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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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Staub! Sind Sie blind? Setzen Sie mal Ihre Brille auf!«) und wurde für die Großfürstin offenbar so etwas wie ein Schmutzhaufen mit permanenter Ansteckungsgefahr:
     
    Ich erinnere mich, wie ich in der Küche ein Glas Wasser abstellte, aus dem ich gerade etwas getrunken hatte. Die Großfürstin kam herein, verwechselte mein Glas mit ihrem und trank daraus.
     
    Höflicherweise wies ich sie darauf hin, dass das mein Glas sei.
    Darauf Sie kreischend: »WAAAAS? BÄÄÄÄH! IIIIIH!!!« Würgend ließ sie das Glas aus der Hand fallen und spuckte in die Küchenspüle, um sich anschließend die Zunge mit einem Tuch abzureiben.
     
    Ich kann das ja verstehen. Ich meine, nichts ist schlimmer, als sich mit dem Putzfrauenvirus anzustecken.
    Da wachsen einem nachts Gummihandschuhe an den Händen.
    Die bekommt man nie mehr ab.
    Und wie sieht das denn aus bei einer Großfürstin?!
    Da ist die Panik schon gerechtfertigt.
     
    Aber besonders ladylike sah die Aktion nicht aus …
     
    Wie dem auch sei, irgendwann in der Wirtschaftskrise muss die portugiesische Prinzessin in Geldnöte geraten sein. Und was liegt da näher, als sich das fehlende Geld von der Putzfrau zu holen?!
     
    Aber ich war ja auch selber schuld.
    Ich hatte einen Fehler gemacht:
    In einem Anfall geistiger Umnachtung (der Putzfrauenvirus?) hatte ich den roten Socken übersehen, der sich im Bettüberzug versteckte. Nach der Wäsche waren ein Pulli und eine Hose verfärbt.
     
    Ich fühlte mich furchtbar und beichtete sofort.
    »Kein Problem«, war die großzügige Antwort.
    Ich bot an, für den Schaden aufzukommen.
    »Ach was, das kann doch mal passieren.«
    Ich war erleichtert, dass sie es so locker sah, und vergaß die Episode.
    Ein halbes Jahr später machte ich die zweimonatliche Abrechnung und wollte beim nächsten Besuch wie immer das angefallene Geld mitnehmen.
    Aber da lagen nur 20 Euro.
    Das waren 700 Euro zu wenig.
     
    Das konnte ich mir nicht erklären und rief die Gute deshalb am nächsten Tag an.
Ich: Hallo! Ich wollte gestern das Geld abholen, aber irgendwie waren da nur 20 Euro.
Sie: Ja? Und?
Ich: Äh, das sind 700 Euro zu wenig …
Sie: Das stimmt schon so, Justyna. Die habe ich einbehalten.
Ich: Einbehalten? Wieso?
Sie: Weil Sie mir einen Pulli und eine Hose zerstört haben.
Ich: Was? Aber das war doch schon vor Monaten, und Sie haben doch schon zweimal die volle Rechnung bezahlt! Außerdem sagten Sie doch, dass es nicht so schlimm wäre.
Sie: Ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Ich finde das fair.
Ich: Ich nicht!
Sie: Sie haben ein Recht auf Ihre Meinung.
    Wie großzügig! Sind wir jetzt unter die Gnadengeber gegangen?
    Leider kann ich mir aber rein gar nichts davon kaufen, Gnädigste.
     
    Aber es war nichts zu machen.
    Ich verzichtete auf mein Geld und versuchte mich mit dem Gedanken zu trösten, dass ich die Wäsche ja auch wirklich verfärbt hatte. Aber es blieb ein bitterer Nachgeschmack; zumal mir 700 Euro für die beiden Teile doch etwas hoch vorkamen …
     
    Und das war die Frau, die früher die Marke »Prada« nicht kannte und jetzt vier Paar praktisch identischer Pradaschuhe im begehbaren Kleiderschrank aufbewahrte, die sich nur durch die Farbe der kleinen Schleife an der Hacke unterschieden: rosa, lila, blau und pink. Neben 150 weiteren Paaren von Gucci bis Gabbana.
     
    Die offensichtlichen Geldprobleme führten dazu, dass die ganze Familie nach Portugal zog, »weil dort das Leben viel billiger ist«.
     
    Vor dem Umzug standen – neben den 700 – noch 985 Euro aus, die ich für geleistete Arbeit zu bekommen hatte. Drei Monate lang musste ich darum betteln, dass ich sie auch bekam.
    Ich schrieb eine SMS, rief an, ging vorbei.
     
    Schließlich bekam ich einen Umschlag mit exakt 985 Euro.
    Nach sieben Jahren und vier Monaten Arbeitsverhältnis kam es der portugiesischen Prinzessin nicht in den Sinn, die Summe rund zu machen.
    Als Abschiedsgeschenk und kleines Dankeschön.
     
    15 Euro machen manchmal den ganzen Unterschied.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft
    E s hat sich eingebürgert, der Putzfrau ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Die meisten Kunden geben Geld, das sie oft sehr kreativ verpacken, falten oder sonstwie präsentieren. Die Höhe des Weihnachtsgeldes variiert in der Regel stark: 10, 20, 50, 100 und manchmal sogar 200 Euro.
    Weihnachten empfindet man als eine tolle Gelegenheit, der Perle die Wertschätzung zu zeigen, die man für sie empfindet.
    Dass die aber nicht immer überwältigend groß ist,

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