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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Candela trug mir auf, Marcus Wollin zu unterrichten, dass sie verhaftet sei.« Jetzt kullerten Tränen über das Gesicht der Frau. »Ich solle mir keine Sorgen machen. Das sei nur ein Irrtum. Sie würde sicher bald wieder da sein. Aber heute kam sie nicht ins Büro. Herr Gregor rief mich an, ich solle alle Gespräche zu ihm legen. Außerdem solle ich mich gegenüber den Herren der Steuerfahndung kooperativ zeigen.«
    Sylvia war wie vor den Kopf gestoßen. Sie hörte, was Frau Stahmann sagte, aber sie konnte es nicht glauben. Mit ein paar tröstenden Worten verließ sie die Ärmste und suchte Ralf Gregors Büro auf. Sie wollte gerade klopfen, als die Tür von innen förmlich aufgerissen wurde. Ein Mann, Mitte fünfzig, drehte sich im Hinausgehen um und rief wütend zurück: »Du hast das alles zu verantworten! Ich schäme mich für dich.«
    Ralf Gregor war es sichtlich unangenehm, dass Sylvia Zeugin dieser Szene wurde. Mit einer entschuldigenden Geste und einem schiefen Lächeln bot er ihr einen Platz an. »Bernd Drechsler ist vor kurzem aus der Firma ausgeschieden. Er gibt mir wohl die Schuld dafür.«
    »Das war Bernd Drechsler?« Sylvia sah noch einmal den Flur entlang, doch der Mann war nicht mehr zu sehen. »Er ist doch bis vor kurzem hier Hauptbuchhalter gewesen.«
    »Ja, aber woher wissen Sie . . .?«
    »Frau Candela erwähnte ihn mir gegenüber. Was wirft Drechsler Ihnen denn vor?«
    Gregor winkte ab. »Das ist zu lächerlich, um es zu erzählen.«
    Oder der Mann weiß, was ich bisher nur vermuten kann, dachte Sylvia. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken.
    »Mehring«, stellte sie sich der Form halber jetzt noch einmal vor. »Sie wissen sicherlich, dass ich bisher mit Frau Candela zusammen am Kießling-Projekt gearbeitet habe?«
    »Ja, das ist mir bekannt.«
    »Können Sie mir erzählen, was passiert ist? Warum wurde Karen verhaftet?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Aber glauben Sie mir, dass wird die Qualität der Arbeit unserer Firma für die Kunden nicht beeinflussen. Ich . . .«
    »Im Moment bin ich nicht so sehr um die Qualität der Arbeit als mehr um Frau Candela besorgt«, unterbrach Sylvia ihn. »Ich kenne die Geschichte in groben Zügen, jedenfalls den Stand bis zu meiner Abreise vorgestern. Also, was ist passiert?«
    Gregor betrachtete sie jetzt zum ersten Mal genauer. Offensichtlich überraschte es ihn, dass Sylvia eingeweiht war. »Soweit ich weiß, gibt es einen Zeugen, der Karen belastet«, sagte er kurz angebunden.
    »Geht es auch etwas genauer?« drängte Sylvia.
    »Frank Bachmann, Student, ein ehemaliger Praktikant, wurde von der Polizei befragt und hat erklärt, er habe Karen einmal auf ein Gutachten angesprochen und seine Bedenken dargelegt. Daraufhin habe Karen ihn barsch zurechtgewiesen, er solle sich um seine Aufgaben kümmern, statt sie zu belehren. Wenn er das Gutachten noch einmal sähe, würde er es wiedererkennen, und das hat er dann auch getan.«
    »Was hat der Mann gegen Karen?«
    »Wieso?« fragte Gregor verdattert.
    »Er lügt«, sagte Sylvia. Täuschte sie sich, oder kniff er wachsam die Augen zusammen?
    »Wie lange kennen Sie Karen, um da so sicher zu sein?«
    »So wie ich Karen bisher verstanden habe, sind Sie Freunde«, konterte Sylvia daraufhin scharf.
    »Das ist richtig. Und ich helfe so gut ich kann, indem ich die Firmenbelange regle. Die Steuerfahnder führen eine Betriebsprüfung durch. Ich habe jede Menge zu tun.«
    Wenn Sylvia noch einen leisen Zweifel an ihrer Theorie gegen Gregor gehabt hatte, war er jetzt ausgeräumt. Sie konnte sich nicht zurückhalten zu fragen: »Gefällt Ihnen Ihre neue Stellung als Firmenchef? Wenn Karen verurteilt werden sollte, sind Sie dann hier der Boss?«
    Gregors Augen formten sich zu einem Schlitz. Dennoch war seine Stimme beherrscht, als er fragte: »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Wonach hört es sich denn an?«
    »Nach einer Unverschämtheit, würde ich sagen. Ich würde keinen Moment zögern, Karen auf jede erdenkliche Art und Weise zu helfen, wenn ich wüsste, wie.«
    »Na, dann habe ich einen Vorschlag. Stellen Sie diesen Frank Bachmann zur Rede.«
    »Aber ich kann doch niemanden zwingen, etwas zu sagen oder nicht zu sagen.« Gregor schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Auch nicht, wenn Sie wissen, dass er lügt?« konterte Sylvia.
    »Das weiß ich doch nicht.«
    »Ich schon!« Damit stand Sylvia auf und ging.
    Aufgebracht lief sie zurück zu Karens Büro.
    »Frau Stahmann? Ich brauche die Nummer Ihres Firmenanwaltes«,

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