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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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im Hinausgehen noch einmal an sie.
    »Wir möchten Sie bitten, nicht mit Frau Candela über unseren Besuch zu sprechen. Das würde gegebenenfalls unsere Arbeit erschweren.«
    Die beiden Männer gingen. Sylvia gesellte sich zu Mozart auf die Couch und kraulte geistesabwesend seinen Hals. Dann stand sie auf und ging zum Telefon. Sie wählte die Nummer von Karens Büro, um eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Bevor die Verbindung zustande kam, legte sie auf. Was, wenn die Sekretärin die Nachricht abhörte? Das wäre wohl nicht in Karens Sinn. Sylvia wählte die Nummer der Auskunft. Gott sei Dank war der Name Candela selten. Es gab nur einen Eintrag mit dem passenden Vornamen. Wieder wählte Sylvia.
    »Candela«, meldete sich Karen am anderen Ende.
    »Karen. Hier ist Sylvia. Ich muss Sie sprechen, gleich!«
    »Ist etwas passiert?« Karens Stimme klang besorgt.
    »Ich fürchte, ja.«
    Karen nannte Sylvia ihre Adresse.
    Auf der Fahrt versuchte Sylvia ihrer inneren Unruhe Herr zu werden. Es gab keinen Grund zur Sorge, sagte sie sich immer wieder. Aber die Unruhe blieb.
    Sylvia verließ die Stadtautobahn an der Abfahrt Hüttenweg, bog in die Onkel-Tom-Straße und parkte vor der angegebenen Hausnummer. Das Einfamilienhaus stammte noch aus den siebziger Jahren. Zwei Stockwerke, heller Rauputz. Eingebettet in einen kleinen Garten begrüßte es Ankömmlinge mit einer wohltuenden Ruhe. Sylvia ging den Weg durch den Vorgarten zur Eingangstür und drückte den Klingelknopf. Kurz darauf öffnete Karen.
    Sie führte Sylvia ins Wohnzimmer. »Sie sehen furchtbar aus«, sagte Karen und wies auf das Sofa.
    Sylvia setzte sich. »Danke. Sie nicht.« Sie war sich des offenherzigen Kompliments in ihren Worten nicht bewusst und viel zu angespannt, das feine Lächeln um Karens Mund zu bemerken.
    Während Sylvia krampfhaft überlegte, wie sie beginnen sollte, sah sie sich um. Das Zimmer teilte sich in zwei Areale. Den um zwei Stufen angehobenen hinteren Teil, in dem das Ensemble einer Essgruppe dominierte, zu deren linker Seite sich die Küche anschloss, und den vorderen Teil, den Wohnteil. Hier stand das Sofa, auf dem sie jetzt saß, ein langer rechter Winkel mit jeweils drei Sitzen, mit Blick auf den Garten, den die große Terrassentür freigab. Im Inneren des Winkels ein Couchtisch, mit oval geformter Tischplatte. In ihrem Rücken, entlang der langen Wand, zog sich ein Bücherregal im modernen Design. Sein Stufenaufbau schaffte Freiräume. Bilder füllten diese aus.
    Der Fußboden im Essbereich war mit hellen Marmorfließen ausgelegt, der Rest des Zimmers mit kirschfarbenem Parkett.
    Sylvia nahm die Einzelheiten in sich auf. Die Einrichtung gefiel ihr. Nur war jetzt nicht der Augenblick, da sie Muße hatte, den Eindruck auf sich wirken zu lassen.
    »Also, erzählen Sie«, forderte Karen auf. »Was ist passiert?«
    Jetzt fiel Sylvia mit der Tür ins Haus. Sie berichtete von dem überraschenden Besuch der Beamten. Hastig sprudelten die Worte aus ihr heraus.
    Karen hörte zu und versuchte ihre Gedanken zu ordnen . . . Am Freitag, nachdem sie von ihrem Besuch bei Sylvia an der Uni zurück ins Büro gekommen war, lag ein Umschlag in der Post mit dem Aufdruck »persönlich«. In dem Umschlag fand Karen eine Mitteilung, die sie über zwei Tatsachen in Kenntnis setzte: Erstens, es gab einen Dritten, der von den Unterschlagungen wusste. Zweitens, dieser Dritte war für eine Gegenleistung von zwanzigtausend Euro bereit, sein Wissen für sich zu behalten. Die Zahlung sollte innerhalb von drei Tagen bar an eine Postfachadresse erfolgen!
    Sie hatte lange hin und her überlegt, wie sie sich verhalten sollte. Erpresser haben allgemein die Eigenschaft, immer und immer wieder zu fordern. Es war also nicht angebracht, auf die Forderung einzugehen. Tat sie es aber nicht, lief sie Gefahr, dass der Erpresser sein Wissen der Polizei preisgab. Karen beschloss, dieses Risiko einzugehen.
    Obwohl sie also mit der Möglichkeit, dass die Polizei von den Unterschlagungen erfahren und Untersuchungen einleiten würde, hatte rechnen müssen, traf sie die Erkenntnis, dass dies nun tatsächlich eingetreten war, doch überraschend.
    Dabei hatte es bis jetzt so ausgesehen, als würde sie noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen. Wie Drechsler vorausgesagt hatte, schöpften die Beamten des Finanzamtes bei der Betriebsprüfung nicht den geringsten Verdacht. Reimann, der gestern mit der Prüfung der Bücher begonnen hatte, war dabei, das Ausmaß der

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