Unternehmen Grüne Hölle
Dieser
Schauspieler! dachte er.
Friedhelm blinzelte ihm zu. Dann spiegelte
sein Schönlingsgesicht höchste Verblüffung.
„Aber...“, stotterte er. „Wirklich,
Stefanie: Du bist zu gut zu mir. Klar, nehme ich an. Riesenfreude! Nur zu gern!
Nur zu gern! Wenn ich in deiner Nähe bin, steigt mein Blutdruck. Aber das weißt
du. Freitagnachmittag geht’s los? Das paßt mir ausgezeichnet. Irrer Zufall.
Denn gerade jetzt wollte ich in Mailand einen Geschäftsfreund aufsuchen. So
kann ich das eine mit dem andern verbinden. Herrlich!“
Zweimal noch bedankte er sich — und
machte schöne Worte, während er in Harrys Richtung Fratzen schnitt.
Kaum daß er aufgelegt hatte, schüttelte
ihn ein Lachanfall.
„Harry!“ keuchte er. „Das... das...
glaubst du nicht. Diese Zicke... nein, es ist zu schön! Sie... Stell dir vor:
sie lädt mich ein. Auf ihr Landgut Bridigaggio bei Mailand. Nächstes
Wochenende. Auf ihre Kosten fliege ich hin und zurück. Begreifst du?“
Harry brach in Gelächter aus. „Sie
finanziert dir deine Geschäftsreise zu Gasthmi, wenn ich das richtig sehe.
Damit du ihm den Diamanten verkaufen kannst, den du ihr geklaut hast. Das nenne
ich großherzig. An deiner Stelle würde ich sie heiraten.“
„Gute Idee.“
„Du hättest ausgesorgt.“
„Und du gleich mit, wie? Weil du mich
ein bißchen erpressen könntest. So nach der Art: Gib Geld — oder ich sage
deiner Frau, daß du sie damals beklaut hast.“
Harry legte beide Hände aufs Herz. „Das
traust du mir doch nicht zu.“
„Doch. Aber das sind ungelegte Eier.
Jetzt muß ich Gasthmi die frohe Botschaft übermitteln — und wie sehr ich mich
darauf freue, ihn persönlich zu treffen.“
Nachdem er sich mit einem
englisch-radebrechenden Wüstensohn auseinandergesetzt hatte, wurde er mit Anis
Gasthmi verbunden.
„Hallo, sind Sie’s, Merpe?“ fragte der
Araber auf deutsch. „Ja, bin ich.“ Friedhelm staunte. „Haben Sie inzwischen
meine Muttersprache gelernt?“
„Ich spreche sechs Fremdsprachen“,
erklärte Gasthmi bescheiden. „Wir hätten uns auch das erste Mal auf deutsch
unterhalten können. Haben Sie den Saturn-Diamanten?“
„Natürlich. Wie versprochen. Auf mich
ist Verlaß. Friedhelm Merpe macht selbst das Unmögliche möglich. Der Stein
übertrifft alles. Wieviel ist er Ihnen wert?“
„Fordern Sie!“
„500 000 Mark.“
„In Ordnung“, sagte Gasthmi.
Was? dachte Friedhelm. Der feilscht
nicht? Was die Orientalen doch alle tun. Ich Esel! Eine Million hätte ich verlangen
sollen.
„Zuzüglich meiner Spesen“, sagte er
rasch. „Hin- und Rückflug nach Mailand. Kost und Logis.“
„Einverstanden.“ Gasthmi schien sich zu
amüsieren. „Wann darf ich Sie erwarten?“
„Nächstes Wochenende.“
„Gut. Allerdings werde ich dann nicht
in Mailand sein. Sie müßten eine zweistündige Autofahrt auf sich nehmen und...
Nein, es ist wohl besser, wenn ich Ihnen einen Wagen schicke, Sie also abholen
lasse.“
„Hm. Ja.“
„Sie müßten mir mitteilen, wohin mein
Chauffeur kommen soll.“
„Mache ich. Sobald ich gelandet bin,
rufe ich Sie an. Im Moment weiß ich noch nicht, wo ich absteigen werde.“
„Dann notieren Sie sich bitte die
andere Rufnummer“, sagte Gasthmi. Er wiederholte sie zweimal, um jeden
Übermittlungsfehler auszuschließen.
„Und wo ist das?“ fragte Friedhelm.
„Sie haben sicherlich schon vom Tal der
Grünen Hölle gehört?“
„Nein. Klingt ja wie südamerikanischer
Urwald.“
„Liegt aber im Herzen Europas“,
erklärte der Araber, „nämlich ca. zwei Autostunden — wie gesagt — von Mailand
entfernt. Es handelt sich um ein ehemals liebliches Tal, das nur einen Zugang
besitzt. Hohe Berge schirmen es vom Rest der Welt ab. Ähnlich wie die
oberitalienischen Seen besitzt das Tal ausgeprägtes Mittelmeerklima. Deshalb
die üppige Vegetation (Pflanzenbestand). Grünes Paradies — der Name wäre
angemessen.“
„Und weshalb heißt es Grüne Hölle?“
Friedhelm unterdrückte ein Gähnen.
„Wegen der Greueltaten. Das Tal ist
sehr groß, war aber nie besiedelt. Lediglich Mönche hatten dort ein
imponierendes Kloster erbaut. Mit Namen Ramazzoni. Während des Zweiten
Weltkrieges war es Zufluchtstätte politisch Verfolgter. Eine geheime Zuflucht,
natürlich. Aber die Machthaber erfuhren davon. Und so kam es — 1943, glaube ich
— zu einem fürchterlichen Gemetzel. An die 100 Menschen wurden von politischen
Fanatikern umgebracht. Seitdem nistet der Aberglaube in der
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