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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Besuchern bildete.
    Israel setzte sich wie gefordert, doch sein Blick blieb unverwand an seinem Gegenüber haften. Er hasste es, wenn ihn dieser »Sohn« nannte, und seit ihn Hiob und Kosam ins Vertrauen gezogen und Aufschluss über Ischariot gegeben hatten, fraß ungezügelter Zorn in ihm. Zorn und Hass, weil er wusste, dass er Rebekkas Mörder gegenübersaß. Rebekkas mehrfachem Mörder.
    Israel spürte die Schwärze in sich aufsteigen und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, indem er sich an Hiobs mahnende Worte erinnerte – Ruhe bewahren und sich daran halten, was sie besprochen hatten.
    Für Sekunden schloss Israel die Augen und dachte an Rebekka, die Ischariot einst geopfert und zu einem untoten Leben verdammt hatte. Nur einmal war sie seinem Einfluss und seinen Häschern entkommen und glücklich, so hatte Hiob ihm verraten. Und das war die Zeit mit Israel gewesen.
    * * *
    Israel öffnete abrupt die Augen, als die zynische Stimme des Oberen erklang. »Geht es dir nicht gut, mein Sohn?«
    Eine eiskalte Ruhe ergriff Israel. Er lehnte sich zurück und lächelte den Oberen kühl an. »Warum sollte es das?«, fragte er mit spröder Stimme.
    Etwas in seinem Tonfall schien Ischariot nun doch zu verunsichern. »Du hast dich verändert«, stellte er fest.
    Israel erhob sich und ging gemessenen Schrittes vor dem Schreibtisch auf und ab. »Das erkennst du recht«, bestätigte er. Rebekkas lächelndes Antlitz formierte sich vor seinem geistigen Auge. Dicht an dem Schreibtisch blieb er stehen, ging dann nah an Ischariots Stuhl heran und blickte seinem Widersacher tief in die Augen.
    Der Obere zuckte merklich zusammen, als er das schwelende Feuer in dem Blick des Jüngeren sah. »Ich hoffe, du vergisst nicht, zu wem du nun gehörst?«, brachte er leise und gehetzt hervor. Mittlerweile spürte er deutlich, dass etwas vorging. Etwas, das zu nichts Gutem führen konnte. Eine merkwürdige Lähmung hatte von ihm Besitz ergriffen, die er an sich nicht kannte. Auch die Gedanken, die ihn befielen, die ihn an Reue erinnerten, die immer häufiger in ihm aufgeflackert war, die er aber stets meisterhaft bekämpft hatte.
    »Sagt dir der Name Rebekka etwas?«, fragte Israel mit einer deutlichen Drohung in seiner Stimme. Mit Genugtuung sah er, wie Ischariot zusammenzuckte. »Ja«; zischte er. »Die Frau, die du getötet, zu untotem Leben verdammt und für deine widerwärtigen Zwecke missbraucht hast. Die Frau, deren Blut du mir zu trinken gabst und die so alt ist wie du.«
    »Woher weißt du ...?« Ischariot keuchte, und Erkenntnis trat in seine Augen. »Wer ist der Verräter?«, schrie er zornbebend.
    Israel lachte. Es war kein gutes Lachen. Er fühlte längst, dass mit Rebekka der wesentliche Teil seiner selbst gegangen war, doch er wollte den kläglichen Rest dessen, was einmal seine Seele gewesen war, zum Wohle der Menschen nutzen und nicht wie Ischariot …
    »Wer ist es?«, schrie der Obere in Israels Gedanken hinein.
    Israel beugte sich zu ihm herab. »Aber, aber«, höhnte er. »Wer wird denn ein solch schmutziges Wort in den Mund nehmen, JUDAS?«
    Ischariots ohnehin bleiches Gesicht wurde noch eine Spur farbloser und glich einem ungesunden wächsernen Etwas, aus dem zwei pechschwarze Augen hervorstarrten.
    Der Jüngere sprach unbeirrt weiter: »Verräter? Es gibt doch hier keine Verräter« – und küsste seinen Gegner auf die Wange.
    Ischariot röchelte von Panik ergriffen, als er zurückschreckte und Israel an- und somit in sein Spiegelbild blickte, das vor seinen Augen zu flackern begann, als sich die Spitze der Lanze in seine Brust bohrte. Jener Lanze, die einst den gekreuzigten Leib desjenigen durchstieß, den er verraten hatte.
    »Hiob«, presste Ischariot gurgelnd hervor. Die Lanze war immer im Besitz des Alten gewesen, des Einzigen seiner Brüder, dem er vertraut hatte.
    »Ja«, murmelte Israel müde. »Hiob hat sich doch noch besonnen, die Welt des Lichtes zu wählen.«
    Ischariot stieß einen schrillen Schrei aus, der an ein verunglücktes Lachen erinnerte, das erstarb, als Israel die Speerspitze aus Ischariots Leib zog, sie in dessen Bauchdecke stieß und mit erstaunlicher Leichtigkeit bis an den Kehlkopf zog, somit Ischariots Leib teilte und ihn endgültig zum Verstummen brachte.
    Das Letzte, was Ischariot in schneller Abfolge vor seinen Augen sah – bevor sein Blick brach –, war das dunkle Netz, das sich über der Welt zurückzog, an Dichte und Farbe verlor, durchscheinender wurde und sich in Nichts

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