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Unter Sternenjaegern

Unter Sternenjaegern

Titel: Unter Sternenjaegern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Wildlinge. Sie wollte Hodarzu nicht in der Nähe von Wildlingen haben. Aber sie waren Kinder. Und hungrig.
    Sie kamen gemeinsam näher und kauerten sich an die Mutter Brunnen, suchten im körperlichen Kontakt Unterstützung. Sie beugte sich vor. „Habt keine Angst”, sagte sie, wobei sie versuchte, ihre Stimme sanft und einladend zu halten. Sie lächelte ihnen zu. Kinder.
    Ihre Blicke verweilten mit einer Faszination auf dem Mädchen, die sie sich nur zögernd eingestand. Mädchen FÜHLTEN angeblich nicht, und sie verwilderten auch nicht. Aber wenn sie einen Beweis gebraucht hätte - hier stand er vor ihr. Sie hatte ihre eigene Fähigkeit zu FÜHLEN unterdrückt, da sie sich davon instinktiv gefährdet gefühlt hatte. Sie lächelte wieder. „Ihr müßtet wissen, daß ich euch nicht weh tun würde.”
    Große Augen betrachteten sie eindringlich. Die Jungen waren kühner. Nach ein paar Sekunden lächelten sie sie an und kamen langsam auf sie zu. Das Mädchen blieb geduckt am Brunnen stehen, beobachtete sie argwöhnisch und wünschte sich doch verzweifelt, ihr vertrauen zu können, weil sie die Wärme und Zuneigung brauchte, die sie fürchtete.
    Dringender als all die komplizierten und widersprüchlichen Emotionen war da der große Hunger der Kinder.
    „Wartet.” Kitosime ging langsam über die Veranda zurück, eilte dann durch das Haus und in die Küche. Das Hartbrot, das sie vorhin probiert hatte, lag auf dem Tisch. Von Laib zu Laib unterschiedlich, aber eßbar. Käse und Wurst lagen auf einem Teller -das hätte ihre erste eigene Mahlzeit sein sollen. Sie hatte noch nichts Komplizierteres probiert. Hodarzu schlief noch immer. Sie sorgte sich kurz dar
    über, womit sie ihn füttern sollte. Besser, ich fange bald damit an, ihm etwas zu machen, dachte sie. Dann zuckte sie mit den Schultern. Später. Sie schnitt drei Laibe auf, kämpfte mit Wurst und Käse, hackte unregelmäßige Brocken ab. Sie legte die einfachen Stullen in einen kleinen Korb, stellte einen irdenen Topf mit Milch sowie drei Becher hinzu.
    Während sie sich fragte, ob die Wildlinge sie genügend verstanden hatten, um zu warten, nahm sie den Korb und den Topf auf und ging vorsichtig durch das Haus. Unmittelbar vor der Tür hielt sie an, um ihre Empfindungen zu ordnen und ihren Atem zu beruhigen.
    Dann stieß sie sie auf und ging zu den Stufen zurück.
    Sie waren noch da, auf der anderen Seite des Hofes, und sie beobachteten sie. Sie setzte sich auf die oberste Stufe, hielt den Korb auf den Knien und sah die Kinder an. Auf ihr Lächeln hin schoben sie sich näher heran, die Blicke auf den Korb gerichtet. Sie legte die Hand auf den Rand des Korbes. „Ja, ich habe Essen für euch. Ich nehme an, ihr wißt eure Namen nicht mehr.”
    Die beiden Jungen kamen ein Stückchen näher. Sie konnte spüren, daß sie das Essen haben wollten, aber noch Angst vor ihr hatten. Das Mädchen schlängelte sich näher heran, blieb jedoch mehrere Schritte hinter den Jungen. Kitosime konnte ihr Entsetzen und ihren bohrenden Hunger spüren. Der ganze Schmerz ihrer eigenen Kindheit war dort in dem schmutzigen, mageren Fleisch dieses kleinen Mädchens. Kitosime schaute von einem silbergrauen Gesicht zum nächsten und fühlte eine wachsende Erregung, als ihr ein Gedanke kam. „Ich werde euch Namen geben.”
    Sie betrachteten sie wachsam, verstanden keines dieser Worte und waren von ihrer Rührung verwirrt.
    Der größte Junge war am nächsten. Sie zeigte auf ihn. Er zuckte scheu zurück, blieb jedoch, wo er war, weil keine Bedrohung die Geste begleitete. „Du wirst Amea sein”, sagte sie entschlossen.
    „Amea.”
    Er starrte sie an, Verständnislosigkeit in seinen Indigo-Augen.
    Kitosime seufzte und wandte sich dem kleineren Jungen zu.
    „Dich werde ich Warne nennen.” Seine Haut war von einem dunkleren Grün als die der beiden anderen, und nur dort, wo sie sich straff über die Knochen spannte, gab es eine Spur von Silber. Sein rundes Gesicht zeigte eine lebhafte Intelligenz, aber der Name bedeutete ihm überhaupt nichts. „Warne”, wiederholte sie. Sie wartete. Wieder keine Reaktion.
    Als sie zu dem Mädchen sprach, war ihre Stimme sanfter, schmeichelnder. „Du wirst S’kiliza sein.”
    Das Mädchen bewegte sich nur unbehaglich, dann kam sie langsam heran und schmiegte sich an den größeren Jungen.
    Kitosime berührte den Milchtopf, der neben ihr stand, und ihr Blick war nachdenklich. „Ihr habt einmal gesprochen”, murmelte sie. „Vor gar nicht so langer

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