Unternehmen CORE
verkauft, »für einen riesigen Gewinn.« Aber nein, Joan liebte den Sandstreifen und den lahmen bleichen weißen Elefanten darauf. Nun wollte er das Haus erneut anstreichen, das dritte Mal, seitdem es in seinen Besitz übergegangen war.
Es gab Zeilen in diesem Skript, die dem Zuhörer vorbehalten waren – »Komm schon, du weißt doch, daß du ebenso das Haus liebst, denk an all die Erinnerungen«, und so weiter. Gewöhnlich spielte Leidy seinen Part, heute aber fragte er: »Wo ist Joan?«
»Für ein Wochenende bei Kat – habe ich dir das nicht erzählt?« Dink warf ihm einen seltsamen Blick zu. Was hatte Leidy auf dem Herzen? »Du hast recht, ich bin ein fürchterlicher Langweiler. Das gleiche Band, immer und immer wieder. Wenn du ein Nachbar wärst, würde ich darauf achten, mich nicht zu wiederholen.«
Leidy schnippte mit dem Daumen einen Kondenstropfen von der Bierflasche, sagte »beruhige dich« und verfiel wieder ins Schweigen.
Dink setzte einen Topf mit Wasser für die Pasta auf, schüttete die gehackten Zwiebeln und das Fleisch in eine Pfanne und öffnete eine Dose mit Tomatensauce. Da es solche Zeiten gab, wo er es nicht ertragen konnte, nicht amüsant zu sein, schwätzte Dink weiter, wechselte so schnell wie TV-Scanner die Themen; er versuchte, Minenaktien zu diskutieren, und als er keine Antwort erhielt, wechselte er zum Immobilienmarkt, sprang dann schnell zu den neuesten Filmen und bemerkte schließlich, als er sich selbst über die gegenwärtige Retrospektive am MOMA extemporieren hörte, daß er zu sich selbst redete.
Leidy hatte sich zurückgezogen und zerkleinerte gleichmütig Salatblätter.
Sie trugen ihre Teller zum Tisch, um, wie Dink dachte, schweigend das Abendessen einzunehmen. Er ging zum Seitenregal und wählte einen neunjährigen Bordeaux, entfernte die Plastikumhüllung und attackierte den Korken mit einem schönen Spiralöffner.
»Ich hör mich wie ein Schwachkopf an, oder?« sagte Leidy plötzlich. »Immer, wenn das Gespräch auf meinen Vater kommt.«
Der Korken ploppte. Dink schenkte den Wein ein und spielte auf Zeit. »Kann ich dir folgen?«
»Natürlich kannst du das. An diesem Nachmittag, mit der McDougal. Welche Rolle spielt es schon, was sie über ihn denkt? Was geht das mich an? Warum fahre ich da aus meiner Haut?«
»Keiner behauptet, daß er ein guter Vater war.«
»Bist du ein guter Vater, Dink?«
Dinks Verteidigung stand auf wackeligen Beinen. Er prüfte Leidys fragenden Blick, wich aus und machte sich an der Flasche zu schaffen. Dink sah sogar zu gut aus, um ein guter Vater zu sein, und er wußte es. Braungebrannt, sportlich, kurzgeschnittene graue Haare, ein Mann, der auf die sechzig zuging, jedoch eher wie fünfundvierzig aussah. Gute Väter machen keine Spaghetti und tragen dabei blauweiße Schürzen über ihre gesteiften Oxford-Hemden, deren Ärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt sind. Das war Junggesellen-Outfit.
Leidy rettete ihn vor einer Antwort. »Ich bin kein guter Vater. Ich habe Josie vielleicht zweimal in drei Monaten gesehen. Hab ihm aus Marokko keine Postkarten geschickt, da ich dachte, ich wäre wahrscheinlich noch vor ihnen da.«
»Was wahrscheinlich auch richtig ist. Und Josiah ist wie alt – vier, fünf?«
»Außerdem waren die Briefmarken ziemlich lausig.« Leidy lachte, wenig amüsiert. »Er würde sich freuen, wenn er sie hätte. Eines Tages.«
»Iß ruhig weiter«, sagte Dink. »Ich bin gleich wieder da.«
Leidy wollte warten, konnte aber nicht. Er war hungrig. Er grub in die Pasta und wurde mit jedem Bissen hungriger. Er hatte fast seinen Teller geleert, als Dink wieder ins Licht trat, mit einem Packen von Polaroid-Fotos in der Hand.
»Ich habe sie im Schrank gefunden, als wir das Wohnzimmer renovierten. Hatte vergessen, wohin ich sie getan habe.« Er hielt die Bilder fächerförmig vor sein Gesicht und studierte sie, als wären sie ein gutes Blatt, bevor er den Fächer zusammenklappte und ihn Leidy reichte.
Es waren blasse Schwarzweiß-Fotos, aufgenommen hier am Strand; über den Dünen spitzte der Giebel des Hauses hervor. Sie zeigten einen sehr viel jüngeren Dink, die Haare gingen ihm bis zu den Ohren, in unförmigen Bermuda-Shorts, die bis zu seinen knubbeligen roten Knien reichten. Und Joan, seine Frau mit ihren großen Augen, geschmeidigen Haaren, die aussah wie eine gutgenährte Audrey Hepburn, in weißen Capri-Pants und schwarzem Top.
Und es war ein schlaksiger Cyrus Hudder zu sehen, barfuß, der einen ausgebeulten
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