Unternehmen Grüne Hölle
Merpe.
Stille. Alle starrten ihn an.
Was ist denn in den gefahren? dachte
Tim. Steht jetzt da wie ein begossener Pudel. Offensichtlich hat ihn der
Schreck getroffen. Weshalb?
„Ent... schuldigung“, stotterte Merpe.
„Es... hat mich überrascht. Ich... äh...“, er streckte Gasthmi die Hand hin,
„bin Friedhelm Merpe. Telefonisch kennen wir uns nämlich“, erklärte er, indem
er sich Stefanie zuwandte. „Wir sind sozusagen Geschäftsfreunde. Import,
Export. Weißt ja, Stefanie, daß ich Geschäfte mache. Geschäfte aller Art.“
Gasthmi lächelte. Er hatte grobe Züge
und kalte, glitzernde Augen.
„Sie habe ich hier nicht erwartet,
lieber Merpe. Das ist wirklich eine Überraschung. Stefanie, bei dir erlebt man
doch immer was Neues. Da wir uns nun so zwanglos begegnen, lieber Merpe, erspart
uns das die umständlichen Telefonate. Am besten, Sie besuchen mich gleich
morgen — falls du gestattest, Stefanie. Aber es ist immer gut, wenn man die
Geschäfte rasch erledigt. Einverstanden, Merpe? Stefanie? Gut, Merpe. Dann lasse
ich Sie morgen vormittag abholen. Mein Chauffeur wird Sie nach Ramazzoni
bringen.“
„Am liebsten käme ich mit“, lächelte
Stefanie, „die Grüne Hölle wollte ich mir längst ansehen. Aber leider kann ich
morgen nicht. Der Verwalter braucht mich für dringende Angelegenheiten.“
„Sobald wir das Kloster umgebaut
haben“, lächelte Gasthmi, „mußt du mich besuchen. Auch das Tal wird gerodet.
Zur Zeit ist es wirklich eine Grüne Hölle.“
Sein Blick glitt über den Nachwuchs.
„Tag, Elisa. Du wirst immer hübscher.“
„Tag, Herr Gasthmi“, sagte sie ohne
Lächeln.
Dann stellte Stefanie die TKKG-Bande
vor, und Tim spürte sofort, daß der Araber ihn nicht mochte.
Beruht auf Gegenseitigkeit, dachte er.
Im übrigen, Freund Gasthmi, hast du uns sehr geholfen. Jetzt haben wir
Durchblick. Ihr beiden Geschäftsfreunde, ihr!
Das Essen war vorzüglich.
Die Jugend trank Traubenmost. Die drei
Erwachsenen sprachen dem Wein zu.
Gasthmi redete unablässig, aber es
lohnte nicht, hinzuhören. Er machte Text und konnte mit 1000 Worten nichts
sagen. Seine Themen waren Luxusautos, Luxusjachten und luxuriöse Reiseziele.
Mit keiner Silbe erwähnte er die politische Situation in seinem Land.
Tim erinnerte sich. In den
Zeitungsberichten über El Hamid, den Schrecklichen, war auch von Anis Gasthmi
die Rede gewesen. Offenbar hatte er dem Aufrührer als Sekretär und rechte Hand
gedient. Aber das war ja nun unabänderlich vorbei.
„Wir albern hier rum“, sagte Elisa
plötzlich, „dabei wurde Mutti vor einer Woche auf gemeinste Weise bestohlen.
Stellen Sie sich vor, Herr Gasthmi: Den Saturn-Diamanten, den Sie so gern
kaufen wollten, den hat jetzt der Dieb.“
„Tatsächlich?“ Für eine Sekunde glitt
Gasthmis Blick zu Merpe. „Das tut mir aber leid! Wie ist denn das passiert?“
Merpe hatte sich wieder über seinen
Teller gebeugt und aß, als gäbe es nichts Wichtigeres. Stefanie berichtete.
Gasthmi nickte zu jedem Wort. Seine
Miene blieb undurchdringlich.
„Du darfst den Mut nicht verlieren“,
meinte er dann. „Bestimmt wird das aufgeklärt. Die deutsche Polizei gilt doch
als ungemein tüchtig.“
Worauf du dich verlassen kannst, du
scheinheiliger Bursche! dachte Tim. Du wolltest also den Diamanten bereits
kaufen — bist aber abgeblitzt. Gut, das zu wissen! Paßt alles herrlich
zusammen. Jetzt gibt’s keine Zweifel mehr.
Nach dem Essen zogen sich Stefanie,
Merpe und der Araber in die sogenannte Bibliothek zurück, wo zwar nur wenige
Bücher standen, aber ein schwaches Feuer im großen Kamin knisterte. Einige der
besten Weine des Landguts waren in Kristallkaraffen abgefüllt.
Der Nachwuchs, den das überhaupt nicht
interessierte, war entlassen.
Jetzt müssen wir die Wahrheit aus der
Kiste holen und Elisa einweihen, dachte Tim.
„Freunde“, sagte er. „Ich bitte alle
zum großen Palaver (Gerede). Wo sind wir ungestört? Gehen wir in euer
Zimmer?“ wandte er sich an die Mädchen. „Oder zu uns?“
„Bei uns ist tadellos aufgeräumt“,
meinte Gaby. „Und das soll erstmal so bleiben. Da wird nicht rumgelümmelt. Bei
euch kommt’s nicht darauf an.“
„Hohoh!“ grinste Klößchen. „Um Chaos zu
machen, hatten wir noch gar keine Zeit.“
Im Zimmer der Jungs suchte sich jeder
einen Platz. Tim spähte auf den Flur hinaus und schloß dann sorgfältig die Tür.
Elisa wirkte gespannt — war sie doch die einzige, die von nichts wußte.
Während Tim berichtete,
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