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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erscheinen gellten die Kommandos, die Hände der Offiziere flogen an die Mützen.
    Prassolow grunzte in sich hinein. Er erwiderte den Gruß kurz und knapp, schritt dann zu dem ›Charlie‹-U-Boot und erkannte schon von weitem den Mann, der an dem Kommandanten vorbei über den Steg das Boot verließ. Er war noch reichlich jung. Nicht mehr als höchstens Mitte Dreißig, dachte Prassolow. Er trug eine Uniform, als habe sie ein Maßschneider gearbeitet, und kam dem Admiral mit elastischen Schritten entgegen. Mit einem Ruck blieb er dann stehen und grüßte.
    »Korvettenkapitän Iwan Victorowitsch Jakowlew meldet sich zur Verfügung!« sagte er mit klarer, dunkel klingender Stimme. Kalte Bärenaugen hat er, dachte Prassolow. Er lächelt freundlich, aber dieses Gesicht wird immer wie eine Maske sein. Man sollte auf der Hut bleiben.
    Prassolow tippte an seine Mütze. »Willkommen in der Einsamkeit«, antwortete er. »Was bringen Sie mit, Iwan Victorowitsch?«
    »Zehn Mini-U-Boote, Genosse Admiral!« Jakowlew stand wie ein Denkmal. »Und ein Handschreiben des Oberkommandierenden, des Genossen Admiral Gortschkow.«
    Prassolow nickte schwer. Von diesem Augenblick an wußte er, daß Petropawlowsk auf Kamtschatka nicht mehr außerhalb des großen Weltgeschehens lag …

2
    Die Nachrichten, die Jakowlew in einem versiegelten Umschlag mitgebracht hatte und deren Übergabe Admiral Prassolow mit seiner Unterschrift bestätigen mußte, waren tatsächlich von allergrößter Wichtigkeit und vor allem äußerst geheim. Prassolow las die Papiere langsam durch, als lerne er jeden Satz auswendig, legte dann die Seiten auf seinen Schoß und sah zu dem wartenden und Tee trinkenden Jakowlew hinüber.
    »Sie kennen den Inhalt der Papiere, Iwan Victorowitsch?« fragte er und hatte, als er Jakowlew musterte, wieder das unangenehme Gefühl, in eisige Bärenaugen zu blicken. Wird Jemschin seine Freude an ihm haben, dachte er ein wenig gehässig. Auch mit deiner Ruhe ist's vorbei, mein lieber Nikolai Iwanowitsch. Was ich hier auf den Knien balanciere, verändert uns alle. Der Krieg im Dunkeln ist zu uns gekommen.
    »Man hat mich eingeweiht, soweit das notwendig war«, antwortete Jakowlew vorsichtig. »Natürlich weiß ich nicht, was der Genosse Oberbefehlshaber geschrieben hat. Ich kenne nur meine Aufgaben.«
    »Die Amerikaner – der Teufel hole sie! – bereiten geheime Versuche im Nordpazifik vor. Agentenmeldungen berichten vom Bau unterseeischer Bunker auf der Wake-Insel, was darauf hindeutet, daß in absehbarer Zeit irgendeine Sauerei passiert im Zusammenhang mit diesen Bunkern. Ein neuer U-Boot-Typ soll dort vielleicht erprobt …«
    »Man glaubt eher an eine neue Art von Marschflugkörpern und sich selbst steuernden Torpedos mit Atomsprengköpfen«, sagte Jakowlew so gelassen, als lese er aus der Zeitung vor. »Das Oberkommando hat ein großes Interesse daran, diese geheimnisvollen Aktivitäten der Amerikaner zu beobachten und zu enträtseln. Das Projekt gehört zu den geheimsten des Pentagon. Die Amerikaner unternehmen die größten Anstrengungen, um die Seeherrschaft, die sie schon lange mit uns teilen müssen, voll wieder zu erobern. Das Oberkommando betrachtet dies als eine aktive Bedrohung unserer Marine.«
    »Ich habe es eben gelesen.« Prassolow faltete die Papiere zusammen und steckte sie in den braunen Umschlag zurück. »Man hat Sie mir zugeteilt, Iwan Victorowitsch, als Kommandeur eines neuen Sonderkommandos. Die Einsatzbefehle kommen aus dem Hauptquartier. Zunächst handelt es sich um eine Ausspähung der amerikanischen Aktivitäten.« Prassolow blickte Jakowlew wieder in die Bärenaugen: »Sie wissen, daß Sie in einer Woche umziehen?«
    »Nein, Genosse Admiral.« Jakowlew war ehrlich verblüfft. »Das ist mir neu.«
    »Petropawlowsk wird die Basis sein. Sie werden mit Ihrer Sondergruppe in das Marinelager von Kasatka verlegt. Kasatka ist eine winzige Stadt auf der Kurileninsel Iturup, nicht weit von Japan. Wenn Sie dort ankommen und an Land schwarze Flecken sehen, dann raten Sie nicht lange – es sind Ansammlungen weinender Seehunde, die ihr Schicksal beklagen, dort leben zu müssen! Von Kasatka aus werden Sie eingesetzt, Genosse Jakowlew. – Jetzt dürfen Sie einen Fluch loslassen, ich erlaube es Ihnen.«
    Prassolow irrte sich. Jakowlew zeigte keine Erschütterungen. Das bewies: Iwan Victorowitsch besaß eine noch kältere Seele, als man bisher befürchten mußte. Er sah nur etwas nachdenklicher in eine Ecke des

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