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Unter Sternenjaegern

Unter Sternenjaegern

Titel: Unter Sternenjaegern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Nichts anderes bewegte sich.
    Es überkam sie wie Worte im Wind, daß die alten Sitten tot waren.
    Egal was passierte, für sie waren die alten Sitten tot. Wieder fühlte sie die verwirrende Kombination aus Erregung und Angst. Und auch ein Gefühl des Verlusts.
    Ihre Hände umklammerten das Geländer, sie ließ sich auf die glatten Planken hinunter, lockerte dann ihren Griff. Es gab gute Zeiten … das Teilen mit ihren Schwestern… die kleinen Glückseligkeiten… der Strenge ihrer Ausbildung zu entkommen - in den warmen, freundlichen Lärm der Küche, um Händen beim Schneiden der Yamswurzeln zuzusehen, wie die tieforangefarbenen Scheiben sauber von der Klinge abfielen… Bevor Kobe sie dazu bestimmt hatte, neben ihm zu sitzen, und damit angefangen hatte, ihren Geist zu töten. Sie blickte durch das Geländer über die leere Ebene und weinte um die guten Dinge, die nicht mehr waren. Weinte um die kleinen Tröstungen, die Gewißheiten, die jetzt in der Vergangenheit versunken waren, unerreichbar, vergangen.
    Nach einer Weile versiegten die Tränen, und sie lehnte den Kopf an das Geländer, wurde steif, während der Rest der Nacht verging.
    Als der Himmel im Osten grün zu werden begann, ging sie in die Küche hinunter, um nachzusehen, was sie zum Frühstück zusammenkratzen konnte.
    11
    Der Hasenring hatte sich um die Stadt geschlossen, stumm und unerbittlich starrten die Tiere herüber, dann und wann erhoben sich einzelne auf ihre Hinterläufe, kauerten sich dann wieder zu Boden, was dem weißen Ring eine unheimliche Bewegung verlieh, als wäre die Herde ein einziges Tier, das in tiefen Zügen atmete.
    Unmittelbar innerhalb des flackernden PSI-Schirmes liefen Jungengruppen herum, zerrten Hasen durch die Barriere und zerschmetterten ihnen die Schädel. Andere flitzten mit den Kadavern davon und brachten sie den Frauen in den Notunterkünften, damit sie sie kochten.
    In den Straßen lungerten Männer in Gruppen herum, die Ansammlungen nahmen zu und ab, unruhige Einzelgänger kamen und gingen. Die Luft war zähflüssig vor schwelender Wut. Ein Mann prallte gegen einen anderen und verfluchte ihn. Sie kämpften, droschen aufeinander ein, bis einer davontaumelte und den anderen auf der Straße zusammengebrochen liegenließ. In einer anderen Straße lag ein toter Mann ausgestreckt, Dampf stieg von dem Blut auf, das sich auf der zerstampften Erde sammelte.
    Die Spannung in der Massenunterkunft war wie Dampf, dicht und heiß. Der Lärm war ohrenbetäubend und ununterbrochen. Gruppen von Jungen liefen ständig durch zusammengedrängte Gruppen von Frauen und alten Leuten, manchmal balgten sie sich im Spiel, manchmal brachen sie in Blindwut aus und prügelten auf sich und jeden, der in der Nähe stand, ein.
    Gelegentlich wurden sie von Erwachsenen, die noch genügend Autorität besaßen, zur Ordnung gerufen. Wie die Gruppen der Männer draußen, so teilten sich die Banden, neue bildeten sich, die Masse wuchs über sich hinaus, nahm eine eigene Persönlichkeit an, schwemmte die alte Persönlichkeit des einzelnen mit seiner Individualität davon.
    Wilder und wilder- während ihre Menschlichkeit rasch von ihnen abfiel - übernahmen die Jungen allmählich die Kontrolle über die Behelfsunterkünfte, terrorisierten sich gegenseitig und jeden anderen darin.
    Umeme lehnte auf der Fensterbank des Wachtturmes des Tembeat, fasziniert und entsetzt über den Zerfall, der unter ihm fortschritt. Er fing an, sich Sorgen zu machen. Oft kamen Männer am Tembeat und am Chwereva-Komplex vorbei, murmelten bedrohlich, manchmal schüttelten sie die Fäuste und brüllten Obszönitäten. Die Gruppen wurden von Stunde zu Stunde größer. Und die Watuk trieben dichter an den Rand des Blindwut-Ausbruchs. Er hob den Kopf und starrte auf den Hasenring hinaus. Er konnte fast riechen, wie der PSI-Schirm unter dem Druck durchbrannte. Das Flackern nahm an Häufigkeit zu, je mehr Zeit verging. Er schüttelte sich, zog sich zurück und wünschte sich, seine Zeit wäre um.
    Drei Stunden werden allmählich lang, dachte er. Er schaute zur Sonne hoch und seufzte. Erst die Hälfte seiner Wache. Er fing an, von einem Fenster zum anderen hin und her zu schreiten. Während er ging, übte er seine Lektionen, bemühte sich, die nervenaufreibenden Emotionen, die von unten her eindrangen, zu verdrängen.
    Faiseh grinste auf Manoreh hinunter. „Wieder aus einem Stück, he?”
    Die beiden Männer umklammerten ihre Handgelenke, dann stieg Faiseh ab. „Irgendwelche

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