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Unter Deutschen

Unter Deutschen

Titel: Unter Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kennedy
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durch halb Europa. Während die Männer abwechselnd mit derselben Partnerin Sex haben, entsteht obszön ein indirektes erotisches Verhältnis zwischen dem späteren Organisator der »Endlösung« und dem späteren Präsidenten der Vereinigten Staaten. Kennedy stellt sich vor, er fühle Heydrichs Berührungen auf der Haut seiner Geliebten am eigenen Leib (»Fast konnte Jack den Druck seines Daumens auf ihrem Fleisch fühlen«), während dieser umgekehrt spüren dürfte, dass sie durch seine heimliche Gegenwart abgelenkt sei (»Würde Heydrich ihre plötzliche Aufmerksamkeit durch seine Finger an ihrem Arm spüren?«). Als er das Doppelspiel der schönen Frau mit dem doppelsinnig sprechenden Namen Diana Playfair durchschaut hat, lässt Heydrich sie ermorden. Kennedy muss sich danach Vorwürfe machen, dass er sie nicht gerettet hat – was als politische Allegorie bedeutet: wie die USA und England das bedrohte Polen nicht retten können. »Was für ein Mann«, fragt er sich, »überlässtdas Mädchen, das er liebt, Sadisten?« Als er sich im Spiegel betrachtet, scheint er sich in das Ebenbild Heydrichs verwandelt zu haben. Denn was er sieht, ist »das Gesicht eines Mörders« – »a killer’s face«.
1945 – Faszination
    Wie weit nicht der fiktionale, sondern der historische Kennedy ging, um der finsteren Faszination des Nationalsozialismus nachzuspüren, wird seine nächste Reise nach Deutschland zeigen. Der Spielfilm und der Agententhriller haben diese Faszination erotisch in Szene gesetzt: als sexuelle Beziehung zu ambivalenten deutschen Frauen und als sexuelle Rivalität mit ambivalenten deutschen Männern. Kennedy selbst unternimmt den Versuch, die Wirkung einer charismatischen Persönlichkeit zu begreifen, indem er Adolf Hitlers Spuren folgt. Er tut dies am Ende seines Berichts aus dem Jahr 1945, nachdem er das zerstörte Deutschland besichtigt hat.
    Im Verlauf dieser Besichtigung wendet er sich aber zunächst einer Reihe politischer, militärischer und ökonomischer Probleme zu. Kennedys dritte Reise findet kurz nach dem Ende des Krieges statt – und zu Beginn eines weiteren, des Kalten Krieges, der Jahre später seine Präsidentschaft bestimmen sollte. Wie erfährt er diese neue Konfrontation in ihren Anfängen? Was notiert er über die Rote Armee, die er in Deutschland beobachtet? Was bemerkt er zum Zustand Deutschlands, zu dessen Teilung und zur Besatzungspolitik? Und zu welchem Verständnis des »Dritten Reiches« gelangt er nach dessen Untergang?
    Als er während der Potsdamer Konferenz (17. Juli bis 2. August 1945) anreist, kommt Kennedy als professioneller Beobachter. Für den International News Service des Medienunternehmers William Randolph Hearst hat er in einer Serie von Artikeln aus San Francisco berichtet, wo die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet wurde (am 26. Juni 1945), und anschließend aus England, wo Unterhauswahlen stattfanden (am 5. Juli 1945). Zugleich kommt er als Kriegsveteran. Dreieinhalb Jahre hat er in der US Navy gedient und im Pazifik die Besatzung seines Schnellboots (»PT 109«) gerettet, nachdem es von einem japanischen Zerstörer gerammt und versenkt worden war.
    Kennedy begleitet den Marineminister der USA, James Forrestal (einen weiteren Bekannten seines Vaters), zunächst nach Berlin und nach Potsdam. Dort verhandeln Präsident Harry Truman und Außenminister James Byrnes für die USA, der neue Premierminister Clement Attlee und Außenminister Ernest Bevin für Großbritannien, Generalsekretär Josef Stalin und Außenminister Wjatscheslaw Molotow für die Sowjetunion.
    Kennedy bekommt hier die Möglichkeit, die Schlüsselakteure der Nachkriegsepoche aus der Nähe zu beobachten. Ohne es ahnen zu können, begegnet er in Deutschland seinen beiden Vorgängern im Amt des Präsidenten: Harry S. Truman (1945–1953) und Dwight D. Eisenhower (1953–1961). Wahrscheinlich nimmt er in der Gruppe Forrestals an einem Frühstück mit dem Präsidenten teil. Ein Foto zeigt ihn auf dem Frankfurter Flughafen hinter Eisenhower, dem Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa.
    Die Methode von Kennedys Reisen ist die gleiche geblieben: Hatteer 1937 Anhalter mitgenommen und Menschen, auf die er traf, nach ihrer politischen Einschätzung befragt und hat er 1939 Zugang zu Diplomaten gehabt und in Danzig »mit den Nazichefs und sämtlichen Konsuln gesprochen«, so sucht er nun das Gespräch mit Angehörigen der alliierten Militärverwaltung (Oberst Howley), mit Korrespondenten

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