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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Palast, den die Dschinnen für Solomon gebaut hatten. Alles wogte – der hohe Turm und die weißen Gebäude, die sich zu seinen Füßen ausbreiteten wie der Schleier eines Hochzeitskleids. Alle Gebäude wogten.
    Dann donnerte es in der Luft, weit entfernt; das Donnern wurde von den weit abgelegenen Bergen – ein roter Farbklecks in der Spätnachmittagssonne – zurückgeworfen. Das Donnern wurde vernehmlicher, ein langgezogenes Heulen rollte durch die wabernde Luft, wurde gebrochen, verstärkte sich und wurde lauter –
    – bis es sich in ein ohrenbetäubendes Röhren auflöste, das vom Sand zurückprallte. Düsenjäger zogen vorbei, fünfzig Meter über der Playa, sie kreischten wie mythische Greife und erfüllten die Luft mit Lärm. Sie trennten sich am weißen Turm, einer links, der andere rechts vorbei, jede Sekunde drei Maschinen, bis vier Sekunden vorbei waren und sie im sich ausbreitenden Donner verschwanden.
    Der weiße Turm, eine Konstruktion aus dünnen Stahlträgern, die mit billigem Stoff bespannt waren, stand unverletzt und schwankte in der Hitze. Leidy rieb sich die Augen und hob sein Fernglas.
    Der weiße Stoff war mit einem Dutzend neuer Löcher versehen. Die Bespannung über den anderen, niedrigen Rahmen war ebenfalls aufgerissen. Die Übungsbomben hatten ihr Ziel getroffen.
    Leidy verfolgte mit dem Fernglas die abdrehenden Flugzeuge. Sie hatten nun ihre Formation aufgelöst, führten klassische Verteidigungsmanöver gegen angenommene Luftabwehrraketen durch – ein Dutzend F-16, mit dem blauweißen Davidstern gekennzeichnet. Schöne Flugzeuge, dachte Leidy. Muß Spaß machen, sie zu fliegen.
    Leidy, Marta und ein Dutzend uniformierte Männer standen unter einem Leinwandzelt, eine halbe Meile von den großen weißen Konstruktionen des Übungszieles entfernt. Einen Moment lang sprach niemand. Leidy beobachtete weiterhin die Flugzeuge.
    »Was halten Sie davon?« Michael Mann trug nun eine Uniform mit Majorsabzeichen auf den Epauletten, hochgerollten Ärmeln und ein schief auf dem Kopf sitzendes Barett. Der befriedigte Ausdruck auf seinen breiten Lippen und das Funkeln in seinen Augen hatten Komplimente erwartet.
    Leidy setzte das Fernglas ab und wandte sich ihm zu. »Ich denke, Sie sollten ihre Piloten lieber anweisen, daneben zu zielen.«
    Manns Lächeln fiel in sich zusammen. »Wir können die Anlage in einem Angriff zerstören«, sagte er. »Wie wir es gerade demonstriert haben.«
    »Wir haben es gesehen.« Marta wischte eine Strähne ihres schwarzen Haares aus der Stirn. »Aber wenn Sie eine dieser hier nachmodellierten Anlagen zerstören, eliminieren Sie jede Chance, das, was im Bohrloch vor sich geht, zu kontrollieren. Sie könnten das Erdbeben auslösen, das Sie vermeiden wollten.«
    »Wir blasen ihren Bohrturm weg, wie können sie dann ihre Bombe in das Loch bringen?« insistierte Mann.
    »Die Bombe, wie Sie sie nennen, kann bereits im Bohrloch sein«, sagte sie. »Beschädigen Sie den Bohrturm, wie ziehen Sie sie dann wieder heraus?«
    »Wir unterbrechen ihre Kommunikation«, sagte Mann.
    Er fühlte sich sichtlich gestört, die Diskussion vor den anonymen uniformierten Männern führen zu müssen, die keine Rangabzeichen oder andere Insignien trugen, die sich aber um sie scharten und aufmerksam zuhörten.
    »Hudderit verbiegt sich nur, wenn Sie es treffen«, sagte Marta. »Bei CORE ist noch immer Kommunikation mit einem Floater möglich, der dreitausend Kilometer tief in einem Bohrloch steckt, das sich wie ein Vulkan aufführt.«
    »Dann zerstören wir ihren Kontrollraum, und sie sind nicht mehr in der Lage, Signale zur Bombe zu senden.«
    »Sie könnten sie mit einer Art Timer verbunden haben«, sagte Marta. »Einen elektronischen oder chemischen. Ein Thermometer.«
    »Sie meint einen ›Totmann‹-Auslöser«, sagte Leidy. »Wenn Sie recht haben, dann haben diese Leute, mit denen wir es hier zu tun haben, nichts zu verlieren. Ob lebend oder tot, sie sind darauf vorbereitet, so viele wie möglich zu töten.« Er sah zu den anderen Männern unter der Zeltplane. »Ihr Modell scheint sehr genau zu sein – die Struktur des Komplexes, seine Ausrichtung, selbst die Landschaft. Aber Ihr Angriffsplan beruht auf falschen Annahmen.«
    »Auf einigen Experten«, sagte Mann wütend.
    »Wir sind gefeuert, wir können nach Hause«, sagte Leidy heiter.
    »Noch nicht, bitte.« Einer der älteren Männer trat nach vorne; er hatte das Kürbisgesicht eines holländischen Onkels, seine Nase schien von einem

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