Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
wie immer, dochzwischen seinen Brauen waren Falten der Anspannung eingegraben.
»Er hat schon alles versucht: Er beschuldigte mich sämtlicher Mafia-Aktivitäten, der Bestechung, der Erpressung, er versuchte, mir Betrug und Gewerkschaftsmanipulation anzuhängen. Alles ohne Erfolg. Ich weiß nicht, wie viele Monate oder Jahre die Staatsanwaltschaft damit zugebracht hat, irgendetwas gegen mich zu erfinden. Es hat alles nichts genützt.«
Sein Gesicht verfinsterte sich.
»Ich zahle meine Steuern, ich gebe Tausenden von Menschen Arbeit, ich trage eine Menge Verantwortung«, seine Stimme klang zornig, »und da kommt dieser kleine griechische Straßenköter mit seinem heiligen Zorn auf jeden, der einen italienischen Namen trägt, und nennt mich einen Gangster und Mafioso. Er hat mir schon viel Schaden zugefügt durch seine verleumderischen Reden, aber ich ärgere mich nicht länger über ihn. Soll er sich doch mit seinem missionarischen Eifer lächerlich machen.«
Sergio lachte grimmig.
Alex wusste, dass es alles andere als lächerlich war, aber insgeheim bewunderte sie die Schauspielkunst, die Sergio aufbot. Er hielt ihrem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken, und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie ihm geglaubt. Don Sergio , dachte sie, und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
»Warum wehrst du dich nicht gegen diese Vorwürfe?« Sie musste sein Spiel mitspielen. »Weshalb lässt du es zu, dass man deinen Namen in den Dreck zieht?«
»Ich habe es nicht nötig, mich für etwas zu rechtfertigen, mit dem ich nichts zu tun habe.« Er starrte sie an und obwohl er lächelte, waren seine blauen Augen kalt wie Eis. »Die öffentliche Meinung ist mir scheißegal.«
»Aber ein schlechter Ruf kann deinen Geschäften schaden.«
»So ein Quatsch«, Sergio schüttelte verächtlich den Kopf, »die Leute, mit denen ich Geschäfte mache, sind keine kleinkarierten Spießer, die sich von ein paar reißerischen Zeitungsartikeln ins Bockshorn jagen lassen.«
Alex schwieg, aber ihr Herz klopfte bis in den Hals.
»Was ist, Cara?«, er legte seine Hände auf ihre Schultern und sein intensiver Blick bohrte sich in ihre Augen. »Glaubst du etwa, was über mich gesagt wird?«
»Ich wünschte, ich könnte mit ›Nein‹ antworten«, erwiderte Alex, »aber das kann ich nicht.«
Er ergriff ihre Handgelenke.
»Spielt es für dich wirklich eine Rolle, was in den Zeitungen steht?«
»Nein«, sie schüttelte den Kopf, »was in den Zeitungen steht, interessiert mich genau so wenig wie dich. Es wäre mir egal, wenn du nur ehrlich zu mir wärst. Und ich habe das Gefühl, dass du es nicht bist.«
Sergio ließ sie los.
»Warum willst du Dinge wissen, die dich nichts angehen?« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lächelte nicht mehr. »Meinst du, weil ich ab und zu mit dir ins Bett gehe, muss ich Rechenschaft über mein Leben vor dir ablegen?«
Alex starrte ihn ungläubig an.
»Ich habe niemals verlangt, dass du dich für irgendetwas rechtfertigst. Aber du verlangst von mir, dir zu glauben. Die Presse schreibt und sagt seit Wochen etwas anderes von dir. Wieso sollte ich dir glauben und dir vertrauen, wo du mir doch ganz offensichtlich nicht vertraust?«
»Es ist so, wie ich es dir sage.«
»Wie in der Bibel, was?« Alex lachte und fröstelte plötzlich. »Ganz nach dem Motto ›Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben‹!«
Sergio sah sie ernst an. Sein gut geschnittenes Gesicht war wie aus Stein gemeißelt.
»Ich liebe dich«, sagte er unvermittelt.
»Das tust du nicht«, Alex schüttelte den Kopf, »du begehrst mich vielleicht, das ist alles.«
Sie dachte an die liebevolle Selbstverständlichkeit, mit der Trevor und Madeleine miteinander umgingen. Sergio war zu so etwas überhaupt nicht fähig. Plötzlich wollte sie ihn nicht mehr sehen. Sie war müde und wollte schlafen.
»Ich habe ein paar harte Tage hinter mir«, sagte sie und wandte sich ab, »ich bin erschöpft. Du solltest jetzt gehen.«
Da flammte Sergios Zorn auf, den er nun seit einer halben Stunde mühsam unterdrückt hatte. Mit drei Schritten war er bei ihr und packte sie grob am Arm.
»Lass mich los«, sagte Alex, »ich will ins Bett.«
»Ich auch«, Sergio zog sie an sich und presste seinen Unterleib fordernd gegen ihren, »und zwar mit dir.«
»Aber ich nicht mit dir«, sie stemmte ihre Arme gegen seine Brust und wehrte sich, aber er ließ sie nicht los, und er war rasend vor Begierde. In einem Anfall von Panik
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