Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
unterbrochen? Ich hätte diesen Teenager-Anwalt fertiggemacht.« Dink spielte an seinem Radar-Detektor, bis er ein beruhigendes Trillern von sich gab. »Ich denke, sie hätte sich dir wirklich geöffnet.«
    »Ich sage dir eins«, unterbrach ihn Leidy mit abrupter Lebhaftigkeit. »Es wird immer einen Markt für Industriediamanten geben.«
    »Du solltest die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß diese Frau wirklich einmal Hudderit in großen Mengen herstellt«, sagte Dink. »Das wäre das schlimmste Szenario. Sie läßt ein Verfahren im großen Maßstab patentieren, gerade zu dem Zeitpunkt, wo Cyrus’ Patente auslaufen. Es wird sich schnell herumsprechen, und dein Markt ist ruiniert.«
    »Müh dich nicht ab, mich zu beunruhigen.«
    »Ich glaube, du solltest deinen Horizont erweitern, Leidy. Es ist Zeit, über Diamanten hinauszuschauen. Auch über Kohlenstoff. Erinnere dich, auch Aluminium war einmal ein wertvolles Metall.«
    Leidy, der unruhig geworden war, setzte sich in dem Ledersitz auf. »Die Patente laufen noch eine Weile.«
    »Sicher. Ich werde argumentieren, daß Cyrus’ Beschreibungen das, was sie gemacht hat, so weit abdecken, auch wenn er nicht ihren Vakuumbogen spezifizierte. Die Formulierung der Anklage wird entscheidend sein.« Ein netter Grad an Präzision würzte die Breite der Anklageschrift. Dink hatte sie selbst aufgesetzt.
    »Du kennst sie auswendig«, sagte Leidy.
    Es war nicht Dinks Fehler, mit einem guten Gedächtnis ausgestattet zu sein. Er kannte die meisten der synoptischen Evangelien auswendig – Ergebnis seiner zwei Jahre im Priesterseminar. »Jede Eingabe sollte angefochten werden«, sagte er. »Man weiß nie, in welcher Erdfalte der Goldstaub verborgen ist. Außerdem, wie sollten wir Barrakudas sonst unsere unrechtmäßigen Gewinne einstreichen?«
    Leidy blickte nach Süden, wo die grünenden Felder zwischen Dünen der flachen grauen See Platz machten.
    Dink versuchte es ein weiteres Mal. »Zum anderen, wenn Erfinder auf Patentanwälte hörten, würde niemand mehr etwas publizieren, jedes Geheimnis wäre sicher verschlossen und der Fortschritt käme zum Stillstand.« Selbstbezichtigung eines Anwalts hatte etwas Verführerisches. Aber Leidy hatte alles schon einmal gehört.
     
    Dinks Wochenendhaus schien sich in seinem abblätternden Glanz hinter einem Streifen Sand und Ufergras zu räkeln, der breit genug war, um die rechteckigen modernen Konstruktionen der Nachbarn auf Abstand zu halten. Die See war nicht zu sehen, jedoch war man sich ihrer stummen Gegenwart hinter den Dünen bewußt. Der Sand hatte sich landeinwärts bewegt, seitdem vor achtzig Jahren das Grundstück bebaut worden war; kupferfarbenes Licht umrandete die nahen Dünenkämme, während die beiden Männer ihre Taschen aus dem Wagen luden.
    Drinnen rochen die geräumigen Zimmer nach trockenem Holz und jahrzehntealten Farb- und Wachsschichten, die der Fäulnis zuvorkommen sollten. Der Schimmelgeruch war durch einen kürzlichen Renovierungsschub ausgetrieben worden: neue Vorhänge und Möbel, neue Polster auf den alten Sesseln. Und es gab den schärferen mineralischen Geruch von feinem Sand; Leidy fühlte sich an Afrika erinnert.
    Dink gab ihm das oben gelegene Schlafzimmer, das einst Dinks Söhnen gehört hatte. Das Zimmer war bis auf ein Messingbett, einen Schrank und eine Kommode leergeräumt; an die Tapete waren Sportwimpel geheftet, alle waren grau geworden und ausgebleicht. Nachdem er seine Hosen und Jacken aufgehängt, seine Hemden und seine Unterwäsche verstaut hatte, stand Leidy vor dem salzverkrusteten Fenster und betrachtete die leuchtenden Dünen und das purpurne Meer. Erzitterte.
    Er hörte Dink unten herumräumen, Teppiche ausrollen, Sicherungen einschnappen und Lebensmittel wegpacken. Leidy ging hinunter.
    In der Küche warf ihm Dink eine schwitzende Flasche Carlsberg-Bier zu. »Trink sie, bis im Kühlfach Eiswürfel sind.«
    Leidy sah ihm zu, während er Zwiebeln hackte und sich vergnügt lang und breit über die Steuern und andere Kosten des Hauses ausließ und wie immer seiner Frau dafür die Schuld gab. »Gehört, seitdem es fertiggestellt wurde, zur Familie, es war eines dieser Anlageobjekte ihres Großvaters, des Immobilienhais. Ich kann ihn mir richtig vorstellen, wie er den Dummkopf, dessen Traum dieses Haus war, um seinen letzten Kupferpenny geprellt hat.« Wenn es nach ihm gegangen wäre, behauptete Dink, hätte er das Grundstück in einzelne Parzellen geteilt und bereits vor einem Jahrzehnt

Weitere Kostenlose Bücher