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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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entkräftigenden Auswirkungen der Kälte abzuwehren, hinunter. Neun Tage. Lange, endlose Tage, an denen es nach der Aufregung der Jagd nichts anderes zu tun gab, als nachzudenken. Unterwegs bewegte er sich und war sein Körper, und das genügte. Seine Beine bewegten sich in einem Rhythmus, der den Geist leerte, bis er sah und sich nicht bewußt war, daß er sah; hörte und sich nicht bewußt war, daß er hörte. Die Zeit floß an ihm vorbei, ruhig und unbemerkt, bis das Ende des Tages mit einem gewissen Grad von Überraschung über ihn kam. Und auf der Jagd war er auf die Beute konzentriert, sich intensiv des Augenblicks bewußt, sich ebenso, im Gegensatz zu einem Tier, der Zukunft bewußt und gleichzeitig mehr oder weniger wie ein Tier fähig zu planen. Jetzt war sein Körper ruhig, in sich zurückgezogen. Sein Verstand erwachte und brachte zuerst Depression mit sich, eine Einsamkeit und ein Bewußtsein, daß er ein Narr war, ein halsstarriger Narr, von dem Stolz getrieben, seine Vorfahren zu übertreffen. Einen neuen Steinhaufen zu errichten, Greys Steinhaufen, ein Gedenkzeichen seines Größenwahns, um von der Geschichte eine Bestätigung seiner Existenz zu erzwingen. Ein Denkmal seiner Ausdauer und seines Könnens zu errichten, während er wußte, daß er ein Narr war und daß ein Haufen Steine ein Denkmal für seine Dummheit sein würde, weil er seinen Stolz und sein Bedürfnis nach etwas, das er sich nicht einmal selbst erklären konnte, ihn weit über das hinaustreiben ließ, was er vernünftigerweise von Körper, Geist und Glück verlangen konnte. Und er wußte, obwohl er seine Dummheit erkannte, daß er einen vollen Steinhaufen-Abstand weitergehen und die Steine zusammenrollen würde, um seinen Wendepunkt zu markieren.
    Er saß in der stillen, kalten Dunkelheit seines Unterschlupfs und lauschte, wie die Eisschmelze endlos von den Schneeblöcken tropfte, durchlebte jede Erinnerung, die er in seinen knapp zwanzig Jahren erfahren hatte, ein Dutzend Mal neu, bis er sich schließlich darüber hinauswagte, in Träume von der Zukunft, die immer wilder wurden, bis er halluzinierte – und sich weiter hinauswagte, in die einfache Betrachtung des Inhalts des Unterschlupfes, bis er jeden Gegenstand im unsicheren Flackern einer einfachen Talglampe mit einer plötzlichen neuen Klarheit sah.
    Am neunten Tag verließ er den Unterschlupf, grüßte die Silberpelze mit einer gewichtigen Würdigung ihrer Schönheit und ihres Wertes.
    Am Fuße einer von eisigen Winden reingefegten Klippe errichtete er seinen Steinhaufen und meißelte seinen Namen in die Klippenwand. Er trat zurück, betrachtete die schlichten Buchstaben und überlegte, ob er etwas hinzufügen sollte, um einem anderen Vorbeikommenden mitzuteilen, was er in der Stille seines Unterschlupfes erfahren hatte. Dann schüttelte er den Kopf. Grey. Das genügte. Wer immer hierherkam, er würde seinen eigenen Frieden gefunden haben. Wie auch immer – es gab keine Worte für das, was er sagen wollte.
    Am dritten Tag seiner Rückwanderung war er gezwungen, zwei der Silberpelze zu töten. Sie stürzten sich ohne Warnung auf ihn, als er sich aus dem Schnee-Unterschlupf in das schwache Morgenlicht hinausrollte, kamen lautlos und bösartig, schnappten von beiden Seiten nach ihm. Aber sie beurteilten die Geschwindigkeit seiner Vorwärtsrolle falsch, und er war hinter ihnen auf den Füßen, den Pfeilwerfer in der Hand, bevor sie herumzucken konnten. Er jagte ihnen die Geschosse in die fauchenden Gesichter, empfand ein tiefes Bedauern, als die toten Raubtiere gegen seine Beine krachten. Die anderen Silberpelze waren im Nebel verborgen. Er ließ die Kadaver im dunkler werdenden Karmesinrot ihres Blutes liegen und ging weiter.
    Einer nach dem anderen griffen ihn die Silberpelze an, zwangen ihn, sie zu töten. Aber er war eingebettet in die tiefe Ruhe, um die er in jenen neun Tagen, allein in seinem Unterschlupf, gerungen hatte. Und er überlebte …
     
    Er saß in dem Käfig und bemühte sich, etwas von dieser vor fünfzehn Standardjahren erworbenen Gleichmütigkeit wiederzugewinnen. Fünfzehn Jahre. Ich muß den Treck noch einmal machen, wiederholte er für sich. Diesmal mit Aleytys, wenn sie mitkommt. Ich habe zuviel vergessen.
    „Was ist mit ihr? Sie war bei ihm“, sagte Faiseh plötzlich.
    „Sie ist hier“, sagte Grey zu ihm. „Warte noch ein bißchen.“
    Der Aufzug neben dem Hasenblock öffnete sich, und der Vryhh trat heraus. Er ging rasch zum Labor hinüber und trat

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