Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Extraktionshalle wuchtete. Schreiende Arbeiter ergriffen die Flucht, a ls die einzelnen Fässer wie Mörsergranaten die Laugenwannen zertrümmerten und einen Tsunami aus giftigen Chemikalien entfesselten. Qualm wallte auf, als die Türen aus den Rahmen gesprengt wurden und die Männer herausgetaumelt kamen.
Juan und Pablo lagen in einem Graben nicht weit von dem zweiten Gebäude und wichen so gut es ging den vereinzelten Trümmern aus, die sich bis zu ihnen verirrten. Dabei beobachteten sie eine Tür. Beim Dröhnen der Explosionen streckten ein paar neugierige Arbeiter die Köpfe heraus, um nachzuschauen, was der Lärm zu bedeuten hatte. Als sie die Rauchwolken und die Flammen im Bereich der Extraktionsanlage erblickten, alarmierten sie ihre Kollegen und rannten dann zu dem anderen Gebäude hinüber, um zu helfen. Pablo zählte sechs Personen, die nacheinander herauskamen, erhob sich und startete in Richtung Tür.
»Bleib hier und gib mir Deckung.«
Während er die Hand nach der Türklinke ausstreckte, wurde sie auf der anderen Seite heruntergedrückt. Er wich mit einem Satz zurück, als eine Frau im Laborkittel herausstürmte. Den Blick auf die nahen Qualmwolken gerichtet, bemerkte sie ihn gar nicht hinter der Tür, während sie in heller Aufregung ihren Kollegen folgte.
Pablo schlüpfte durch die Tür und kam in einen hell erleuchteten Raum, in dem ebenfalls Dutzende weiterer Extraktionswannen standen. Er wandte sich nach links und ging zum hinteren Ende des Gebäudes, dessen Wand von einer Reihe unterschiedlich hoher Vorratstanks verdeckt wurde. Er studierte die Schilder, die Auskunft über ihren jeweiligen Inhalt gaben, und näherte sich dann einem der größeren Behälter. KEROSIN verkündete dessen Schild. Er zog den Ablassschlauch von seinem Messingabsperrhahn ab und öffnete den Hahn. Ein sprudelnder Strahl der feuergefährlichen Flüssigkeit ergoss sich auf den Fußboden und füllte die Halle schnell mit ihren Verdunstungsgasen.
Pablo riss einige Laborkittel von einer Garderobenstange und eilte dann im Gebäude hin und her, um sämtliche Abflussgitter im Fußboden zu verstopfen. Das dünnflüssige Benzin breitete sich schnell aus und bedeckte schon bald den gesamten Hallenboden. Der Brandstifter kehrte zur Tür zurück, dann holte er ein Feuerzeug aus der Hosentasche. Als ein Kerosinrinnsal seine Füße beinahe schon erreicht hatte, bückte er sich, zündete es an und verließ eilends die Halle.
Dank eines niedrigen Verdunstungsgrades und eines hohen Flammpunkts explodierte das Kerosin nicht, sondern entzündete sich zu einem Flammenmeer. Als Brandmelder überall in der Halle reagierten, wurden die Sprinklerdüsen an der Hallendecke aktiviert – aber nur für eine Sekunde, da die Wasserleitungen trocken blieben. Ungehindert breitete sich das Feuer aus.
Pablo drehte sich nicht um, als er zu seinem Partner im Abflussgraben zurückkehrte.
Juan schaute hoch und schüttelte den Kopf. »Eduardo meldet, dass der Wächter vom Haupttor hierher unterwegs ist.«
Sirenen heulten, und Alarmsignale hallten über das Gelände. Aber noch hatte niemand den Rauch bemerkt, der vom Dach des benachbarten Gebäudes aufstieg. Um drei Uhr nachts war niemand darauf vorbereitet, mehrere Brände gleichzeitig bekämpfen zu müssen, und die nächste städtische Berufsfeuerwehr war dreißig Meilen weit entfernt.
Pablo vergeudete keine Zeit damit, das Feuer zu beobachten. Er nickte seinem Partner zu, dann nahm er im Laufschritt Kurs nach Osten. Juan hatte Mühe, sein Tempo zu halten. Sie überquerten die Schotterstraße zum Haupttor, kurz bevor sich von dort ein Fahrzeug näherte. Das Gelände jenseits der Straße war hügelig und ging dann in eine ebene Wüste über. Sie mussten sich in den Sand werfen, als der erste Wagen des Sicherheitsdienstes vorbeiröhrte. Nach einem kurzen Sprint wurden sie von einem weiteren Maschendrahtzaun gestoppt. Sie schnitten eine Öffnung hinein, die gerade groß genug war, um einen von ihnen hindurchschlüpfen zu lassen, während der andere das Drahtgeflecht hochhielt.
Nach einem zügigen Marsch von vierzig Minuten, in denen sie eine Strecke von zwei Meilen überwanden und ihren gesamten Wasservorrat aufbrauchten, erreichten sie den Highway. Parallel dazu bewegten sie sich ein kurzes Stück nach Osten, bis sie einen schwarzen viertürigen Pick-up-Truck sichteten, der unweit eines Durchlasses parkte und für einen flüchtigen Beobachter nicht zu erkennen war. Eduardo, der Dritte in ihrem Bunde,
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