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Unter Deutschen

Unter Deutschen

Titel: Unter Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kennedy
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1937 interessiert hat, eine verhängnisvolle Eigendynamik entwickele: »Ich denke immer noch nicht, dass es Krieg geben wird, trotzdem sieht es nicht gut aus, weil die Deutschen mit ihren Propagandageschichten über Danzig + den Korridor intern schon so weit gegangen sind, dass man sich kaum vorstellen kann, sie könnten noch einlenken. England wirkt dieses Mal entschlossen, aber da man das hier nicht richtig begreift, besteht die große Gefahr, dass die Deutschen auf ein weiteres München setzen + und sich dann in einem Krieg wiederfinden, wenn Chamberlain sich weigert nachzugeben.«
    Ins Reich selbst reist Kennedy in diesem Jahr mit Torbert Macdonald (1917–1976), seinem Zimmergenossen aus Harvard, der zu einem Sportwettkampf nach England gekommen ist (und nach dem Krieg Kongressabgeordneter wird). Zusammen mit dem Football-StarByron »Whizzer« White (später von JFK ernannter Richter am Obersten Gerichtshof), den sie im Juli in München treffen, haben die beiden einen Zusammenstoß mit SA-Leuten – obwohl der Botschafter gemahnt hatte, sie sollten Konflikte mit den Deutschen unbedingt vermeiden, also gewissermaßen auch privates Appeasement üben. Macdonald berichtet, wie das Gegenteil eintrat, als er, Kennedy und White sich in dessen Wagen einer Mahnwache für den Nazi-Märtyrer Horst Wessel näherten:
    »Wir kamen an diesem Denkmal für so einen Bierhaus-Helden vorbei, Worst Hessel oder so. Also fuhren wir langsamer, um uns das anzusehen. Ein paar Sturmtruppen-Typen hatten dort eine Flamme entzündet, und sie fingen an zu schreien. Damals wusste ich noch nicht, wer Worst Hessel war, ganz ehrlich, ich dachte, das sei bloß so ein lokaler Held – also hielten wir an. Da wurden sie wütend; wir schrien zurück, und sie fingen an, Steine auf unser Auto zu werfen. Als wir wegfuhren, fragte ich Jack: ›Was zum Teufel ist los mit denen? Was soll das? Wir haben überhaupt nichts gemacht.‹ Und Whizzer erklärte es uns: Unser Auto hatte ein englisches Nummernschild.«
    Als sie nach Frankreich zurückkehren, mieten »Jack« und »Torb« ihrerseits einen Wagen, um zum Ferienhaus der Familie an der Côte d’Azur zu fahren. Am 12. August brechen sie erneut nach Deutschland auf. Seinem Vater berichtet Kennedy von einem Opernabend in München mit Wagners »Tannhäuser«. Weiter geht es nach Wien, das bereits »angeschlossen« ist, und von dort nach Prag, das unter deutscher Besatzung steht und für Amerikaner eigentlich off limits sei. Der dort stationierte Diplomat George Kennan erinnert sich, wie widerwilligsein Büro den Besuch des Botschaftersohns organisierte, den er für einen »Emporkömmling und Ignoranten« (»an upstart and an ignoramus«) hielt:
    »Als die deutschen Truppen wie mächtige Wellen über Böhmens Grenzen hinwegbrandeten, gab es weder Zug- noch Flugverkehr und auch keine Grenzstationen. Inmitten dieser allgemeinen Verwirrung erhielten wir ein Telegramm von der Botschaft in London, demzufolge unser dortiger Botschafter, Herr Joseph Kennedy, diesen Zeitpunkt auserkoren hatte, um einen seiner jungen Söhne auf eine Erkundungsfahrt durch Europa zu schicken, und wir sollten ihn über die Grenze und durch die deutschen Linien bringen, damit er einen Besuch in Prag in seine Reiseroute aufnehmen konnte. Das ärgerte uns ungemein. Joe Kennedy war nicht gerade bekannt als Freund der Karrierediplomaten, und nach dem, was wir über ihn gehört hatten, erwiderten viele von uns diesen Mangel an Begeisterung von Herzen. Sein Sohn hatte keinen offiziellen Status, und er war, in unseren Augen, ganz offensichtlich ein Emporkömmling und Ignorant. Der Gedanke, dass er über die Zustände in Europa irgendetwas in Erfahrung bringen und mitteilen könnte, was wir nicht längst wussten und berichtet hatten, kam uns (nicht ohne Grund) völlig absurd vor. Dass vielbeschäftigte Menschen dadurch Zeit verlieren sollten, dass sie seine Tour organisierten, fanden wir unglaublich. Mit der höflichen, aber lustlosen Förmlichkeit, die Diplomaten auszeichnet, wenn von ihnen verlangt wird, dass sie sich mit dreisten Landsleuten befassen, die darauf bestehen, Orte aufzusuchen, an denen sie nichts verloren haben, sorgte ich dafür, dass er die deutschen Linienpassierte, ließ ihn nach Prag bringen und kümmerte mich darum, dass er zu sehen bekam, was er sehen wollte, beschleunigte schließlich seine Abreise und war mit dem Gefühl, ›das wär’s‹, froh, ihn los zu sein – wie ich damals glaubte. Hätte mir jemand gesagt, dass

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