Unter Sternenjaegern
ihre Hände, ihre Arme und ihr Gesicht sauber waren. Amea wollte sich von Kitosime nicht berühren lassen, aber er nahm doch die Lappen und wusch sich.
Kitosime stand auf und ging langsam auf die Veranda hinauf.
Kein Zurück, dachte sie. Sie stieß die Tür auf und drehte sich zu den Kindern um. Sie kämpfte die alten Schranken nieder, bemühte sich, EINLADUNG/BERUHIGUNG auf sie zu projizieren. Sie beobachteten sie stumm. „Vertraut mir”, sagte sie heiser. „Paßt auf, ich werde die Tür festkeilen.” Sie kniete nieder, fand das an der Mauer aufbewahrte dreieckige Stück Holz und schob es unter die Tür. Dann stand sie auf und zog an der Tür, um ihnen zu zeigen, wie fest sie offengehalten war. „Es steht euch frei, zu kommen und zu gehen.” Sie bemerkte kurz, wie sehr das laute Sprechen die BERUHIGUNG verdeutlichte, die sie noch immer auszustrahlen versuchte. „Kommt herein”, wiederholte sie. „Es ist niemand hier- nur mein Sohn und ich, und er schläft. Ihr braucht keine Angst zu haben.” Während sie sprach, entfernte sie sich von der großen Eingangshalle.
Als sie den Fuß der Treppe erreichte, glitt Warne herein. Amea folgte. Nach einer weiteren Minute kam S’kiliza geduckt herein, vor Angst beinahe gelähmt, aber von einem fast ebenso mächtigen Verlangen getrieben. Kitosime ging leichtfüßig die Treppe hinauf, Freude und Triumph sprudelten in ihr. Auf dem dritten Absatz schaute sie zurück. Drei Schatten schlichen hinter ihr die Stufen herauf. Vor Freude lachend, rannte sie die letzten beiden Treppen zu den unter dem Dach eingerichteten Schlafgemächern empor.
Der Platz der Kinder. Nachdem sie ihre Babywiege verlassen hatte, hatte sie hier bis zu ihrer Hochzeit geschlafen. Sie ließ die Tür offen, ging zu der langen Reihe von Truhen, die unterhalb der Fenster aufgestellt war. Während sie die Kinderkleidung durchwühlte, die von den Kisima zurückgelassen worden war, kamen die Wildlinge schüchtern herein. Sie zog Kittel und kurze Hosen für sie heraus, auch für S’kiliza. Ein Kleidertuch war in der Wildnis nicht praktisch.
Mit einem Keuchen der Freude rannte S’kiliza in das Zimmer. Sie riß sich die Lumpen vom Leib und streifte sich den Kittel über den Kopf. Mit den in ihrer Hand zusammengeknüllten kurzen Hosen flitzte sie aus dem Raum. Kitosime konnte das weiche Stampfen ihrer Füße auf den Stufen hören. Die Jungen rissen den Rest der Kleidung hoch und liefen hinter ihr her.
Kitosime ging langsam die Treppe hinunter. Sie war müde, ihre Beine zitterten, ein Schwindelgefühl war in ihrem Schädel. Aber sie fühlte, wie sich ein Etwas in ihr entfaltete und entfaltete, bis sie das Haus ausfüllte, über das Haus hinausreichte, die ganze Gegenwart erfüllte und über die gegenwärtige Zeit in die mythische Zeit ohne Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft hinausreichte.
Sie trat ins Sonnenlicht hinaus. Nach der stillen Dunkelheit des Hauses zerschlugen die grüne, kühle Brise und das Strahlen der Sonne die Ganzheit ihrer Haut. Jetzt, als sie auf der Veranda stand und in den stillen, leeren Hof hinausschaute, war sie wieder nur sie selbst. Die Kinder waren verschwunden. Wieder ins Juapepo. Das, was davon übriggeblieben war. Sie schloß die Augen und versuchte zu projizieren, erinnerte sich an die schnelle Flüssigkeit der Kommunikation der Kinder und beneidete sie darum. Sie fühlte sich in ihren Kopf eingesperrt, als wäre sie plötzlich taub. Sie versuchte es erneut, wehrte die Hemmungen ab, projizierte WILLKOM
MEN.
Sie fühlte die schwache Bemühung wie einen Stein in den Staub fallen. Sie erinnerte sich an ihren Eindruck, daß die Projektionen mit dem Aussprechen deutlicher wurden, deshalb versuchte sie es wieder, rief die Worte in den leeren Raum, ließ ihre Hoffnung versuchen, die Empfindung weiter zu transportieren. „Kommt zurück, bitte. Die Tür ist offen. Ihr seid willkommen, Kinder, meine Kinder.
Ihr werdet geliebt.” Einen Augenblick lang fühlte sie eine flüchtige Antwort - oder glaubte, eine zu fühlen.
Sie ging wieder hinein, um Hodarzu aus dem Bett zu nehmen und anzufangen, sich häuslich einzurichten.
Am dritten Tag waren die Männergruppen, die vor dem Tembeat-Anwesen herumstanden, größer. Und sie waren stumm. Sie gingen auf der festgestampften Erde außerhalb der Tore auf und ab. Kein Murmeln. Kein Rufen. Keine Schmähungen. Und keine Drohungen. Aber die Luft stank nach Haß und Wut. An diesem Morgen hielt der Direktor den Schüler, dessen Wache es war,
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