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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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als Polin gilt das noch mal doppelt.
    Aber damit lässt sich leben.
    Es gibt viele solcher Vorurteile, die natürlich nicht offen zugegeben und nie direkt, sondern nur versteckt geäußert werden.
    Ich mache mir mittlerweile einen Spaß daraus, Bemerkungen zu sammeln, die auf den ersten Blick harmlos wirken, aber Missachtung oder ein dickes, fettes Vorurteil verraten, wenn man näher hinsieht:
     
    Hier sind meine Lieblingssprüche:
    Und zum Abschluss der absolute Knaller. Mein Topfavorit:

»Das ist meine Putzfrau.«
    Also erstens bezahlst Du mich gerade mal zwei Stunden die Woche, und damit gehöre ich Dir nicht. Zweitens: Überlege Dir doch bitte einen anderen Begriff, wenn Du mich Deinen Freunden vorstellst. Ich sage ja auch nicht: »Das ist meine Herrin.«

»Können Sie mit solchen Fingernägeln putzen?«
    Soll ich ohne Fingernägel putzen? Schon klar, ich habe gepflegte Nägel, die manikürt sind. Einen halben Zentimeter lang. Französische Maniküre. Nichts Abgedrehtes. Meine Freundin hat ein Nagelstudio. Wo kommt die Frage her? Dürfen Putzfrauen nicht manikürt sein? Müssen sie abgebrochene, schmutzige Nägel haben, weil sie ja Arbeiterinnen sind? Hindern Fingernägel daran, Putzmittel zu benutzen oder einen Wischmopp zu schwingen? Geht’s noch?

»Ist Ihre Kleidung nicht zu schick zum Putzen?«
    Ab wann genau ist es denn zu schick? Soll ich in der Kittelschürze kommen? Oder im Müllsack? Ich werde mir schon überlegt haben, wie ich mich morgens anziehe, wenn ich zum Putzen gehe. Es ist ja nicht so, dass ich von der Arbeit überrascht werde. Also: Nein, ich finde meine Kleidung offensichtlich angemessen. Und da ich es bin, die Ihre Wohnung putzt, sollten Sie mir auch die Kleidungshoheit überlassen.

»Ins 5-Sterne-Hotel? Wie können Sie das denn bezahlen?«
    Ich verkaufe nebenbei meinen Körper … Also ein für alle Mal: Ein Fünf-Sterne-Hotel in Antalya kostet 800 Euro für zwei Wochen. Vollpension und Flug inklusive. Und ja, das kann ich mir als Putzfrau einmal im Jahr leisten. Zwar kann ich mir dann keinen BMW mehr kaufen und auch keine Gucci-Jeans, aber man muss halt Prioritäten setzen. Ist das erlaubt?!

»Habt Ihr Cola in Polen?«
    Also, wenn wir morgens von den Bäumen heruntersteigen, finden wir im Dickicht auch manchmal Coladosen, die Touristen aus entwickelten Ländern weggeworfen haben. Aber die sind ja leider immer leer. Deshalb vermute ich, dass Cola existiert, aber mit Sicherheit sagen kann ich es nicht.

»Hast Du vielleicht meine Silberohrringe gesehen?« Und, begleitet von einem vorwurfsvollen Blick: »Ich hatte die vorhin hierhingelegt …???!!!«
    Klar habe ich die gesehen, ich hab sie ja eben eingesteckt. Aber das gebe ich natürlich nicht zu, sonst kann ich ja gleich gestehen, dass ich auch die zwanzig Euro, nach denen Du mich letzte Woche gefragt hast, mit vollen Händen ausgegeben habe. Und die goldene Uhr, die Dein Mann schon seit Wochen sucht, hab ich auch verkloppt. Lieber nix mehr rumliegen lassen!

»Was haben Sie denn so lange gemacht?«
    Fernsehen geguckt, was gegessen, ein bisschen Zeitung gelesen, telefoniert und dann noch ein wenig Däumchen gedreht. Putzen Sie doch mal selbst, dann sehen Sie, wie lange so was dauert.

»In den Ecken war noch Staub!«
    Sicher, und unter dem Schrank links im Eck liegt auch noch eine Erdnuss. Die ist Ihnen letzte Woche beim Knabbern vorm Fernseher auf den Boden gekullert. Ich putze gerne alle Ecken. Aber dann komme ich mit zwei Stunden pro Woche leider nicht hin. Eher vier. Aber das kostet dann auch doppelt so viel. Ach, wollen Sie nicht bezahlen? Na dann …

»Wie? Sie nehmen ZEHN Euro die Stunde? Das ist ja Raub!«
    Hmmm, lassen Sie mich überlegen. Sie verdienen wie viel? Ach so, Sie haben studiert. Stimmt. Wenn ich studiere, bekomme ich dann auch 60 Euro die Stunde? Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie putzen selbst und legen sich für jede Stunde meinen Lohn weg. In 30 Jahren können Sie dann Ihren Firmenwagen davon ablösen. Wie hört sich das an?

»Ist das ein ORIGINAL Hilfiger T-Shirt?«
    Natürlich nicht! Ich war doch schon im Fünf-Sterne-Hotel. Da ist kein Geld übrig für ein Originalteil. Wir Polen sind gut verdrahtet mit der kriminellen Szene. Meine Cousins sind Drogendealer, aber die besorgen mir auch erstklassige Fälschungen. Das Teil hier z.B. ist »vom Laster gefallen«. Oh Mann!

»Sie sind so jung … Haben Sie überhaupt Putzerfahrung?«
    Putzerfahrung? Was soll das sein? Wissen, wie man Spülwasser anrührt?

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