Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
trat und schlug sie nach ihm, aber die Schmerzen, die sie ihm zufügte, steigerten seine wilde Lust in eine unkontrollierbare Ekstase. Es war ein irrsinniger, zorniger, geradezu verbissener Kampf, den Alex verlor. Sie erduldete seine brutale Leidenschaft mit abgewandtem Gesicht und ohnmächtigem Zorn, und als er mit einem dumpfen Keuchen zum Höhepunkt kam, wusste sie, dass sie ihn hasste. Kochend vor Zorn beobachtete sie, wie er aufstand und gelassen und ohne Eile seine Hose schloss und seine Krawatte gerade rückte.
»Du Schwein«, flüsterte sie, »du hast mich vergewaltigt!«
Sergio beugte sich über sie und bog ihr Gesicht nach oben, so dass sie ihn ansehen musste.
»Eins solltest du dir für die Zukunft gut merken, Cara mia«, er lächelte, aber die Kälte in seinen Augen war arktisch, »ich bekomme immer, was ich will.«
Damit ging er zur Tür und verschwand. Alex schluchzte auf und sie spürte, wie eine Welle von Angst und Verzweiflung über sie hinwegrollte. Warum hatte sie nicht auf die Warnungen gehört, obwohl sie insgeheim geahnt hatte, dass die schlimmen Gerüchte der Wahrheit entsprachen? Sie war nicht länger Herrin der Lage, ja, sie war es überhaupt nie gewesen. Sergio Vitali ließ sich nicht einfach so wegschicken, das hatte sie soeben schmerzlich am eigenen Leib erfahren müssen.
21. Dezember 1999
Kurz vor Weihnachten gelang Alex eines der spektakulärsten Geschäfte, die es in diesem Jahr im Bereich der Firmenfusionen und -übernahmen gegeben hatte. Maxxam war ein Blue Chip-Wert mit hohem internationalen Ansehen, ein Mischkonzern, der auf dem Sektor der Computertechnologie gewaltig expandierte. Alex hatte erfahren, dass sich Maxxam für IT-Systems, einen Hardwaregiganten aus Texas interessierte, und ihr war es in cleveren und geschickten Verhandlungen gelungen, die gesamte Konkurrenz auszustechen. Mit besonderer Genugtuung aber erfüllte sie die Tatsache, dass sie Zack kein Sterbenswörtchen davon gesagt hatte, und sie war mehr als gespannt auf seine Reaktion, wenn sie gleich bei der Sitzung, bei der das Hauptthema eigentlich die bevorstehende Bilanzpressekonferenz im Januar sein sollte, dem versammelten Vorstand verkündete, dass LMI Maxxam vertreten würde. Zwar hatten Mark und sie nicht herausbekommen können, wie die komplizierten Verschachtelungen mit den Offshore-Gesellschaften und LMI zusammenhingen, aber sie waren mittlerweile beide fest davon überzeugt, dass Zack die Informationen, die Alex weitergab, dreist benutzte. Deshalb hatten sie den Maxxam-Deal in aller Heimlichkeit vorbereitet und ausgearbeitet. Wenn Zack heute davon erfuhr, war es zu spät, um Positionen in Maxxam oder IT-Systems aufzubauen. Alex hatte sich sorgfältig auf ihren heutigen Auftritt vorbereitet. Auch wenn sie nach dem gewaltigen Arbeitspensum von 120 Wochenstunden am Rande ihrer Kräfte war, so freute sie sich auf den Triumph, der zweifellos vor ihr lag. Bevor Vincent Levy die Sitzung offiziell eröffnete, erhob sie sich von ihrem Platz zwischen John Kwai und Ron Schellenbaum und bat um Gehör.
»Meine Herren«, sagte sie, als alle Gespräche rings um den runden Tisch verstummt waren, »ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen, die Sie sicherlich alle sehr erfreuen wird. Sozusagen ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.«
Alle blickten sie erwartungsvoll an.
»Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Maxxam Enterprises uns mit der Ausarbeitung eines Leveraged Buyout für die Übernahme von IT-Systems beauftragt hat.«
In dem großen Konferenzraum herrschte Totenstille, alle starrten Alex sprachlos an. Jeder hatte schon davon gehört, dass Maxxam Interesse an IT-Systems hatte, aber mehr als Gerüchte hatte es bisher nicht gegeben. Mit einem Mal redeten alle durcheinander und Alex konnte nur mit Mühe ein zufriedenes Lächeln unterdrücken.
»Ich habe einen LBO für 40 Dollar pro Aktie ausgearbeitet«, fuhr sie fort und hatte sofort wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. »Wir werden eine Schuldverschreibung mit hohem Zinssatz herausgeben und so 500 Millionen Dollar aufbringen. LMI fungiert bei dieser Neuemission als Underwriter.«
Levy fragte Michael Friedman, den Finanzvorstand, ob LMI tatsächlich in der Lage sein würde, einen derart gigantischen Deal zu finanzieren. Alex fand diese Frage sehr heuchlerisch, wenn sie an den Private Equity Technology Trust dachte, der allein ein Kapital von 500 Millionen verwaltete.
»Wie soll denn das gehen?«, fragte Zack nun, sichtlich aufgeregt und
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