Unter Deutschen
den Berggipfel (ca. 7000 Fuß [2130 Meter]), zum berühmten »Adlerhorst« [Kehlsteinhaus]. Die Straße war an vielen Stellen mit massivem Gestein abgedeckt und geschickt getarnt. Oben gelangten wir über einen langen Tunnel durch das Felsmassiv zu einem Aufzug, der uns die letzten 600 Fuß [183 Meter] durch den Berg hinauf ins Innere des Hauses brachte. Der Aufzug hatte zwei Ebenen und einen Platz für die SS-Wache im unteren Teil der Kabine.
Im »Horst« waren sämtliche Teppiche, Bilder und Gobelins herausgerissen, die Aussicht jedoch war herrlich – der runde Wohnraum gewährte ringsum einen Blick auf das darunterliegende Tal.
Wer diese beiden Orte besucht hat, kann sich ohne weiteres vorstellen, wie Hitler aus dem Hass, der ihn jetzt umgibt, in einigen Jahren als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten hervortreten wird, die je gelebt haben.
Sein grenzenloser Ehrgeiz für sein Land machte ihn zu einer Bedrohung für den Frieden in der Welt, doch er hatte etwas Geheimnisvolles, in seiner Weise zu leben und in seiner Art zu sterben, das ihn überdauern und das weiter gedeihen wird. Er war aus dem Stoff, aus dem Legenden sind.
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* Der Wert der Reichsmark bei Löhnen und Preisen liegt bei zweieinhalb Reichsmark für einen Dollar.
Anhang
Editorische Notiz
John F. Kennedys Zeugnisse von seinen Reisen nach Deutschland in den Jahren 1937, 1939 und 1945 werden hier zum ersten Mal jeweils vollständig in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Das Tagebuch der Europa-Reise von 1937 und die Briefe aus dem Jahr 1939 werden überhaupt erstmals ediert.
Das Tagebuch von 1937 befindet sich in der John F. Kennedy Presidential Library in Boston im offenen Bestand, ebenso die Briefe an die Eltern aus dem Jahr 1939. Die Briefe an Lem Billings gehören zu einer nicht frei zugänglichen Sammlung, die ebenfalls in der Kennedy Library aufbewahrt wird. Für die Genehmigung zur Einsichtnahme und zur Veröffentlichung danken wir Robert Kennedy jr. Die hier abgedruckten Briefe sind indes nicht mehr unter den Billings Papers in der Kennedy Library (wo sie Hamilton, Leamer, Perret, Renehan und Leaming bei ihren Recherchen noch nachweisen konnten). Kopien befinden sich in den Nigel Hamilton Papers der Massachusetts Historical Society, der wir die Faksimiles verdanken.
Das Reisetagebuch aus dem Jahr 1937 wird vollständig wiedergegeben,einschließlich der Teile, die nicht Deutschland betreffen, weil sie den Kontext der Rundreise bilden und zahlreiche Informationen enthalten, die den Aufenthalt in Deutschland vorbereiten. Weggelassen wurden lediglich zwei vorangestellte Listen, in denen John F. Kennedy die Reiseroute bzw. die Hotels und Pensionen mit ihren jeweiligen Preisen aufführt.
Die Edition der Handschriften (1937, 1939) bzw. des Typoskripts (1945) orientiert sich an folgenden Grundsätzen:
Als Grundlage der deutschen Übersetzung hat der Herausgeber die englischsprachigen Manuskripte so genau wie möglich transkribiert einschließlich der zahlreichen Unregelmäßigkeiten und Fehler in Orthographie und Interpunktion. (In einigen Fällen sind Satzzeichen nicht eindeutig zu identifizieren oder zu unterscheiden, insbesondere Kommata von Gedankenstrichen.)
Bei der Übersetzung ins Deutsche wurden Fehler der Rechtschreibung und Zeichensetzung stillschweigend behoben. Auch die Schreibung von Ortsnamen (»Uberammagau«, »Germish«) und Eigennamen wurde korrigiert (»Howley« statt »Howlie«, »Keitel« statt »Kietel«, »Mayer« statt »Meyer«), wechselnde oder uneindeutige Schreibungen wurden vereinheitlicht (»Reed«/»Reid«, »Pourtalis«/»Pourtales«), die Namen unbekannter Personen so gut es geht entziffert.
Kennedys handschriftliche Unterstreichungen werden im Druck kursiv wiedergegeben. Buch- oder Filmtitel, die Kennedy zitiert, werden in Anführungszeichen gesetzt.
Die Angaben von Daten und Uhrzeiten wurden formal vereinheitlicht.Die Datierungen und die Wochentage in den Reisetagebüchern wurden nötigenfalls ergänzt und berichtigt. So trug Kennedy im Tagebuch von 1937 den 29. August versehentlich zweimal ein, wodurch sich die Daten seiner letzten sechs Einträge jeweils um einen Tag verschoben. Im Typoskript von 1945 haben die Abschnitte zum Flug nach Berlin und zur Weiterreise nach Bremen beide das Datum 29. Juli, obwohl sie sich nach Forrestals Tagebuch und nach der Logik der Ereignisse auf den 28. bzw. 30. Juli beziehen müssten. Die Briefe aus Warschau, London und Wien aus dem Jahr 1939 lassen sich u. a.
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