Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Gebieten gab es allerdings nur geringe Vorkommen dieser Mineralien, aber Steiner fand schließlich eine Quelle, die seine Bedürfnisse decken konnte. Eine kleine Granatmine in Malaysia, die von den Japanern kontrolliert wurde, extrahierte Samarskit als Nebenprodukt ihrer Förderung. Samarskit enthält eine hohe Konzentration Samarium, einen Schlüsselgrundstoff für die Herstellung von Hochleistungsmagneten.
    Während einer Reise nach Malaysia hatte Steiner zu seiner Überraschung einen großen Vorrat dieses Minerals entdeckt, der sich im Laufe der Jahre im Zuge der Granatförderung angesammelt hatte. Die einheimischen Arbeiter nannten es den Roten Tod – wegen seiner rostroten Farbe. Aber erst Steiner stellte fest, dass es leicht radioaktiv war und bei den Bergleuten vermutlich verschiedene Krankheiten hervorgerufen hatte.
    Begeistert von seinem Fund, beantragte Steiner den Transport des Samarskit nach Deutschland. Ein italienisches Unterseeboot namens Tazzoli sollte diese Aufgabe übernehmen, wurde auf der Fahrt nach Malaysia jedoch versenkt. Als die Barbarigo in Singapur eintraf, um Kautschuk und Zink zu laden, ließ Steiner den Auftrag ändern und sie stattdessen mit Samarskit beladen. Er begleitete die Ladung während ihrer Heimreise und fand zusammen mit der italienischen Mannschaft den Tod, als diese das beschädigte U-Boot aufgeben musste.
    Dirk blickte zum Vorderdeck der Barbarigo und entdeckte eine freie Stahlfläche in der Nähe des Bugs. Er kletterte vom Kommandoturm herab und trat zum Vorderdeck hinüber, das mit Erdreich und Steinen bedeckt war. Beides stammte von dem Hügel, vor dem das U-Boot lag. Summer folgte ihrem Bruder zu einer Vertiefung am Bug. Indem Dirk das angesammelte Geröll beiseiteräumte, legte er das verrostete Deck frei. Schließlich tauchte auch ein massiver Stahlring aus dem Geröll auf, der flach aufliegend auf dem Rumpf festgeschweißt war. Es handelte sich um den Handgriff für die vordere Ladeluke. Summer half ihm beim Freiräumen der Luke mit ihrem Verschlussrad.
    »Meinst du, das Ding lässt sich bewegen?«, fragte Summer.
    Dirk versetzte der Radsicherung ein paar Fußtritte, bis sie zerbrach. »Hilf mir mal, dann werden wir es gleich wissen.«
    Sie packten das Rad und zogen mit aller Kraft daran. Nach mehreren Versuchen gab der Verriegelungsmechanismus nach, und das Rad drehte sich. Dirk zwinkerte seiner Schwester hoffnungsvoll zu und wuchtete die Luke auf.
    Ein modriger Geruch drang aus der Öffnung. Kaum etwas war zu erkennen, weil der gesamte Raum unter der Luke bis oben hin mit Sediment gefüllt war. Ob Sand, Morast oder Mineral, das konnten sie nicht erkennen. Dirk griff hinein und tastete herum, bis er einen Brocken des Materials fand. Er hielt ihn hoch, damit Summer ihn betrachten konnte.
    Es war ein Stein, dunkel, aber glatt und glänzend. Im grauen Licht der Regenwolken konnte Summer einen rötlichen Schimmer wahrnehmen. »Ist das der Rote Tod?«
    Dirk betrachtete den Stein und grinste. »Nein, ich denke, man würde es heute eher Purpurnes Gold nennen.«

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SECHS MONATE SPÄTER
    Ein dichter Pulk von Würdenträgern und Veteranen der Navy, fast dreitausend an der Zahl, drängte sich unter einem kühlen und bewölkten Himmel durch die Tore der Navy Base in New London, Connecticut. Die Besucher wurden zu einem Kai geleitet, auf dem lange Stuhlreihen mit Blick auf den Thames River aufgestellt worden waren.
    Zu sehen war dort die USS North Dakota , das jüngste Jagd-U-Boot der Navy. Nachdem sie die letzten Praxistests absolviert hatte, wartete sie jetzt auf den formalen Akt ihrer Indienststellung, ehe sie in Wahrnehmung der Interessen ihres Landes in See stach.
    Loren und Dirk Pitt senior drängten sich durch die Menge, um ihre Plätze in der zweiten Reihe hinter einer ganzen Herde von Flottenadmirälen in Galauniform einzunehmen. Während Pitt die Lamettaträger der Navy betrachtete, fragte er sich, ob sie ihre Logenplätze seinen Bemühungen zur Rettung der Sea Arrow oder doch eher Lorens Einfluss auf dem Capitol Hill zu verdanken hatten. Als der Chief of Naval Operations zu ihnen trat und schmeichelnd um seine Frau herumtanzte, entschied er, dass wohl Letzteres der Grund war.
    Kurze Zeit später erschien Vizepräsident Sandecker, abgeschirmt von einer Eskorte Pentagonvertreter. Als vertrautes Markenzeichen klemmte eine Zigarre zwischen seinen Lippen, während er zum Podium geleitet wurde. Als er Pitt und Loren entdeckte, trennte er sich von seiner Eskorte und kam zu