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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Triumphschrei riß sie sie los und schleuderte sie durch den Raum. Mit einem winzigen Prasseln, wie eine auf Stein geschleuderte Handvoll Reis, fielen sie nieder.
    Er verlor das Gleichgewicht. Das plötzliche leblose Gewicht des Metalls zog ihn zurück, ließ ihn in den Sessel knallen. Seine Hände waren auf die mageren Oberschenkel geheftet. Sein Kopf wurde zurückgerissen, bis er zur Decke hinaufstarrte.
    Der Druck auf Aleytys verschwand. Sie hörte, wie sein Atmen rauh und unregelmäßig wurde, als seine skelettbetätigten Lungen zu versagen begannen. Sie rieb sich über die Stirn, mühte sich auf die Füße und taumelte zum Bett. Sie ließ sich auf das Fußende fallen und drückte die Handballen auf die schmerzenden Augen.
    „Harskari?“ Sie waren fort. Die Einsamkeit war hart, begann wieder von vorn, als hätte es die Tage, die sie damit verbracht hatte, ihren Verlust akzeptieren zu lernen, nie gegeben. Allein. Ohne Verwandte oder Freunde. Wie kann ich so leben? dachte sie. Sie sah den Vryhh an. Ungeheuer … und Verwandter? Sind Vrya denn so? Meine Mutter … Ein heftiges Verlangen danach, ihre Mutter kennenzulernen, strich über sie hinweg.
    Das Krächzen von Keils Atem zog ihre Aufmerksamkeit an. Sein Gesicht wurde blau. Sie glitt vom Bett und ging zu ihm hinüber. Seine Augen waren offen. Als sie sich über ihn beugte, starrte er sie mit einer kalten Entschlossenheit an, die sie frösteln ließ. Sie wich diesem boshaften Starren aus, begann seine Kleidung zu durchsuchen, drehte und wendete den Stoff, forschte nach Öffnungen. Er versuchte, sie abzuwehren, aber seine Kraft ließ ihn im Stich, und sein Atem ging mühseliger. Innerhalb von Sekunden war er gezwungen, sie mit ihm verfahren zu lassen, wie es ihr gefiel.
    Sie schälte die Kleidung von seinem Körper. Er schockierte sie und erweckte ein Mitleid, von dem sie wußte, daß er es hassen würde. Seine Haut war trocken, große Fetzen lösten sich ab, enthüllten bleiche Quetschungen, ekelerregende Flecken von Grün, Purpur und Ocker. Er war ein kaum fleischumwachsenes Skelett in einem Käfig aus grauem Metall. Sie sah zu, wie sich sein zerfallender Brustkorb leicht hob und senkte, vom Gewicht des Metalls behindert. Das Exo-Skelett war ein schön gefertigtes Instrument, das ihn schützte und beweglich hielt. Jetzt brachte es ihn um. Sie tastete daran herum, aber sie fand keine Möglichkeit, es abzunehmen. Teile davon schienen an den Knochen festgeschweißt zu sein, und es gab komplizierte Nervenverbindungen.
    Sie beugte sich über ihn, starrte in diesen unheilvollen grünen Blick hinunter. Verwandt mit mir, dachte sie, belustigt über das Absurde ihrer Sentimentalität. Mein Glück. Der erste Verwandte, dem ich in dieser Sache begegne. Sie berührte die große Schlagader, die in seiner Kehle pulsierte. Zuzudrücken wäre fast eine Gnade. Er bedroht mich. Er bedroht meinen Sohn.
    Sie zog ihre Hand weg, krümmte die Finger. Er verachtete sie. Aber ihre Finger juckten vor Verlangen zu heilen. Er war krank. Wenn es jemals jemand verdient hat zu sterben, dann er, dachte sie. Er sollte sterben. Ich wüßte gern, ob ich es könnte … Serdamachar. Keine Heilung. Sie drückte ihre Hand auf seine angespannte Körpermitte, auf das verfaulte Fleisch, welches das Skelett entblößte.
    Es war die schwerste, erschöpfendste, schmerzlichste Erfahrung, die sie je heraufbeschworen hatte; ewig dehnte sich die Qual in einer längeren und schwereren Schlacht, als ihr Kampf gegen Kell es gewesen war. Die Krankheit war zäh, hielt sich an den zerstörten Zellen festgeklammert, aber endlich spülten die schwarzen Wasser das Übel davon und entzündeten den Wiederaufbau des Fleisches. Aleytys brach den Kontakt ab, bevor er zu lange gedauert hätte. Das Exo-Skelett paßte zu exakt. Kell würde es entfernen lassen müssen, da sein Gewebe wuchs und fest wurde. Sie seufzte. Wieder waren ihre Reserven erschöpft. Wieder griff sie nach dem schwarzen Fluß. Er war so dünn und nebulös, daß ihre Heilung langsam und vage voran ging. Sie ließ sich nieder, kauerte sich neben dem Pneumosessel zu Boden. Sie hatte sich während der vergangenen Minuten zu oft darauf verlassen. Minuten? Sie rieb den schmerzenden Rücken gegen den Sessel. Minuten. Der ganze Kampf. Fünf Minuten? Bestimmt nicht mehr als zehn. Mein Gott, dachte sie.
    Sie hörte das Stampfen von Füßen und sprang auf, wich von dem nackten Vryhh zurück und atmete auf, als Grey zur Tür hereinstürzte.
    Er blieb stehen, als er

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