Unter Deutschen
sowie der alte Kapitän. Die Briten hatten ihn bei einem Überfall auf Narvik gefangen genommen, in Kanada interniert und 1944 [?] zurückgebracht. Seitdem ist er auf dem Schiff, wo man ihn zusammen mit vielen alten Maschinisten wohl behalten wird, da sie allesamt qualifiziert sind, Englisch sprechen und keine engen Verbindungen zu den Nazis gehabt zu haben scheinen.
Von dort ging es weiter zu einer gigantischen neuen Produktionsstätte nach Art der Willow-Run-Anlage, wo alle zwei Tage ein U-Boot gefertigt werden sollte. Sie war über 400 Yards [360 Meter] lang, 100 Yards [90 Meter] breit und 70 Yards [63 Meter] hoch. Das Betondach war 14 Fuß [4 Meter] dick, und obwohl eine Bombe eingeschlagen hatte, war es aufgrund seiner äußerst durchdachten Konstruktion so gut wie unversehrt. Sie waren gerade dabei gewesen, die Stärke des Daches zu verdoppeln, womit ihnen ein architektonisches und technisches Meisterwerk gelungen wäre, als der Krieg endete. Die Entwicklung dieser Anlage war bis zum Kriegsende vorangetrieben worden.
Von dort fuhren wir weiter zu einer Werft, in der U-Boote aus vorgefertigten Bauteilen zusammengesetzt wurden. Die Einzelteile wurden im Süden und Osten hergestellt, auf Lastkähnen über Kanäle hergeschafft und hier zusammengefügt. Von den 24 U-Booten, die am Ufer lagen, war bei der Bombardierung keines zu Schaden gekommen, obwohl eine Viertelmeile weit an der Küste reichlich Trümmer zu sehen waren. Die Briten scheinen sich bei der Bombardierung auf die Maschinen- und Werkzeughallen konzentriert zu haben.
Zahlen wurden genannt, nach denen die Deutschen etwa ein U-Boot pro Tag fertigten. Zwischen 1939 und 1945 wurden insgesamt 11 000 Stück vom Stapel gelassen, und Forrestal sagte, dass 600 versenkt wurden.
Diese U-Boote waren alle mit einer Schnorchelanlage ausgerüstet, die es ihnen ermöglichte, über lange Zeiträume unter Wasser zu bleiben. Auf einer 30-tägigen Fahrt musste ein U-Boot lediglich für vier Stunden auftauchen.
Aufgrund der ungewöhnlichen Konstruktion des Rumpfes und doppeltso großer Batterien konnten sie unter Wasser wesentlich schneller fahren, als es uns möglich war (etwa 18 Knoten), wohingegen sie an der Oberfläche verhältnismäßig langsam waren (im Gegensatz zu uns).
Ihre Mannschaftskojen waren schlimm. Auf US-Kreuzern wäre das niemals durchgegangen.
Anschließend fuhren wir durch den zerbombten Teil von Bremen. Die Zerstörung war immens, wobei der Bereich entlang der Hafenanlagen (Kräne etc.) unversehrt war. Die Menschen hingegen sahen sehr gut aus, gesund und wohlgenährt. Auch hatten sie nicht den abgehärmten, gehetzten Gesichtsausdruck der Berliner.
Kohle indes bekommen sie keine, und die Nahrung, die sie zur Zeit von uns erhalten, hat rund 1200 Kalorien – unsere hat 4000. Allerdings verfügen sie über große Vorräte, auf die sie zurückgreifen können.
Fraternisierung findet hier ebenso statt wie in Berlin. Die Menschen scheinen sich nicht bewusst zu sein, was für ein Glück sie haben,von den Russen verschont zu bleiben. Was jedoch die Plünderung der Häuser und Städte angeht, haben sich die Briten sehr schuldig gemacht, so wie wir auch.
Auch wenn es den Menschen offenbar gut zu gehen scheint, bleibt die Frage: »Wie werden sie durch den Winter kommen?«
Anmerkung:
Der Kongress-Ausschuss unter Luther Johnson kam auf einer Informationsreise hier vorbei. Sie interessierten sich, wie die Marinesoldaten sagen, nur für zwei Dinge: Luger [Pistolen] und Kameras.
31. Juli 1945
Den Tag in Bremen verbrachte ich damit, mit Marineoffizieren und den Verantwortlichen der Militärregierung in diesem Gebiet zu sprechen.
Unter anderem lagen der Marine genaue Berichte über deutsche Schnellboote vor, die unseren P[atrouillen] T[orpedo]-Booten entsprechen. Die deutschen Boote waren etwa 105 Fuß [32 Meter] lang, die Motoren erzeugten eine Leistung von 6000 PS, sie hatten vier Torpedorohre und eine Kanone, baugleich mit unserer 40 mm, mehrere 20 mm und einige leichte Maschinengewehre an Bord.
Sie erreichten eine Geschwindigkeit von 42 bis 49 Knoten. Ihr Aktionsradius betrug bei 35 Knoten etwa 700 Meilen, die Verdrängung etwa 115 Tonnen, angetrieben wurden sie von Dieselmotoren.
Diese Zahlen zeigen, dass das deutsche Schnellboot unserem PT-Boot weit überlegen war. Es war 25 Fuß [7,5 Meter] länger, genauso schnell, beinahe doppelt so schwer und hatte bei hoher Geschwindigkeit einen größeren Aktionsradius – die Bewaffnung war in etwa gleich. Ihr
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