Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
rief sie bereits in der Tür.
    »Von Marcus Wollin?«
    »Ja.«
    »Ich suche sie Ihnen gleich raus.« Sie blätterte in der Kartei. »Da ist sie schon.«
    »Kann ich Ihr Telefon benutzen?« fragte Sylvia.
    »Natürlich.«
    Sylvia wählte die Nummer des Anwalts. »Mehring. Ich bin eine Freundin von Frau Candela und würde gerne mit Ihnen sprechen. Es ist sehr dringend . . . In einer halben Stunde? . . . Danke, ich komme.«
    »Was werden Sie tun?« fragte Frau Stahmann zaghaft.
    »Beruhigen Sie sich, Frau Stahmann. Frau Candela wird morgen wieder hier sein.«
    »Schaffen Sie das denn?« fragte die Frau zaghaft.
    »Ich muss.«
    Das Gespräch mit Marcus Wollin verlief mehr als unbefriedigend. Er berief sich auf seine Schweigepflicht und war nicht bereit, Sylvia über den Stand der Dinge genauer zu informieren. »Sie müssen verstehen, dass ich nicht jedem, der sich als Freund oder Freundin ausgibt, in den Fall einweihen kann. Das liegt ja auch in Frau Candelas Interesse.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens, was Sie unternommen haben, um Frau Candela aus der Untersuchungshaft herauszuholen«, verlangte Sylvia.
    »Das ist leider sehr schwierig. Die Umstände sprechen nicht für Frau Candela. Und auf Grund der hohen Unterschlagungssumme konnte die Staatsanwaltschaft dem Untersuchungsrichter eine erhöhte Fluchtgefahr glaubhaft machen.« Wollin saß hinter seinem Schreibtisch und hob bedauernd die Hände. »Glauben Sie mir, dass ich alle Hebel in Bewegung setze, Frau Candelas Lage zu verbessern. Aber so schnell geht das alles nun mal leider nicht.«
    »Aber es liegt kein Gewaltverbrechen vor«, wandte Sylvia ein und dankte im Stillen ihrem Vater, der sie mit vielen seiner Geschichten erheitert und mit ebenso vielen gelangweilt hatte. Aus diesen Erzählungen wusste sie so einiges über das Justizsystem. »Die Beweislage ist auch nicht eindeutig. Selbst wenn die Staatsanwaltschaft einen Zeugen hat. Der muss doch erst einmal überprüft werden.«
    »Das ist alles richtig. Und alle diese Punkte habe ich auch vorgebracht. Aber die Aufhebung der Untersuchungshaft ist leider oft eine Ermessensfrage des zuständigen Richters. Und der war bisher nicht dazu bereit.«
    Sylvia runzelte die Stirn. Sie konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass das eher daran lag, dass sich der zuständige Rechtsanwalt nicht sehr für seine Klientin einsetzte. Ihr drängte sich das merkwürdige Gefühl auf, dass hier etwas nicht stimmte.
    »Warum haben Sie nichts gegen die erneute Betriebsprüfung bei Candela unternommen?« wollte Sylvia wissen.
    »Warum sollte ich? Frau Candela hat nichts zu verbergen, wenn sie unschuldig ist.«
    »Zweifeln Sie daran?«
    »Natürlich nicht.« Wollin lächelte.
    »Im Moment führt Herr Gregor die Geschäfte bei Candela. Ist er zuverlässig?« fragte Sylvia wie nebenbei.
    »Absolut. Ich kenne Gregor aus meiner Schulzeit. Vor zwei Jahren haben wir uns wieder getroffen. Ich schwöre Stein und Bein auf ihn.«
    In Sylvias Kopf formte sich ein Bild, das ihr wenig gefiel.
    »Er hat Ihnen den Job als Firmenanwalt verschafft?« vermutete sie.
    »Er hat mich lediglich empfohlen, nachdem Frau Candela mit ihrem vorherigen Anwalt unzufrieden war«, korrigierte Wollin pikiert.
    Sylvia nickte. War es wirklich so simpel? Sie wollte es nicht glauben. Aber alles sprach dafür: Gregor unterschlägt Firmengelder, lässt es dabei so aussehen, als ob Karen dafür verantwortlich ist, kann so die Firma übernehmen, und Wollin deckt ihn – aus Freundschaft oder anderen Gründen.
    Ein Komplott gegen Karen, gegen das sie keine Chance hatte.
    »Wie gedenken Sie Frau Candelas Verteidigung zu führen?« erkundigte sich Sylvia pro forma.
    »Das fällt nun leider auch wieder unter die Schweigepflicht.« Wollin tat bedauernd.
    »Verstehe. Ich könnte ja Informationen an die Gegenseite verraten.« Sylvia erhob sich. »Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, Herr Wollin.«
    Wollin erhob sich ebenfalls.
    »Danke, ich finde schon hinaus.«
    Auf der Fahrt zur Anwaltskanzlei ihres Vaters versuchte Sylvia ihre Gedanken zu ordnen. Müsste sie nicht erst mit Karen sprechen, statt eigenmächtig Schritte zu unternehmen, die immerhin Karen betrafen? Mischte sie sich nicht zu sehr in die Dinge ein? Vielleicht war es Karen nicht recht, was sie tat. Aber Karen ahnte ja nicht, dass Gregor und Wollin sich gegen sie verbündet hatten. Und Endrich konnte in dieser Situation auch nicht helfen.
    Sylvias Entschluss stand fest. Sie musste ihren Vater

Weitere Kostenlose Bücher