Unter Sternenjägern
ein. Grey erhob sich auf die Knie, zögerte, sah Faiseh an, der über den Teil des Labors nachgrübelte, den er durch den Torbogen hindurch sehen konnte. Grey beugte sich über das Schloß, nutzte die Kraftfelder in seinen Fingern, um es mit viel Geduld zu öffnen. Hinter ihm begann das Metallei zu klimpern. Der Ton wurde immer schriller, bis das Ei kreischte. Dann herrschte ein paar Sekunden lang Stille – das Ei stand bewegungslos auf seinem Platz. Nach dieser Pause begann es wieder zu summen. Das Summen hob und senkte sich, verstummte völlig, brach wieder los, immer lauter, schriller und schriller, bis das Ei auf seinem Sockel bebte. Der Watuk-Lenker umkrallte seinen Kopf, versuchte die Kappe herunterzureißen, aber seine Hände zuckten so unkontrollierbar, daß er sein Vorhaben nicht in die Tat umsetzen konnte.
Dann explodierte das Ei, Metallscherben wurden in alle Richtungen geschleudert. Grey fiel auf das Gesicht. Der Watuk kreischte, sackte dann – von unzähligen Metallsplittern durchbohrt – nach vorn. Blut spritzte aus seinem zuckenden Körper, pumpte langsamer und versiegte, als er starb. Fetzen des Eis krachten gegen den Käfig und prallten mit einem hohen, jaulenden Geräusch ab.
Grey war wieder auf den Knien, noch bevor das herumfliegende Metall zu Boden gefallen war. Er kniete neben dem Schloß und hatte es offen, als er Faiseh den Atem einziehen hörte. Er blickte sich um. Der Vryhh rannte aus dem Labor. Er hielt vor dem zertrümmerten Ei an, riß die Arme hoch und stieß ein Wutgeheul aus, das die Höhle erfüllte. „Weibsstück!“ kreischte er. „Weibsstück …“ Wild murmelnd rannte er in den Aufzug und schickte ihn nach oben.
Kitosime lächelte auf die Jungen hinunter, die in einem Halbkreis um die Machtsteine saßen. In dem kleinen Schrein war es jetzt, nachdem der Regen aufgehört hatte, heiß und stickig. Die Jungen bewegten sich unbehaglich, ihre Spaltpupillen waren in dem schwachen Licht fast rund. Sie beugte sich über sie und berührte jedes nach oben gewandte Gesicht, ging dann zurück und blieb in der offenen Tür stehen. „Hier müßtet ihr sicher sein. Ich werde die Tür verschließen.“ Sie hielt den großen Schlüssel hoch. „Fa-Männer stören keinen Schrein. Sie rütteln vielleicht an der Tür. Aber ihr bleibt alle sehr still, und sie gehen wieder weg.“ Sie berührte die Augensteine in der Tasche, die sie um den Hals trug. „Ich weiß, es ist kein angenehmer Aufenthaltsort. Aber ihr seid hier willkommen, ich verspreche es euch.“
Sie lächelte sie der Reihe nach an. „Seid ihr alle in guter Verfassung?“
Die Jungen nickten. Aber sie konnte ihr Unbehagen spüren, als sie die Tür vor ihren Augen zumachte und abschloß. Sie schaute auf. Ein paar Tropfen fielen in ihr Gesicht, aber die Wolken waren zerzaust, und die Sonne war heißer als zuvor und laugte Dampf aus dem Strohdach des Schreins.
Sie ging langsam die Männertreppe hinunter und blieb vor dem Schlafsaal stehen. Sie stieß die Tür auf. Mara und S’kiliza machten gerade das letzte Bett fertig. Hodarzu saß da und spielte mit seinen Klötzen, zufrieden, bei den Mädchen zu sein. Kitosime nickte ihnen zu. „Gut“, lobte sie. „Habt ihr all das Blut auf der Veranda aufgewischt?“
Mara nickte. Ein kleines Lächeln zog ihre Mundwinkel hoch. „Ganze Veranda mit Lauge geputzt. Kein Hund dort Geruch aufnehmen.“
Kitosime lachte, schüttelte aber den Kopf. „Wenn ihr zu den Jungen gehen wollt …“
Mara schüttelte heftig den Kopf. Da war ein helles Funkeln in ihren indigoblauen Augen. „Sie zum Narren halten, die …“ Sie konnte das Wort, das sie suchte, in ihrem begrenzten neuen Wortschatz nicht finden, aber sie projizierte wilden Haß.
„S’kiliza?“
Das jüngere Mädchen lächelte sie an, kam herbei und nahm Maras Hand.
„Also gut …“ Kitosime seufzte. „Ihr kennt eure Rollen. Mara, du bist Haupthaus-Mädchen und S’kiliza ist deine Pflicht-Mädchen-Dienerin. Sie kümmert sich auch um Hodarzu. Ihr kennt die Disziplin, ihr beide. Überlegt sorgfältig, meine Kleinen. Könnt ihr vor Fa-Männern durchhalten?“
Abermals nickten die beiden. Kitosime ging zur Tür zurück. „Mara, komm in mein Zimmer, wenn du hier fertig bist. Wir müssen dir den letzten Schliff geben. S’kiliza, bring Hodarzu nach unten in den Wassergarten.“ Sie betrachtete die kleine, ordentliche Gestalt in dem schlichten Kleidertuch. „Du siehst gut aus, so wie du bist, Siki. Laß dich von Hodarzu nicht zu
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