Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Schatten und huschten an der Eingrenzung entlang, dann nutzten sie die Deckung eines großen Lagerhauses, an dessen Rückseite sie weiterschlichen. Sie erreichten eine ungeschützte Fläche zwischen den Bauten, überquerten sie eilig und liefen geduckt an einem halb im Sand vergrabenen Bunker zu ihrer Linken vorbei. Plötzlich wurde in der Mitte des Gebäudes vor ihnen eine Tür aufgestoßen. Die beiden Männer trennten sich. Juan wich seitlich aus und suchte hinter dem Bunker Deckung, während Pablo zur Gebäudeseite hinüberspurtete.
Er schaffte es nicht.
Ein hellgelber Lichtstrahl flammte auf und blendete ihn.
»Keine Bewegung, oder du bedauerst, noch einen Schritt gemacht zu haben«, sagte eine tiefe, raue Stimme.
Pablo stoppte sofort. Er tat es jedoch auf eine übertriebene Weise, zog gleichzeitig eine kleine Automatic aus dem Halfter an seiner linken Hüfte und versteckte sie in seiner behandschuhten Hand.
Der übergewichtige Wachmann kam langsam näher und hielt seine Taschenlampe auf Pablos Augen gerichtet. Der Wächter konnte erkennen, dass der Eindringling groß – über einen Meter achtzig – und athletisch gebaut war. Seine kaffeefarbene Haut war glatt und weich im Gegensatz zu den schwarzen Augen, die heimtückisch glühten. Ein hellerer Hautstreifen zog sich von seinem Kinn über seinen linken Unterkiefer, das vernarbte Andenken an ein früheres Messerduell.
Der Wachmann sah genug, um zu begreifen, dass er keineswegs einen zufällig eingedrungenen Störenfried vor sich hatte, und blieb in sicherer Entfernung stehen, eine .357er Magnum in der Hand.
»Wie wäre es, wenn du jetzt die Hände auf deinen Kopf legst und mir verrätst, wohin dein Freund verschwunden ist?«
Das Rumpeln eines Förderbandes in der Nähe übertönte Juans Schritte, als er vom Bunker herübersprintete und ein Messer in die Nierengegend des Wachmanns stieß. Das Gesicht des Wächters erstarrte für einen kurzen Moment im Schock, ehe sich sein gesamter Körper anspannte. Reflexartig gab er noch einen Schuss ab, und eine Kugel pfiff hoch über Pablos Kopf hinweg in die Nacht. Dann brach der Wachmann zusammen, wobei sein Körper, als er auf dem sandigen Boden aufschlug, eine Staubwolke hochwirbeln ließ.
Pablo brachte in Erwartung weiterer Wächter, die ihrem Kollegen vielleicht zu Hilfe kamen, seine Pistole in Anschlag, aber nichts geschah. Der Schuss war im Rumpeln der Förderbänder und Stampfen des Gesteinsbrechers untergegangen. Ein kurzer Funkkontakt mit Eduardo bestätigte, dass sich am Vordereingang ebenfalls nichts rührte. Niemand in der gesamten Anlage hatte etwas von ihrer Anwesenheit bemerkt.
Juan wischte das Messer am Hemd des Toten ab. »Wie hat er uns entdeckt?«
Pablo schaute zum Bunker. Zum ersten Mal bemerkte er das rotweiße Schild mit der Aufschrift ACHTUNG: EXPLOSIONSGEFÄHRLICHE STOFFE . »In dem Bunker wird der Sprengstoff gelagert. Offenbar stand er unter besonderer Bewachung.«
Verdammtes Pech, fluchte er halblaut. Das Sprengstofflager war auf seiner Karte nicht eingezeichnet. Nun war ihre gesamte Operation gefährdet.
»Sollen wir ihn in die Luft jagen?«, fragte Juan.
Sie hatten den Auftrag, die Anlage außer Betrieb zu setzen und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Das war jedoch plötzlich unmöglich geworden. Der Sprengstoff im Bunker könnte durchaus nützlich sein, aber vom eigentlichen Ziel war er zu weit entfernt.
»Das lassen wir.«
»Soll der Wachmann hier liegen bleiben?«, wollte Juan wissen.
Pablo schüttelte den Kopf. Er schnallte das Halfter des Mannes ab, dann zog er ihm die Schuhe aus. Nun filzte er die Kleidung des Wächters und förderte seine Brieftasche und eine halbvolle Zigarettenpackung zu Tage. Er verstaute alles zusammen mit der .357er Magnum in seinem Rucksack. Eine langsam größer werdende Pfütze Blut tränkte den Untergrund um seine Füße. Er kickte lockeren Sand über das Blut, dann ergriff er einen Arm des Wächters. Juan bückte sich nach dem anderen Arm, und sie schleiften die Leiche des Wachmanns in die Dunkelheit.
Nach dreißig Metern erreichten sie ein erhöhtes, auf Stelzen ruhendes Förderband, auf dem melonengroße Gesteinsbrocken vorbeiwirbelten. Mit vereinten Kräften hievten sie den Toten mühsam auf das Förderband. Pablo verfolgte, wie der Tote von dem Band mitgenommen und in die Höhe transportiert wurde und in einen großen stählernen Trichter stürzte.
Das Erz, ein gemischtes Fluorcarbonat, bekannt als Bastnä sit, hatte bereits den
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