Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, forderte sie aber nicht auf, sich ebenfalls hinzusetzen. Es gelang ihm recht gut, seinen Zorn hinter einem falschen Lächeln zu verbergen.
    »Wieso erfahre ich auf diesem Wege von einem solchen Deal?«, fragte er. »Hatten wir nicht die Absprache, dass du mich vorab informierst?«
    »Es war eine unglaubliche Hektik«, antwortete Alex und lächelte genauso falsch, »du warst nicht in der Stadt. Vielleicht habe ich es einfach vergessen.«
    »Vergessen?« Zack riss die Augen in gespielter Überraschung auf. »Ich glaube, du überschätzt deine Kompetenzen hier ein bisschen, Süße.«
    Alex hörte auf zu lächeln. Sie stellte ihren Aktenkoffer ab und stemmte beide Hände auf die Tischplatte. Zack verschränkte die Hände hinter dem Kopf und grinste liebenswürdig.
    »Ich habe den leisen Verdacht, dass du die Bedeutung einer ›Chinesischen Mauer‹ in der Vergangenheit unterschätzt hast«, sagte sie leise, »denn ein Vögelchen hat mir gesungen, dass jedem meiner Deals seltsame Kursbewegungen vorausgegangen sind. Ein sicheres Indiz für illegalen Handel mit Insiderwissen.«
    Zack war ein geübter Schauspieler, aber um Klassen schlechter als Sergio. Alex bemerkte ein winziges erschrockenes Flackern in seinen Augen und seine Mundwinkel zuckten in kurzer Panik.
    »Du nimmst dich ziemlich wichtig«, stellte er fest.
    »Nein, ich nehme meine Verantwortung wichtig«, sie richtete sich wieder auf, »denn ich habe eine Verantwortung dem Markt gegenüber. Und deine Reaktion hat meinen Verdacht erhärtet.«
    »Du bist eine ganz arrogante Ziege!« Zack wurde plötzlich unprofessionell beleidigend und Alex grinste daraufhin.
    »Und du bist ein schlechter Verlierer«, konterte sie und ergriff ihre Aktentasche. »Ich gehe mit meinen Leuten noch etwas feiern, sie haben es verdient. Noch einen schönen Abend, Mr St. John!«
    ***
    Sämtliche Mitarbeiter ihrer Abteilung waren schon im Luna Luna , einer gemütlichen Bierkneipe in der Broadstreet, die vorwiegend von Brokern und Bankern frequentiert wurde. Alex wurde mit Applaus und begeisterten Pfiffen empfangen, als sie hereinkam. Sie verschaffte sich Gehör und berichtete vom Verlauf der Sitzung und der Reaktion der Vorstandsmitglieder.
    »So, Leute«, Alex hob die Hand und es wurde wieder leise, »jetzt aber Schluss damit, lasst uns zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Ihr habt alle einen Spitzenjob gemacht und ich bin unheimlich stolz auf euch alle. Als kleines Dankeschön für die Abende und Wochenenden, die ihr euch um die Ohren geschlagen habt, seid ihr heute Abend alle eingeladen! Also: Feiert euren Erfolg, ihr habt es euch verdient!«
    Erneuter Applaus brandete auf, dann kam die erste Runde. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen, der Alkohol floss in Strömen und die unmenschlichen 100-Stunden-Wochen waren vergessen. Vor ihnen lag Weihnachten, der Jahreswechsel und damit eine ruhige Zeit. Nachdem Alex mit allen ein paar Runden getrunken hatte, fand sie einen Moment, um mit Mark zu sprechen.
    »Wie lief es?«, erkundigte sich Mark neugierig.
    »Zack ist ausgerastet. Er konnte sich kaum beherrschen.«
    »Bingo«, Mark nickte ernst, »Sie hatten also Recht.«
    »Tja«, Alex seufzte, »aber ich weiß immer noch nicht, wie weit nach oben seine kleinen Geschäfte gehen. Weiß Levy davon?«
    »Er hat das mit Shanahan auch gewusst«, sagte Mark leise, »und ganz sicher weiß er auch jetzt Bescheid.«
    Alex verzog das Gesicht. Sie steckte selbst bis an den Hals mit in der Sache drin, denn kein Mensch würde ihr glauben, dass sie bis vor kurzem so dämlich gewesen war nicht zu wissen, was Zack mit ihren Informationen tat. Wenn die Behörden Wind davon bekamen, dann konnte sie neben einer saftigen Strafe auch mit dem Entzug der Arbeitserlaubnis rechnen.
    »Verdammt«, ihre gute Laune war wie weggefegt, »ich war eine überhebliche Idiotin und mir geschieht es nicht anders.«
    »Wieso denn das?« Mark blickte sie überrascht an.
    »Oliver wollte mir damals davon erzählen«, Alex hob die Schultern, »ich habe ihm aber nicht zuhören und schon gar nicht glauben wollen. Er hatte mit allem Recht.«
    »Ich habe ihm erst auch nicht geglaubt«, erwiderte Mark.
    »Sehen Sie und Oliver sich hin und wieder?«, fragte Alex. Der Alkohol hatte ihre Hemmschwelle herabgesetzt und auf einmal wollte sie unbedingt wissen, ob Mark wusste, was sich zwischen ihr und Oliver abgespielt hatte und was er davon hielt.
    »Schon eine Weile nicht mehr«, Mark warf

Weitere Kostenlose Bücher