegen benutzt herum.
Ich bin nur einmal im Monat da.
Und die Einzige, die die Bettwäsche je wechselt.
Hinter dem Schlafzimmervorhang haben sie ihre Vorratskammer eingerichtet. Da stehen in Regalen: Thunfischdosen, Tomatenkonserven, Essiggurken, Krautsalat, Zwiebeln, ganze Reissäcke.
Salamiwürste lassen sie dort lufttrocknen.
Am liebsten würde ich nie die Vorhänge zur Seite ziehen, aber leider haben sie auch das Putzzeug hinter den Schlafzimmervorhang verbannt.
So bleibt mir neben dem unvermeidbaren Gestank noch nicht einmal der Anblick der Vorrats- und Rumpelkammer erspart, die sie »Schlafzimmer« nennen.
Ich fasse das Bett nur mit Gummihandschuhen an. Seit drei Jahren gibt es gerade mal zwei Sets Bettwäsche, die ich immer abwechseln muss.
Aber natürlich Markenwäsche.
Schlafanzüge besitzt jeder nur einen. Die soll ich nicht waschen, weil sie das angeblich gerne selbst machen.
Von wegen.
Wenn auch nur einer von denen jemals gewaschen wurde, soll mir auf der Stelle ein Putzeimer aus der Bluse fallen.
In der Küche findet man den Speisezettel der vergangenen Woche im Waschbecken, auf dem Boden und der Arbeitsplatte.
Wie kann man nur so versifft leben?
Dabei ist die Frau unglaublich nett. Sie behandelt mich wie ein Mensch. Wir erzählen uns private Geschichten und lachen viel miteinander.
Offenbar erkennt sie den Sinn von Körperpflege, denn an Weihnachten schenkt sie mir immer einen Gutschein für Douglas. Sie selbst ist auch immer sauber und gut zurechtgemacht. Ich sehe sie selten ungeschminkt.
Was leider dazu führt, dass ihr Sofa im Wohnzimmer voller Make-up-Flecken ist …
Man kann den Überzug abziehen.
Macht nur keiner.
Waschallergie?
Mich wundert es, dass ich dort noch keine Kakerlaken gesehen habe.
Die sieht man öfter beim Putzen.
Einmal hatte ich einen Kunden eine Zeitlang nicht mehr beputzt, weil er Geldprobleme hatte und sich eine Putzfrau nicht mehr leisten konnte.
Als es ihm finanziell wieder besserging, rief er mich an, und ich kam nach Monaten wieder in seine Wohnung.
Da war ich nicht allein …
Hundertschaften von Kakerlaken waren über die Küche
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