Unternehmen CORE

lange zurückliegenden Faustkampf plattgedrückt. »Wir schätzen Ihre Bereitschaft, uns zu helfen.«
    »Danken Sie dem U.S. State Department«, sagte Leidy.
    »Es ist für unsere wie auch für Ihre Sicherheit, daß wir uns noch nicht vorgestellt haben. Sie haben viele Probleme aufgezeigt, vielleicht könnten Sie auch Alternativen vorschlagen.«
    Leidy zögerte und blinzelte in die Wüstenlandschaft.
    »Irgendwie sollten Sie versuchen, in ihren Kontrollraum einzudringen, bevor sie wissen, daß sie angegriffen werden«, sagte Marta.
    »Eine beschissen großartige, unmögliche Idee«, sagte Mann.
    »Major, geben Sie uns noch ein wenig Zeit«, sagte der Ältere zu ihm.
    »Bringen Sie mich zur Anlage«, sagte Leidy. Er hörte es sich selbst sagen, und ein Teil von ihm wollte sagen: gib uns eine Minute Zeit, alter Junge, aber er fuhr fort. »Bringen Sie mich hinein, alleine. Alles, was Sie haben, was Sie wissen, reicht aus, um meinen Vater zu finden.«
    »Was nützt uns das?« fragte der Ältere.
    »Wenn ich ihn finde, mit ihm rede … wenn er weiß, was passiert … kann er es von innen heraus stoppen.«
    Der ältere Mann rieb sich die gebrochene Nase. Michael Mann starrte Leidy an. Aber er lachte nicht.
    Niemand sonst tat etwas. Aber niemand sagte nein.
     
    »Sie benutzen dich zur Ablenkung«, sagte Marta, als sie die Stufen in dem Bürogebäude am Stadtrand Tel Avivs hochstiegen. Die Aufzüge waren – vielleicht absichtlich – außer Betrieb. »Vielleicht wollten sie das von dir schon die ganze Zeit.«
    »Traue ihnen etwas Verstand zu.«
    »Nach dem, was ich von ihnen gesehen habe?«
    Sie nahmen an, daß der Betonbau, in dem sie untergebracht waren, eine Einrichtung des Militärischen Nachrichtendienstes war, obwohl er in einer engen und dichtbewohnten Umgebung lag. Das Gemurmel aus Hebräisch, Russisch, Arabisch und anderen Sprachen, die Leidy niemals zu identifizieren hoffen konnte, drang von der Straße in das dunkle Treppenhaus; daneben die bekannten Gerüche von Autoabgasen und gegrilltem Fleisch.
    Er haßte Betonbauten. Die Alten hatten mit Beton Wunder geschaffen – angefangen bei den kretischen Minoern in der Bronzezeit bis zu den Römern einige tausend Jahre später. Sie hatten Bewässerungssysteme, Brücken, Häfen, die himmlische Kuppel des Pantheon gebaut, alles mit Beton. Noch einmal zweitausend Jahre vergingen, und die modernen Nachfahren am Mittelmeer setzten Betonbauten in den Dreck wie kubische Scheißhaufen.
    »Sie bringen dich in die Anlage und nehmen an, daß du festgenommen wirst«, sagte sie keuchend beim Treppensteigen. »Du verursachst einen ziemlichen Krawall, in der Zwischenzeit kommen sie mit ihren Bomben. Die einzige Art und Weise, wie solche Leute mit Problemen umgehen, ist, sie in die Luft zu sprengen.«
    »Man muß die Chance ergreifen, wenn sie einem gegeben wird. Um ihn zu retten.«
    »Gut, sie werden mich nicht lassen.«
    »Vielleicht ist das, was die Israelis und ich gemeinsam haben … daß mir auch nichts besseres einfällt.«
    »Wir könnten von hier verschwinden. Eine Pressekonferenz einberufen und der Welt erzählen, was wir wissen. Warum haben sie das nicht schon längst versucht?«
    »Weil keiner von uns genau weiß, ob es nicht doch eine Probebohrung darstellt. Dieses Seismogramm könnte jedenfalls lediglich Wunschdenken sein.«
    »Wunschdenken! Glaubst, daß es ein unschuldiges Loch ist?«
    »O Marta …«
    Wenn Michael Mann die Wahrheit erzählt hatte, als er sie über Roginsky unterrichtete, dann war es kein unschuldiges Bohrloch. Roginskys Arbeit für die Russische Ölgesellschaft war nur eine Tarnung, behauptete Mann. Roginsky arbeitete für die Armee; während der Breschnew-Jahre hatte er sich auf das Studium sogenannter seismischer Manipulationen verlegt. Aber das Militär stand praktischen Experimenten innerhalb der Grenzen der Sowjetunion ablehnend gegenüber.
    Mitte der siebziger Jahre sprach Roginsky den wichtigsten Verbündeten der UdSSR im Nahen Osten, die selbsternannte Irakische Region des Arabischen Heimatlandes, an; er firmierte als Wirtschaftsberater. Mit dem Vizepräsidenten des Irak – dem Chefstrategen der Baath-Partei, einem jungen Mann mit großen Ambitionen und Intelligenz – diskutierte er die Technologie sehr tiefer Bohrungen. Aber Saddam Hussein war nicht sonderlich überzeugt, auch dann, als Roginsky offen aussprach, was er wirklich vorhatte.
    1978 erschütterte ein Erdbeben von der Stärke 7,7 auf der Richterskala den Iran. Es dauerte neun