Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
hören konnten, »die hinabgestiegen ist aus den Betten von Park Avenue, um mit dem gemeinen Volk zu feiern. Sehr gütig!«
»Spinnst du, Zack? Was soll das?«
»Ich bewundere dich, Miss Sontheim, ich bewundere dich!« Zack legte ihr vertraulich den Arm um die Schulter und flüsterte: »Wo ist denn dein reicher Liebhaber, hm? Oder hast du heute alleine Ausgang?«
»Du bist betrunken«, sie wollte sich von ihm losmachen, aber Zack hielt sie eisern fest.
»Du hast es schlau angestellt, Alex, das muss ich dir lassen«, fuhr er fort, »du bist mit dem richtigen Kerl in die Kiste gesprungen, Hut ab! Hast du dich auch schon an Vince rangemacht? Der frisst dir ja aus der Hand, der alte Mistkerl. Genau wie der ganze Rest von dem bescheuerten Verein, die würden dich doch am liebsten alle mal f …«
»Es reicht!«, unterbrach Alex ihn scharf. Er lachte bösartig und kippte seinen Wodka mit einem Schluck hinunter.
»Noch einen!«, rief er dem Barkeeper zu.
»Hast du irgendein Problem?« Alex merkte, wie Zack ihr in Sekundenschnelle im höchsten Maße unsympathisch wurde.
»Ich habe kein Problem.« Er grinste, aber in seinen Augen stand der blanke Hass und seine Lippen berührten ihre Wange, als er zischte: »Ich liebe es, in deinem Schatten zu stehen. Ich liebe es, ein Trottel zu sein, der die ganze Drecksarbeit machen darf. Es macht mich wahnsinnig scharf, wenn ich den ganzen Tag nur Alex, Alex, Alex höre!«
Sie wischte sich angeekelt seinen Speichel von der Wange. Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und Alex erkannte erschüttert das ganze Ausmaß seiner Eifersucht. Er war eifersüchtig auf ihren Erfolg, auf ihr Ansehen beim Vorstand, und er war gekränkt und wütend, weil er bei ihr keine Chance hatte. SeineFreundlichkeit war die ganze Zeit nur Fassade gewesen. Zack war nicht ihr Freund. Ganz im Gegenteil. Sie rutschte vom Barhocker.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie kühl, »du bist ja völlig betrunken.«
»Ja, ich bin betrunken«, er stand so dicht vor ihr, dass sie jede Pore in seinem Gesicht erkennen konnte, »aber glaub nicht, dass ich so bescheuert bin, wie die anderen Idioten. Du hast mich gelinkt, du kleines Miststück. Das machst du nicht noch einmal mit mir!«
In diesem Moment griff Mark ein. Er schob Zack zur Seite und beinahe wäre es zu einer Schlägerei gekommen, aber sämtliche Männer aus Alex’ Abteilung hielten Zack in Schach und sorgten dafür, dass sie unbeschadet aus der Bar gelangen konnte. Am ganzen Körper zitternd und den Tränen nahe stand sie auf der Straße im Schneeregen.
»Alles in Ordnung?« Mark blickte sie so besorgt und mitfühlend an, dass sie beinahe den letzten Rest an Selbstbeherrschung verlor. Es war einfach alles zu viel gewesen in den letzten Tagen, und die Erkenntnis, dass Sergio von ihr und Oliver wusste und nun Zacks bösartige Gemeinheiten brachten das Fass zum Überlaufen.
»Ja, alles okay«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Ich bringe Sie nach Hause«, bot Mark an. Alex dachte wieder an Oliver. Vielleicht lauerten schon irgendwo in der Nähe Sergios Spione. Sie wollte auf keinen Fall, dass auch Mark irgendetwas passierte.
»Nein, schon gut. Ich nehme ein Taxi. Gehen Sie rein und feiern Sie noch ein bisschen mit den Jungs.«
»Ich lasse Sie jetzt nicht alleine«, Mark blieb stur und winkte einem vorbeifahrenden Taxi, das zufällig leer war und anhielt.
»Doch. Es geht schon«, Alex gelang ein Lächeln, »ich bin okay.«
»Darf ich Sie wenigstens später noch anrufen?« Mark war ehrlich besorgt, und Alex nickte. Dann umarmte sie ihn spontan.
»Danke für alles, Mark. Und danke, dass ich Ihnen vertrauen kann.«
Mark schluckte und nickte. Alex stieg rasch in das wartende Taxi und winkte ihm zum Abschied zu.
***
Ein blassblauer Himmel wölbte sich über dem mit Raureif bedeckten Land und die Dezembersonne bemühte sich um ein wenig Wärme, als Alex und Madeleine durch die Dünen hinunter zum Strand ritten. Alex war froh, dass sie Trevors und Madeleines Einladung nach Lands End House auf Long Island gefolgt war. Schon bei ihrem ersten Besuch im Juli hatte sie sich in das massive Herrenhaus aus roten Ziegeln verliebt, das trotz seiner imponierenden Größe nicht protzig wirkte. Trevors Ururgroßvater hatte es im Jahr 1845 am nördlichen Ende Long Islands, zwischen den Orten Montauk und Amangansett erbaut, und seitdem war es im Familienbesitz. Trevor und Madeleine waren zu wirklichen Freunden geworden und in ihrem Haus fühlte Alex sich geschützt und
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