Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
hatten und Alex vorgestellt worden war, reichte Justin ihnen Plastikschildchen mit ihren Namen, die sie an ihren T-Shirts befestigten. Sie passierten das Drehkreuz einer Sicherheitsschranke und Alex war erstaunt über die nahezu klösterlich schlichten Korridore. Nichts deutete darauf hin, dass hinter diesen Türen an den bedeutendsten Hightech-Erfindungen der Welt gearbeitet wurde. Sie fuhren mit einem Aufzug zwei Stockwerke unter die Erde und erreichten einen großen Vorraum, in dem sich eine Stahltür befand, die an einen Tresorraum erinnerte.
»Hinter dieser Tür befinden sich die heiligen Hallen«, erklärte Justin mit einer Ehrfurcht, die Alex erstaunte. »Die geistige Elite Amerikas verbringt hier ihr halbes Leben. Hier stehen die leistungsfähigsten Computer der westlichen Welt, Supercomputerim Wert von mehreren 100 Millionen Dollar. Sie sind das Herz und das Gehirn der modernen Technologiewelt.«
Er stellte sich vor einen Netzhaut-Scanner, der in die Wand neben der Tür eingelassen war und blickte auf eine grünlich beleuchtete Scheibe. Es piepste, die Stahltür sprang mit einem leisen Klicken auf und sie betraten eine gewaltige Halle.
»Willkommen in der Welt der künstlichen Intelligenz«, Justin grinste. Gegen die weihevolle Stille der oberen Stockwerke war der große, neonhell erleuchtete Raum fast ein Schock. Riesige Rechner in grauen Gehäusen standen in langen Reihen und verbreiteten einen unerwarteten Lärm.
»Das sind die Klimaanlagen«, sagte Justin, bevor Alex überhaupt gefragt hatte, »ohne die wäre es hier unerträglich heiß. Diese Rechner brauchen eine gewaltige Menge Strom, soviel wie eine Kleinstadt.«
Alex hatte das beklemmende Gefühl, unbefugt in ein geheimes militärisches Sperrgebiet eingedrungen zu sein.
»Wir arbeiten mit den modernsten Supercomputern der Welt«, fuhr Justin fort und blieb vor einem der Geräte, die mit ihren schlichten, grauen Gehäusen zweckmäßig und wenig spektakulär wirkten, stehen. »Dies hier ist zum Beispiel ein Cray-2 . Er schafft mit einem Zentralspeicher von 2 Gigabyte rund 1,6 Millionen Gleitkommaoperationen in der Sekunde. Hier drüben haben wir einen ETA , der schon die achtfache Leistung erreicht. Der Suprenum ist noch etwas schneller: Er besteht aus 32 parallel arbeitenden und untereinander in Verbindung stehenden Höchstleistungs-Knotenrechnern und kann 640 Megaflops pro Sekunde durchführen. Es sind die gigantischsten Datenbanken der zivilen westlichen Welt.«
Alex, Oliver und Mark nickten fasziniert. Sie gingen weiter.
»Diese Supercomputer sind auf dem besten Weg, die Beschränkungen des menschlichen Gehirns zu überwinden. Die Zukunft unserer Welt gehört Maschinen wie diesen«, sagte Justin.
»Hört sich an wie ›Krieg der Sterne‹«, bemerkte Oliver und Justin grinste.
»Cool, nicht wahr?«, sagte er. Alex spürte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief. Sie waren in ein verwirrendes Labyrinthaus Gängen gelangt, die zwischen all den großen Rechnern hindurchführten. Nach einer Weile erreichten sie einen Raum, in dem sich, ähnlich wie bei LMI, einige Büros aneinanderreihten, die nur durch Glasscheiben voneinander getrennt waren. Justin betrat den dritten Glaskasten, an dessen Tür sein Name stand. Wie nicht anders zu erwarten, war der kleine Raum mit modernster Computertechnologie vollgestopft. Rechner, Drucker, Monitore und alle erdenklichen Geräte, von denen Alex sich nicht vorstellen konnte, wozu sie dienten, standen neben-und übereinander. Ein beeindruckendes Kabelgewirr verschwand im Boden. Justin nahm an seinem hoffnungslos überladenen Schreibtisch, auf dem nicht weniger als fünf Monitore standen, Platz, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Gleichzeitig betätigte er einen Schalter, woraufhin in der Decke ein Abluftventilator ansprang. Alex setzte ihm mit wenigen Worten ihr Arbeitsgebiet auseinander und erzählte ihm von der PBA-Steel-Sache und ihrem Verdacht, dass hinter ihrem Rücken jemand mit ihren vertraulichen Informationen illegale Geschäfte machte.
»Mark hat herausgefunden, dass es eine Verbindung zwischen dieser Brokerfirma, die die Aktienkäufe getätigt hat und LMI gibt«, sagte sie, »und wir würden gerne erfahren, wer dahintersteckt.«
Oliver erklärte Justin, was Offshore-Gesellschaften waren, und dass es so gut wie unmöglich war herauszufinden, wer sie gegründet hatte.
»Hm«, Justin kratzte sich am Kopf, »eure Firma hat eine Gesellschaft gegründet, die wiederum im
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