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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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blickten sich ratlos an. Die ganze Angelegenheit war einfach zu verschachtelt, als dass sie durchschauen konnten, welche Firma wie und mit wem zu tun hatte. Oliver sprang auf und begann, in dem kleinen Büro hin und her zu gehen.
    »Lasst uns rekapitulieren«, sagte er. »Alex hat den Verdacht, dass jemand mit ihren geheimen Insiderinformationen illegale Geschäfte macht. Mark und Alex haben festgestellt, dass die Firma MPM zu einem Zeitpunkt Aktien von Firmen kauft, die kurz vor einer Übernahme oder Fusion stehen. MPM gehört laut Handelsregisterauszug der Venture Capital SeaStarFriends Limited Partnership, in die wiederum ein von LMI aufgelegter Fonds namens Private Equity Technology Partners investiert. Richtig?«
    Alex und Mark nickten.
    »SeaStarFriends ist eine IBC und wurde auf den British Virgin Islands gegründet, in einem Offshore-Finanzzentrum. Und das alles stinkt ganz gewaltig nach Geldwäsche.« Oliver zog die Stirn in Falten, dann schüttelte er den Kopf. »Wir müssen an einem anderen Punkt ansetzen. Justin, versuche doch mal, in den Rechner der Handelskammer auf den British Virgin Islands reinzukommen.«
    »Klar«, Justin machte sich wieder ans Werk. Angespannt verfolgten Oliver, Mark und Alex seine Bemühungen, registrierten jedes Hochziehen der Augenbrauen und Luftholen.
    »Ich sollte mich auf Provisionsbasis bei der Steuerfahndung bewerben«, sagte er nach einer guten halben Stunde, »Ich bin drin.«
    Die drei zuckten wie elektrisiert hoch.
    »Die Sicherheitsvorkehrungen sind wirklich lächerlich.« Justin wies auf seinen Monitor. »Hier habt ihr die Registrierungsnummernvon sämtlichen auf den British Virgin Islands eingetragenen Firmen.«
    Es dauerte nur zehn Minuten, bis Oliver gefunden hatte, wonach sie suchten.
    »Venture Capital SeaStarFriends Limited Partnership«, sagte er mit einem triumphierenden Lächeln, »gegründet am 25. Mai 1998. Firmeninhaber ist Vincent Isaac Levy, Shareholder Mr Sergio Ignazio Vitali.«
    »Großer Gott«, flüsterte Alex, »das darf doch nicht wahr sein.«
    »MPM gehört Levy und Vitali«, stellte Oliver fest.
    »Zack macht die Geschäfte also nicht auf eigene Rechnung, sondern für sie.« Alex fühlte sich mit einem Mal entsetzlich elend. Vincent Levy und Sergio Vitali machten über eine Strohfirma in großem Stil und nahezu risikolos riesige Gewinne mit Insider-Informationen, die sie ausgerechnet von ihr geliefert bekamen! Sie musste gar nicht erst nach den Daten der einzelnen Aktienkäufe suchen, denn sie war ganz sicher, dass MPM immer zu dem Zeitpunkt gekauft hatte, wenn eine bevorstehende Fusionierung oder Übernahme noch nicht allgemein bekannt gegeben worden war. Durch ihre Informationen musste Sergio in den vergangenen Monaten Millionen, wenn nicht gar Milliarden verdient haben! Ein wilder Zorn stieg in ihr auf. Sergio hatte sie die ganze Zeit nur benutzt. Jetzt durchschaute sie auch seinen Versöhnungsversuch an dem Abend, als man auf ihn geschossen hatte, genauso wie seinen Heiratsantrag: Er befürchtete, sein Goldfisch könne davonschwimmen, wenn sie sich von ihm trennte. Das Schlimmste an der ganzen Sache aber war, dass sie mit ihrer Entdeckung nichts anfangen konnte. Niemand würde ihr glauben, dass sie nichts von MPM und SeaStarFriends gewusst haben wollte. Sie war Sergios Geliebte, man würde sie selbstverständlich für eine Mitwisserin halten.
    »Genauso, wie es Shanahan gemacht hat«, bemerkte Oliver, aber Alex antwortete nicht darauf. Er hatte die ganze Zeit Recht gehabt.
    »Wenn es eine Gesellschaft wie diese gibt«, gab Mark zu bedenken, »dann existieren vielleicht noch mehr von der Sorte, und wenn LMI durch eigene Fonds in diese Gesellschaften investiert,dann würde das bedeuten, dass Levy und Vitali an jedem Fonds verdienen. Steuerfrei.«
    Alex fröstelte. Sergio und Levy hatten SeaStarFriends zu dem Zeitpunkt gegründet, als sie bei LMI angefangen hatte. Von Anfang an hatten sie an ihren Deals mitverdient, aber im Gegensatz zu Shanahan, der gewusst hatte was er tat, hatte man sie nicht eingeweiht. Sergio hatte sie in jeder Hinsicht belogen, denn er hatte sehr viel mehr mit LMI zu tun, als er zugegeben hatte.
    »Was machen die wohl mit der ganzen Kohle?«, fragte Justin in das spannungsgeladene Schweigen. »Ich meine, was wollen die mit so vielen Millionen?«
    »Hast du eine Million, dann willst du zwei«, erwiderte Oliver, »hast du zwei, dann willst du zehn, hast du zehn, dann willst du
    100. Die Gier mancher Menschen ist

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