Unternehmen Grüne Hölle
und Fahrer gehörten zum
Landgut Bridigaggio.
Die TKKG-Bande und Elisa quetschten
sich in einen der Fünfsitzer — zu Alfredo, einem freundlichen Typ aus Bergamo.
Er sprach ein bißchen Englisch. Für die Verständigung reichte es.
Eine endlose Fahrt. Erst durch eine
industriereiche Gegend, dann durch grünes Hinterland.
Gaby zählte die Pinien, von denen die
Landstraße gesäumt wurde. Karl zählte die Zypressen. Klößchen stärkte sich mit
Schokolade.
Tim beobachtete den vorausfahrenden
Wagen, in dem — außer dem Fahrer — Stefanie und Merpe saßen.
Sie erreichten Bridigaggio, das
prächtige Landgut. Im Norden erhoben sich die Berge. Auf den Feldern ringsum
gediehen die Rebstöcke.
Von Elisa wußte die TKKG-Bande, das auf
dem Gut ein berühmter Wein gekeltert und abgefüllt wurde.
Das Gutshaus war ein langgestrecktes
Gebäude, hufeisenförmig angeordnet, ockergelb, mit grünen Fensterläden.
Der Gutsverwalter, die Haushälterin,
die Köchin, zwei Mädchen, der Weinküfermeister und seine beiden
Kellereigehilfen — alle waren angetreten, um Stefanie zu begrüßen.
Dabei wurde nur italienisch gesprochen,
und die TKKG-Bande verstand kein Wort. Aber Stefanies Gesten war zu entnehmen,
daß sie dem Personal die Gäste ans Herz legte.
Elisa zeigte ihren Freunden die Zimmer.
Gaby schlief bei ihr. Die Jungs wollten
in einem der größeren Gästezimmer zusammenbleiben.
„Solange Merpe hier rumhockt“, sagte
Tim, während er seinen Seesack auspackte, „haben wir ihn unter Kontrolle.
Schwierig wird es erst, wenn er sich unter irgendeinem Vorwand nach Mailand
absetzt. Dann müssen wir ihn verfolgen.“
„Wenn er sich einen der Landrover
ausleiht“, meinte Karl, „sind wir angeschmiert.“
„Wahrscheinlich müssen wir Elisa
einweihen“, nickte Tim. „Sie ist hier die Junior-Chefin. Ihr Wort gilt. Wenn
sie dem Alfredo sagt, daß er uns nach Mailand — oder sonstwohin — fahren soll,
geschieht das. Eine andere Möglichkeit wäre, Merpes Zimmer und sein Gepäck zu
durchsuchen. Wenn er den SD bei sich hat, muß er ihn irgendwo versteckt haben.“
Es klopfte. Die Mädchen standen
draußen.
„Wenn ihr wollt“, meinte Elisa, „führe
ich euch rum, zeige euch die romantischen Winkel, die Ställe — in denen aber
leider kein Vieh steht — , unsere Bienenhäuser und den Weinkeller. Dazu reicht
die Zeit noch — vor dem Abendessen. Da werden wir zu acht sein. Mutti hat
irgendwen eingeladen. Macht sie immer, wenn wir hier sind. Kein Abendessen ohne
irgendwelche Typen aus Monza, Novara, Brianza, Merate oder Lecco. Die wenigsten
sind Italiener, sondern sonstwoher. Mich nerven sie alle. Aber unser Landgut
gefällt euch doch. Oder?“
„Phantastisch“, nickte Karl.
„Also auf zur Besichtigung“, sagte Tim
— und sah seine Zimmergenossen bedeutungsvoll an. „Mit der anderen Sache warten
wir noch.“
„Womit?“ fragte Gaby.
„Wir dachten an einen Ausflug nach
Mailand. Falls“, setzte er hinzu, „das nötig sein sollte.“
20. Überraschung beim Abendessen
Der Speisesaal von Bridigaggio war über
300 Jahre alt — das Gebäude selbstverständlich auch. Aber nur im Speisesaal
hatte sich die herrliche Wandmalerei aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Die
TKKG-Bande staunte.
Karl bewies wieder mal, wie bewandert
er in Kunstgeschichte war, und hielt einen Vortrag.
Kaum daß er geendet hatte, erschien
Merpe in schnieker Aufmachung. Daß er bei der Jugend nicht ankam, wußte er
inzwischen. Dem begegnete er mit verächtlichen Blicken. Im übrigen benahm er
sich, als wäre er nicht Gast, sondern Hausherr.
Auf der langen Tafel lagen acht
Gedecke.
Tim hörte, wie auf dem Hof ein Wagen
vorfuhr.
Er trat zum Fenster.
Es war noch hell, der Himmel apfelgrün
mit einem orangefarbenen Strich im Westen.
Vor dem Portal hielt ein silbergrauer
Rolls Royce. Den Chauffeur konnte Tim nicht erkennen. Aber aus dem Fond stieg
jetzt ein großer Kerl in weißem Anzug. Er war braunhäutig, besaß eine gewaltige
Hakennase und schwarzes Kraushaar.
Ein Skandinavier, dachte Tim, ist das
nicht. Wo der herkommt, da brennt die Sonne auf Wüstensand.
Stefanie empfing ihn am Eingang. Sie
trug ein silbriges Kleid, und der Stoff schien zu fließen.
Beide kamen herein.
„Ach, der“, flüsterte Elisa. „Auch so
einer, den ich nicht mag.“
„Darf ich vorstellen“, rief Stefanie
mit hektischer Fröhlichkeit, „ein lieber Freund des Hauses wird mit uns
speisen: Herr Anis Gasthmi.“
„Was?“ brüllte Friedhelm
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