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Unter Deutschen

Unter Deutschen

Titel: Unter Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kennedy
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hättenPläne für den politischen Wiederbeginn, die Amerikaner offenbar nicht. Die Deutschen seien willfährig, sogar unterwürfig. Er notiert: »Sollte Deutschland in vier Einheiten aufgeteilt bleiben, wird Berlin eine ruinierte unproduktive Stadt bleiben.« Die Antwort auf die Frage, ob es »je wieder zu einer Großstadt aufgebaut werden wird«, lässt er offen.
    Das Panorama seiner Erinnerungen war nicht eindeutig. Sogar die hellen Farben konnten dunkle Hintergründe haben. Ob die Deutschen zuverlässig und berechenbar sind, konnte er aus den Erfahrungen seiner drei Reisen nicht klar herausfiltern.
    Doch der dritte und größte Gewinn des 26. Juni 1963 wurde für ihn: Er hatte einen persönlichen festen neuen Standpunkt zu Deutschland gefunden. Er hatte die Fragezeichen abgeschüttelt, mit denen er am Morgen gelandet war. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hatte keine Zweifel mehr: Für die Vision seiner Strategie des Friedens, des begrenzten Zusammenwirkens mit Moskau, war er sicher, die Bundesrepublik Deutschland an seiner Seite zu haben. Das war ihm so zur Gewissheit geworden, dass er seinen Nachfolgern hinterließ: Wenn sie einmal in eine schwierige Lage kämen, sollten sie nach Berlin fahren. Das würde ihnen helfen. Diese letzte Reise nach Deutschland ließ die vorhergehenden hinter dem Horizont der Vergangenheit verblassen. Für die Welt bleibt die Tragik, dass er noch vor Ende desselben Jahres ermordet wurde. Das Band der Freundschaft bleibt für Berlin unzerreißbar.
    Januar 2013

»Die Deutschen sind wirklich zu gut«
John F. Kennedy im »Dritten Reich«
    Einleitung
    Präsident Kennedy will Adolf Hitler besuchen – im Jahr 1964, zum 75. Geburtstag des »Führers«. Auf dieser provokativen Idee beruht Robert Harris’ Bestseller Fatherland (1992), und in Christopher Menauls Film findet der Besuch spektakulär statt. In diesem Schreckensszenario, in dem »Germania« in Europa den Krieg gewonnen hat und nun eine Verständigung mit den USA herbeiführen will, ist es Joseph P. Kennedy, der als Präsident nach Berlin reist. In der Wirklichkeit war es sein Sohn, John F. Kennedy, der 1963 in der geteilten Stadt eine berühmte Rede hielt (»Ich bin ein Berliner«). Weniger bekannt ist, dass JFK bereits als junger Mann drei Reisen nach Deutschland unternahm: 1937, nach seinem ersten Jahr in Harvard, als Student; 1939, vor dem Beginn des Krieges, als Botschaftersohn; und 1945, während der Potsdamer Konferenz, als Reporter. Der junge Kennedy kam in wechselnden »Missionen«: einer bildungstouristischen, einer akademisch-diplomatischen und einer journalistischen. Und er gewann richtungsweisende Einsichten: zur Diktatur, zum Krieg und zum Systemkonflikt.
    Auf seinen Reisen verfasste JFK Aufzeichnungen, die er nie veröffentlicht hat: ein persönliches Tagebuch (1937), einige Briefe (1939) und einen ausgearbeiteten Bericht (1945). Diese Dokumente werden hier erstmals zusammengestellt und in deutscher Sprache zugänglich gemacht. Sie zeigen, mit welchem Interesse ihr Verfasser auf die Deutschen blickte, wie er ihr Verhältnis zu Hitler zu ergründen suchte und wie sich dabei sein Denken veränderte.
    In der kontrafaktischen Geschichte von Robert Harris’ Roman hängt das Schicksal der Welt vom Berlin-Besuch Joseph P. Kennedys ab. Aber auch die tatsächlichen Reisen des jungen John F. hatten nachhaltige Auswirkungen, und sie werfen weitreichende Fragen auf: Was bedeuten die deutschen Erfahrungen für seine Präsidentschaft? Welche Rolle spielen sie für seine Deutschland- und Berlin-Politik? Wie können wir anhand der frühen Aufzeichnungen den späteren Staatsmann in seiner Entwicklung verstehen?
    Kennedys Amtszeit (20. Januar 1961 bis 22. November 1963) stand im Zeichen der Systemkonkurrenz und der Kriegsgefahr. Dramatische Ereignisse waren die Invasion in der Schweinebucht (17. April 1961) und der Bau der Berliner Mauer (13. August 1961). Die Kuba-Krise und die Berlin-Krise brachten die Menschheit an den Rand eines neuen Weltkrieges. Die entscheidenden Fragen seiner Regierungsjahre beschäftigten JFK, während er als junger Mann Deutschland bereiste: Wie funktioniert eine Diktatur? Wie lässt sich ein Krieg abwenden? Und wie ist einem alternativen Gesellschaftsentwurf zu begegnen?
    Mit totalitären Gesellschaften machte Kennedy erste Erfahrungen,als er 1937 das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland kennenlernte und in Frankreich an der spanischen Grenze mit Flüchtlingen

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