Unter Sternenjaegern
muß hinuntergehen … Und die Jungen im Schrein … Wann werden diese Bestien aufbrechen? Wann werden sie aufbrechen … Und werden sie zurückkehren?… Wie oft werden sie zurückkehren ?… Wie lange noch, bis ich sie nicht mehr davon abhalten kann … Wir müssen diesen Ort verlassen … Bald… Aber wohin … Wohin können wir gehen, wohin sie uns nicht folgen würden ? Und wie können wir entkommen ?
Ihre Gedanken begannen, wieder in den Alptraum hineinzukreisen. Sie riß sich hoch und rieb sich die Augen. Die Mädchen, muß hinuntergehen.
Sie mühte sich auf die Füße, blieb stehen, schwankte vor Müdigkeit. Hodarzu schlief tief. Sie beugte sich kurz über ihn, berührte seine weiche Wange. Sie erhaschte einen Blick von sich selbst, vom Fensterglas gespiegelt. Es war eine Angst in den verzerrten Zügen, die sie beunruhigte. Ihre Maske hatte sich aufgelöst. Sie strich die Hand über das Gesicht. Die Augen auf das Phantombild im Glas gerichtet, ordnete sie ihre Gesichtszüge in die Leere ihrer eleganten Maske. Dann glitt sie geräuschlos zur Tür, hielt noch einmal kurz an, um einen letzten Blick auf ihren Sohn zu werfen, und ging die Treppe hinunter. Als sie an der Küche vorbeikam, hörte sie die Stimmen. „Geht nach Hause, Bestien”, flüsterte sie, aber sie wandte sich ab und rannte fast durch das Haus hin zum Wassergarten.
Aleytys fühlte die Kraft aus sich herausgerissen. Wie eine Springflut raste sie durch die Verbindung, flutete auf Manoreh ein, bis sie den Rückstoß der Explosion spürte, durch Manorehs Augen das Aufblähen des Goldringes sah, die Zeitlupenzerstörung des Labors, durch seine Ohren das endgültige Zerbersten des Steuergerätes und die Schreie der Verwundeten hörte. Dann knallte die Sicht in Schwärze. Manoreh war bewußtlos. Nicht tot, dachte sie. Ich fiihle, daß er lebendig ist, fühle sein Herz schlagen. Dann sprang sie aus dem Bett und tanzte, von einer wilden Ausgelassenheit verzehrt, im Raum umher. „Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft !” Sie lachte und wirbelte herum, warf sich dann wieder auf das Bett, hüpfte darauf herum und kicherte.
Die Tür sauste auf, und Kell stand dort, das Gesicht vor Wut verzerrt. Er durchquerte den Raum mit großen Sätzen - groteske Hüpfer. Er zerrte sie hoch. Seine Fäuste krachten in ihre Rippen.
Schmerz explodierte durch sie hindurch. Er prügelte in ihr Gesicht, auf ihre Brüste, ihren Bauch, ihre Beine. Zuerst leistete sie Widerstand, hob die Hände, versuchte, seine Schläge abzuwehren, kämpfte, versuchte, sich von ihm loszureißen. Dann gab es nur noch Schmerz, nichts als Schmerz. Ihre Kraft war ein Nichts gegen sein Metall-Skelett. Sie war in ihrem Schädel eingesperrt, von ihren Talenten ausgesperrt. Harskari, hilf mir, schrie sie in die Dunkelheit hinaus. Hilf mir. Als keine Antwort kam, versuchte sie, sich von ihrem Bewußtsein zu lösen. Ihr zäher, vryhhgezeugter Körper vereitelte dies. Schmerz, endloser Schmerz. Dies war keine subtile Folter, nur endloser, viehischer Schmerz …Knochen brachen … Innere Blutungen… das Gesicht ein Trümmerhaufen… Knochen zerplatzten… zersplitterte Schulter… eine Rippe, die durch eine Lunge stach … sie blutete, war innerlich zerfetzt… aber ihr Körper wollte nicht von seinem hartnäckigen Festhalten an Leben und Bewußtsein ablassen.
Schwer atmend, ließ Kell sie auf das Bett fallen. Sie konnte nichts sehen, die Augen waren von klebrigem Blut überschwemmt.
Sie konnte hören, wie er sich bewegte, den Atem hören, der über seine Zähne zischte. Eine warme Flüssigkeit spritzte über sie, brannte in den Schnitten, ein bekannter, bitterer Geruch. Er urinierte auf sie herunter. Sie würgte; trotz der Schmerzen spie sie eine bittere Flüssigkeit aus ihrem Magen aus. Stöhnte. Bewegte schwach den Kopf.
Sie hörte ein kurzes, scharfes Jaulen. Noch einmal. Leises Fluchen in einer Sprache, die sie nicht kannte - das Scharren von Fü
ßen, die sich über den Teppich bewegten. Dann war die klaustrophobische Verengung um ihren Kopf herum verschwunden. „Heile dich, Dreck.” Seine Stimme war angespannt vor Schmerz. Sie wunderte sich schwach darüber und begann dann, ein Kraftnetz um ihren zerschlagenen Körper zu weben. Bevor sie es zusammenzog, zapfte sie das schwarze Wasser an, benutzte die Energie, um den Schmerz auszusperren, zog das Netz straff und ließ das Wasser flie
ßen, ließ es heilen. Das Netz arbeitete, formte, bildete die Knochensplitter und den zerfetzten
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